Montag, 4. November 2019

Die Lösung aller eurer Probleme


1. Staatsschulden, Wirtschaft, Bildung
Es wird immer wieder behauptet, Deutschlands Steuerzahler müssten heute noch für Kosten aus den Weltkriegen aufkommen oder aus dem Wiederaufbau der 1950er oder was auch immer.
Alle derartigen Behauptungen sind gelogen. Die Staatsschulden der beiden Weltkriege wie auch der Zwischenkriegszeit sind schon lange bezahlt, die Schulden der 1950er-Jahre oder meinetwegen auch die der 1960er, 1970er, 1980er und 1990er sind bezahlt und die Schulden der DDR, die wir mit deren Beitritt zur Bundesrepublik übernommen haben, sind auch bezahlt.
Ausserdem gibt es natürlich bei der Art der Schulden noch Unterschiede, die man vereinfacht als „gute Schulden“ und „schlechte Schulden“ bezeichnet, aber da eure Gehirne zu klein sind, um das zu verstehen, gehe ich darauf nicht weiter ein. Findet euch erst einmal in die Tatsache, dass die Altschulden, von denen ihr faselt, nicht mehr existieren und dann überdenkt euer Weltbild.

Mit ähnlichem Hass verfolgt man das Thema Entwicklungshilfe, so wurde bis in die jüngste Vergangenheit darüber geschimpft, dass das mittlerweile so reiche China noch Entwicklungshilfe bekäme, aber auch das ist längst vorbei – ganz abgesehen davon, dass die Einkäufe der Chinesen hierzulande uns ein Vielfaches dieser Gelder wieder eingebracht haben. Von diesem Standpunkt aus kann man die so viel geschmähte Ausgabe nicht als Geschenk betrachten, sondern als Investition. Geht das irgendwie in eure Köpfe?
Auch in anderen Teilen der Welt sinkt inzwischen der Bedarf an deutschem Geld, im August 2019 etwa hat der brasilianische Präsident Bolsonaro gesagt, deutsche Fördergelder zur Aufforstung des Regenwaldes seien verzichtbar und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis afrikanische Länder etwas Ähnliches sagen. Es ist sogar vorhersagbar, dass diejenigen Leute, die heute über die Existenz von Entwicklungshilfe meckern, sich dann beleidigt fühlen werden, weil niemand mehr diese Hilfe haben will.
Die Entwicklungshilfe, welche noch existiert, macht übrigens nicht einmal ein Promille des Bundeshaushalts aus. Lasst euch das langsam auf der Zunge zergehen: Von jeweils eintausend Euro, welche die Bundesrepublik ausgibt, geht weniger als ein Euro in die Entwicklungshilfe. Wem das noch nicht geizig genug ist, dem ist nicht mehr zu helfen.
Zu den Motiven der Meckerer kann man auch etwas sagen: Ihr seid neidisch, weiter nichts, projiziert euren persönlichen Neid auf die Gesamtsituation und weil eure Gehirne so klein sind, werdet ihr nie begreifen, wie falsch ihr damit liegt und wie sehr ihr eure Zeit verschwendet.

Zur Wirtschaft etwas zu sagen, ist ebenso einfach: Immer weniger Menschen kann man nicht immer mehr Dinge verkaufen, die Wirtschaft wird also schrumpfen.
Das ist ein natürlicher Vorgang, aber es wird euch einen Schock verpassen, weil ihr alle das goldene Kalb namens Wirtschaftswachstum anbetet und nun in einer Welt aufwacht, in der es kein Wachstum mehr gibt. Der Zusammenbruch der Textilbranche aufgrund des hoffnungslos übersättigten Marktes ist ja bereits im Gange, ebenso der Untergang der Banken und der Autoindustrie, auch der Maschinenbau wird nicht ewig leben usw. usf. Dazu kommt natürlich noch die Digitalisierung, diejenigen Jobs, welche in den alten Industrien noch übrig bleiben, werden von Maschinen übernommen; die selbe Digitalisierung wird die Callcenterbranche auslöschen usw. usf.
Auch die Zeitungen werden im Zuge dessen verschwinden. Einige sind ja schon weg, alle anderen stehen auf der Kippe und es ist höchstens noch die Frage, welcher Eigentümer es zuerst wagt, sich zu bewegen und Schluss zu machen.
Vor allem „Topmanager“, aber auch „die Industrie“ insgesamt liessen sich in der Vergangenheit wunderbar zu Feindbildern stilisieren, denen man an allem Möglichen die Schuld geben konnte, auch dafür werdet ihr euch jetzt ein neues Ziel suchen müssen.
Zur Zahl der Betroffenen: Allein hier in Deutschland werden in den nächsten drei Jahren – also bis Ende 2022 – fünf Millionen alte Jobs ausgelöscht. Wiederum sage ich, lasst euch das auf der Zunge zergehen: Fünf Millionen Menschen, die sich hierzulande an eine neue Art von Arbeit gewöhnen müssen.
Nach 2022 gehen die Veränderungen weiter. Und dann noch weiter.

Damit sind wir bei der Bildung: Wir müssen generell mehr lernen, denn mindestens 90 % unserer Sorgen entstehen aus Mangel an Wissen. Die Lösungen sind da, aber wir kennen sie nicht.
Ein Beispiel: Bringt den Rentnerinnen endlich Programmieren bei. Wir haben nicht mehr genug junge Leute und werden sie nie wieder haben, deswegen müssen es die Alten reissen und wohlgemerkt, das liegt in ihrem eigenen Interesse. Es gibt herzzerreissende Berichte über Frauen, die in Altersarmut leben, weil das System der 1950er und 1960er, auf das sie vertrauten, sie eiskalt im Stich gelassen hat. Wenn diese Frauen programmieren könnten, wäre das Problem gar nicht entstanden.

Um es bewusst brutal auszudrücken: Wenn du demnächst noch etwas zu essen haben willst, dann musst du sowohl die Bild-Zeitung als auch den Fernseher beiseite legen und beispielsweise JavaScript, C# und Python lernen. Und erst wenn du es geschafft hast, mittels einer Game-Engine oder mit dem Programm „Blender“ einen Romanklassiker, sagen wir etwa „Wuthering Heigths“ aka „Sturmhöhe“, in einen Animationsfilm zu verwandeln, erst dann hast du auch das Recht, über die Gegenwart zu meckern.
Anders formuliert: Da sind die Lösungen, also benutzt sie endlich! Hört auf, das dumme Geseiere eines Donald Trump oder Horst Seehofer oder [hier beliebige andere Politiker einsetzen] zu konsumieren und beschäftigt euch mit den Dingen, die auch in fünf Jahren noch wichtig sind.


2. Ressourcen und Ökologie
Was sind schon 1000, 2000 oder 4000 Meter tiefe Bergwerke, wenn allein die Erdkruste 35 000 Meter dick ist? Wir haben bestenfalls eine schwache Ahnung von den Schätzen, die dort liegen und von den Massen an geothermaler Energie, die wir in 100 000 Jahren nicht verbrauchen können.

Ausserdem: Die Weltbevölkerung schrumpft. Die sogenannte „Bevölkerungsexplosion“, die man uns von den 1960ern bis in die 2000er als Schreckensszenario eingehämmert hat, ist schon längst zu Ende und die Apokalyptiker klammerten sich an die Hoffnung, dass es ja immer noch ein Wachstum gäbe, das eines Tages irgend einen kritischen Punkt überschreiten und die herbeigesehnte Katastrophe auslösen würde.
Ist nicht drin, Leute. Seit 2018 schrumpft sogar die Bevölkerung Chinas; in Europa, Japan, Russland und Iran tut sie das schon lange, selbst in Afrika wachsen mittlerweile kaum noch Menschen nach. Dementsprechend heisst das neueste Buch zum Thema auch „Empty Planet“, also „leerer Planet“ und Planungen für noch gigantischere Megastädte mit noch mehr Wohneinheiten sind weltweit im Altpapier gelandet.

Mit weniger Menschen auf der Erde sinkt auch der Ressourcenverbrauch. Wir konnten uns hierzulande den Ausstieg aus der Steinkohle locker leisten, in der Nach-Merkel-Ära werden wir das Ende der Braunkohle erleben, der Atomausstieg ist ohnehin beschlossene Sache und an landwirtschaftlicher Fläche brauchen wir nicht einen einzigen Quadratmeter zusätzlich, sondern im Gegenteil, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist so sehr gefallen, dass die verbliebenen kaum noch wahrnehmbar sind. Die Herstellung von Lebensmitteln in so grossen Mengen, dass die ganze Menschheit satt werden kann, ist trotzdem erreicht und wenn heute noch irgendwo Menschen hungern, dann nur, weil Politiker das so wollen.
Mittlerweile kann sogar Kohlendioxid alias CO2, das ihr euch als Ursprung alles Bösen verkaufen lasst, in ein Proteinpulver verwandelt werden, das als Nahrungsmittel dient. Das fertige Produkt heist „Solein“ und wird, wie der Name andeutet, mittels Solarenergie am Fliessband hergestellt, also komplett ohne Landwirtschaft. Diese Leistung ist der Höhepunkt der modernen Lebensmittelindustrie, die von urban farming bis Fleisch aus dem Labor reicht. Die Welt kann sich ernähren, ohne je wieder Bauernhöfe zu brauchen und schon in zehn Jahren von heute an – ja, ich meine wirklich im Jahr 2029 – wird es keine Bauern mehr geben.
Das bedeutet, dass alle Landflächen, die heute noch agrarisch genutzt werden und ebenso die Flächen aller Industrien, die mit Landwirtschaft zusammenhängen, in Zukunft der Natur zurückgegeben werden und dass wir uns trotzdem jeden Tag überfressen können. Millionen Quadratkilometer weltweit werden sich wieder in „unberührte Natur“ verwandeln.

Stromversorgung: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch in Deutschland liegt mittlerweile bei 50 % und das ist noch lange nicht das Ende. Wir haben die Kräfte der Natur über Jahrzehnte falsch eingeschätzt, weil eine korrupte Politik das so wollte und in Wirklichkeit haben diese Kräfte ein Ausmass, das wir uns kaum vorstellen können. Um eine altbekannte Tatsache zu wiederholen, die Sonne spuckt jeden Tag 7000 Mal mehr Energie aus, als die Menschheit verbraucht. Wieder mit einem Zehn-Jahres-Zeitraum gesagt, im Jahr 2029 werden wir unseren globalen Energiebedarf aus Solartechnik gewinnen und Ölraffinerien wie Atomkraftwerke werden nur noch eine Erinnerung sein.
Expandieren wir ins übrige Universum, so nimmt es erst recht kein Ende, in unserem Sonnensystem beispielsweise bieten uns der Jupiter und einige seiner Monde mehr Brennstoff, als wir in hunderttausend Jahren verbrauchen können. Darauf hat uns zuletzt Cixin Liu in „Der Dunkle Wald“ aufmerksam gemacht und zwar nur in einem Nebensatz (!), weil er das schon für selbstverständlich hält. Das ist auch ein Hinweis, warum Asien dem Westen so überlegen ist: was wir noch als Problem ansehen, ist dort längst zu Ende gedacht und erledigt.
Ach ja, auf dem Jupitermond Europa gibt es ausserdem doppelt so viel Wasser wie auf der Erde und ebenso hat man Wasser auf diversen Exoplaneten entdeckt, also solchen, die sich ausserhalb unseres Sonnensystems befinden.

Freilich: Dass wir ausserhalb unseres Planeten einen wahrhaft galaktischen Überfluss haben, bedeutet ja noch nicht, dass diese Ressourcen hier bei uns wären und daran können sich die Unglückspropheten hochziehen. Aber die Fakten sind auch hier ein wenig anders.
Weltweit weniger Menschen als bisher bedeutet nämlich nicht „nur“ weniger Ressourcenverbrauch, sondern auch weltweit weniger Bedarf an Wohnraum, weltweit weniger Bedarf an Industrie und alte Schreckensworte wie „Flächenversiegelung“ oder „Wohnungsnot“ haben nur noch historische Bedeutung. Stand von jetzt, Herbst 2019, ist es, dass die Dörfer schon tot sind und die Städte nicht mehr wachsen, weil sie mangels neuer Menschen nicht mehr wachsen können.
Der sogenannte „Mietenwahnsinn“ in deutschen Grossstädten, den man in den letzten Jahren zum Untergang des Abendlandes stilisiert hat, ist deswegen bereits vorbei. Ohne immer mehr Menschen können die Mieten nicht mehr steigen und das bedeutet, wir werden in den nächsten Jahren Klagen aus der Immobilienbranche zu hören bekommen, wenn etliche ihrer Mitglieder bankrott gehen.

Die Politiker der westlichen Welt sind darauf nicht vorbereitet, diejenigen Asiens schon eher. Ungeachtet dessen ist es für jede politische Struktur eine Herausforderung, mit der Schrumpfung umzugehen, wo man bisher nur Wachstum kannte.
Die Statistiker werden noch eine Weile brauchen, ehe sie das bestätigen und bis es in den Schlagzeilen der „Bild“ ankommt, dauert es noch länger, das bedeutet, bis ihr es mal kapiert, ist die Schrumpfung längst wirksam geworden.


3. Gesundheit
Dass man Krebs und Aids heilen kann, ist schon fast wieder ein alter Hut, seit Jahren in allen Facetten durchdiskutiert und durch die Heilung von immer mehr Krebs- und Aidspatienten bewiesen; im Sommer 2019 erreichte dieses Faktum sogar die Boulevardpresse, als bekannt wurde, dass Asma al-Assad eine Brustkrebserkrankung überstanden hat. Ein weiteres Faktum ist, dass immer mehr Querschnittsgelähmte aus dem Rollstuhl aufstehen können und sich wieder auf ihren eigenen Füssen fortbewegen, bis auch diese Krankheit nur noch eine Erinnerung sein wird.
Ausserdem hat der allgemeine Fortschritt unsere Lebenserwartung schon beachtlich erhöht, heute sind 85 Jahre der Durchschnitt und selbst die Pessimisten gehen von einer weiteren Steigerung auf über 90 Jahre aus. Schon im Jahr 2025 haben wir mehr Hundertjährige auf der Erde als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und die biotechnisch hergestellte ewige Jugend ist nur noch eine Lappalie.
Das bedeutet für die weitere Zukunft, wir werden nach unserem Geburtsdatum tausend Jahre alt sein und gleichzeitig hochleistungsfähige Körper haben, kombiniert mit Altersweisheit.
Diese körperlichen und geistigen Verbesserungen wiederum geben uns die nötigen Fähigkeiten, mit der Veränderung der Wirtschaft und dem Verschwinden der alten Arbeitsformen fertig zu werden.

Allerdings dürften das viele von euch trotz aller entsprechenden Berichte nicht kapiert haben und damit sind wir beim entscheidenden Punkt. Möglich ist vieles, aber ihr habt keine Ahnung davon, weil ihr keine haben wollt. Wo kämen wir denn auch hin, wenn ihr euch den Tatsachen stellen würdet?


4. Fazit
Dies alles ist nur ein grober Überblick und kann auch gar nicht mehr sein, denn die Welt ist komplex und selbst diese allgemeine Betrachtung hier wird die meisten Menschen überfordern. Es bleibt nun jedem von euch selbst überlassen, in die Einzelheiten zu gehen und wenn ich damit nur das Eine erreiche, dass ihr aufhört, in apokalyptischen Szenarien zu denken, dann ist das schon viel.