Sonntag, 31. Januar 2016

Gegen die allgemeine Dummheit – Teil 1

[Dies ist das Skript zu einem Video, das auf Youtube veröffentlicht wurde]


Seid mir gegrüsst, oh Zielgruppe. Es wird oft gefragt, wie dumm Menschen sein können und die
Antwort lautet „unendlich dumm“.
Eine andere Frage ist, ob Dummheit ansteckend wäre und hier ist die Antwort etwas diffiziler, denn
Dummheit ist nicht ein Etwas, das sich ausbreiten könnte, sondern die Abwesenheit von etwas, nämlich ein Mangel an Intelligenz und/oder ein Mangel an Wissen; wenn es also so aussieht, als ob die Dummheit zunehmen würde, nimmt in Wirklichkeit die Klugheit ab.

Damit ist das Problem hinreichend definiert, um etwas dagegen zu unternehmen und das einzige Mittel, um sowohl die Intelligenz anzuregen als auch die Lücken in unserem Kopf mit Wissen zu füllen, ist die gute alte Bildung. Die Cyborgisierung, auf die ich grosse Hoffnungen setze, ist noch nicht so weit, also müssen wir auf dem klassischen Wege vorgehen.

Wie kommt man nun zu Bildung?
Die Voraussetzungen sind günstig, denn der Rohstoff der Bildung ist Information und an diesem Punkt erreichen wir einen Zustand des Überflusses, niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte hatte jede einzelne Person derart viele Informationen zur Verfügung wie heute.

Wie kann man die Ungebildeten dazu bringen, mit dieser Möglichkeit etwas anzufangen?
Auch hier ist die Antwort sehr altmodisch, nämlich dass Menschen zum Lernen angeregt werden
müssen, damit sie es auch selbst wollen. Man muss ihnen ein Stimulans liefern, das sie neugierig
macht.
Dabei können wir uns auf moderne Literatur beziehen wie etwa das Buch „Generation Doof“ oder auf ältere Werke. Der Historiker Carlo M. Cipolla stellte in den 1980ern fest „Zu jeder Zeit und an jedem Ort ist die Zahl der dummen Individuen grösser, als man glaubt“; laut dem Werk „Götter, Gräber und Gelehrte“ heisst es auf einer Tontafel aus dem alten Babylon „Schaust du hin, so sind die Menschen insgesamt blöde“; und der spätantike Dichter Martial rief seinerzeit in Verzweiflung aus: „Wieviel Dummheit steckt doch in Rom in der Toga!“

Das Letztere ist eine gute Überleitung, denn in „Generation Doof“ lesen wir unter anderem, dass die
Dummen verzweifeln – ich zitiere von Seite 12 – „wenn wir Menschen treffen, die die Abfolge der
römischen Kaiser mit verbundenen Augen runterbeten können“.
Daraus ergibt sich die Frage: Was soll der Teil mit den verbundenen Augen bedeuten? Es lässt sich aus dem Kontext schlussfolgern, dass damit ein erhöhter Schwierigkeitsgrad gemeint ist, in Wirklichkeit gilt es jedoch eher als Konzentrationshilfe, wenn man die Augen verdeckt.

Machen wir das Experiment [Augen verbinden].

Traditionell beginnt man die Zählung der römischen Kaiser mit Augustus, der wie aus dem Nichts an
die Stelle der römischen Republik tritt, aber die Wirklichkeit kennt nur selten eine eindeutige Trennung zwischen zwei Systemen, sondern besteht aus allmählichen Übergängen.
Schon lange vor der Begründung des Kaisertums hatte sich die römische Republik mit ihrer schlechten Organisation selbst zugrunde gerichtet und über Generationen hinweg bekamen einzelne Männer eine so grosse Macht in die Hand, dass nur noch der Name fehlte, um es eine Monarchie zu nennen. In chronologischer Reihenfolge waren diese „inoffiziellen Kaiser“ Gaius Gracchus, Gaius Marius, Lucius Cornelius Sulla, Gnäus Pompeius Magnus und Gaius Julius Cäsar; erst mit Cäsars Stiefneffe Octavian, heute bekannt unter seinem Ehrennamen Augustus, „der Erhabene“, sind wir bei der offiziellen Version angekommen.
[Um hier nicht die ganze Liste zu wiederholen: im Video reicht mein Gedächtnis bis zu Maximinus
Thrax, Kaiser 235 bis 238 n.Chr.].
[Augenbinde wieder abnehmen]

Wir haben zwei Ergebnisse erzielt: Erstens ist es mit verbundenen Augen leichter, sich zu erinnern,
weil man dadurch optische Ablenkungen ausschliesst, das Buch „Generation Doof“ liegt also falsch –
zweitens ist das Thema selbst ein kleines Stückchen Bildung, das anregend wirken mag.
Weitere Ideen liefere ich in geschriebener Form auf klausgieg.blogspot.de, dort steht auch das Skript zu diesem Video und ich lade euch, liebe Leute, nun herzlich ein, mich zu kritisieren. Meckert über mein Auftreten, weist mir sachliche Fehler nach, zerreisst das Video in der Luft; wenn ihr es besser könnt, zeigt das mit eigenen Texten, eigenen Videos – egal was, so lange ihr dabei nur eure Gehirne benutzt.