1.
Staatsschulden, Wirtschaft, Bildung
Es
wird immer wieder behauptet, Deutschlands Steuerzahler müssten heute
noch für Kosten aus den Weltkriegen aufkommen oder aus dem
Wiederaufbau der 1950er oder was auch immer.
Alle
derartigen Behauptungen sind gelogen. Die Staatsschulden der beiden
Weltkriege wie auch der Zwischenkriegszeit sind schon lange bezahlt,
die Schulden der 1950er-Jahre oder meinetwegen auch die der 1960er,
1970er, 1980er und 1990er sind bezahlt und die Schulden der DDR, die
wir mit deren Beitritt zur Bundesrepublik übernommen haben, sind
auch bezahlt.
Ausserdem
gibt es natürlich bei der Art der Schulden noch Unterschiede, die
man vereinfacht als „gute Schulden“ und „schlechte Schulden“
bezeichnet, aber da eure Gehirne zu klein sind, um das zu verstehen,
gehe ich darauf nicht weiter ein. Findet euch erst einmal in die
Tatsache, dass die Altschulden, von denen ihr faselt, nicht mehr
existieren und dann überdenkt euer Weltbild.
Mit
ähnlichem Hass verfolgt man das Thema Entwicklungshilfe, so wurde
bis in die jüngste Vergangenheit darüber geschimpft, dass das
mittlerweile so reiche China noch Entwicklungshilfe bekäme, aber
auch das ist längst vorbei – ganz abgesehen davon, dass die
Einkäufe der Chinesen hierzulande uns ein Vielfaches dieser Gelder
wieder eingebracht haben. Von diesem Standpunkt aus kann man die so
viel geschmähte Ausgabe nicht als Geschenk betrachten, sondern als
Investition. Geht das irgendwie in eure Köpfe?
Auch
in anderen Teilen der Welt sinkt inzwischen der Bedarf an deutschem
Geld, im August 2019 etwa hat der brasilianische Präsident Bolsonaro
gesagt, deutsche Fördergelder zur Aufforstung des Regenwaldes seien
verzichtbar und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis afrikanische
Länder etwas Ähnliches sagen. Es ist sogar vorhersagbar, dass
diejenigen Leute, die heute über die Existenz von Entwicklungshilfe
meckern, sich dann beleidigt fühlen werden, weil niemand mehr diese
Hilfe haben will.
Die
Entwicklungshilfe, welche noch existiert, macht übrigens nicht
einmal ein Promille des Bundeshaushalts aus. Lasst euch das langsam
auf der Zunge zergehen: Von jeweils eintausend Euro, welche die
Bundesrepublik ausgibt, geht weniger als ein Euro in die
Entwicklungshilfe. Wem das noch nicht geizig genug ist, dem ist nicht
mehr zu helfen.
Zu
den Motiven der Meckerer kann man auch etwas sagen: Ihr seid
neidisch, weiter nichts, projiziert euren persönlichen Neid auf die
Gesamtsituation und weil eure Gehirne so klein sind, werdet ihr nie
begreifen, wie falsch ihr damit liegt und wie sehr ihr eure Zeit
verschwendet.
Zur
Wirtschaft etwas zu sagen, ist ebenso einfach: Immer weniger Menschen
kann man nicht immer mehr Dinge verkaufen, die Wirtschaft wird also
schrumpfen.
Das
ist ein natürlicher Vorgang, aber es wird euch einen Schock
verpassen, weil ihr alle das goldene Kalb namens Wirtschaftswachstum
anbetet und nun in einer Welt aufwacht, in der es kein Wachstum mehr
gibt. Der Zusammenbruch der Textilbranche aufgrund des hoffnungslos
übersättigten Marktes ist ja bereits im Gange, ebenso der Untergang
der Banken und der Autoindustrie, auch der Maschinenbau wird nicht
ewig leben usw. usf. Dazu kommt natürlich noch die Digitalisierung,
diejenigen Jobs, welche in den alten Industrien noch übrig bleiben,
werden von Maschinen übernommen; die selbe Digitalisierung wird die
Callcenterbranche auslöschen usw. usf.
Auch
die Zeitungen werden im Zuge dessen verschwinden. Einige sind ja
schon weg, alle anderen stehen auf der Kippe und es ist höchstens
noch die Frage, welcher Eigentümer es zuerst wagt, sich zu bewegen
und Schluss zu machen.
Vor
allem „Topmanager“, aber auch „die Industrie“ insgesamt
liessen sich in der Vergangenheit wunderbar zu Feindbildern
stilisieren, denen man an allem Möglichen die Schuld geben konnte,
auch dafür werdet ihr euch jetzt ein neues Ziel suchen müssen.
Zur
Zahl der Betroffenen: Allein hier in Deutschland werden in den
nächsten drei Jahren – also bis Ende 2022 – fünf Millionen alte
Jobs ausgelöscht. Wiederum sage ich, lasst euch das auf der Zunge
zergehen: Fünf Millionen Menschen, die sich hierzulande an eine neue
Art von Arbeit gewöhnen müssen.
Nach
2022 gehen die Veränderungen weiter. Und dann noch weiter.
Damit
sind wir bei der Bildung: Wir müssen generell mehr lernen, denn
mindestens 90 % unserer Sorgen entstehen aus Mangel an Wissen. Die
Lösungen sind da, aber wir kennen sie nicht.
Ein
Beispiel: Bringt den Rentnerinnen endlich Programmieren bei. Wir
haben nicht mehr genug junge Leute und werden sie nie wieder haben,
deswegen müssen es die Alten reissen und wohlgemerkt, das liegt in
ihrem eigenen Interesse. Es gibt herzzerreissende Berichte über
Frauen, die in Altersarmut leben, weil das System der 1950er und
1960er, auf das sie vertrauten, sie eiskalt im Stich gelassen hat.
Wenn diese Frauen programmieren könnten, wäre das Problem gar nicht
entstanden.
Um
es bewusst brutal auszudrücken: Wenn du demnächst noch etwas zu
essen haben willst, dann musst du sowohl die Bild-Zeitung als auch
den Fernseher beiseite legen und beispielsweise JavaScript, C# und
Python lernen. Und erst wenn du es geschafft hast, mittels einer
Game-Engine oder mit dem Programm „Blender“ einen Romanklassiker,
sagen wir etwa „Wuthering Heigths“ aka „Sturmhöhe“, in einen
Animationsfilm zu verwandeln, erst dann hast du auch das Recht, über
die Gegenwart zu meckern.
Anders
formuliert: Da sind die Lösungen, also benutzt sie endlich! Hört
auf, das dumme Geseiere eines Donald Trump oder Horst Seehofer oder
[hier beliebige andere Politiker einsetzen] zu konsumieren und
beschäftigt euch mit den Dingen, die auch in fünf Jahren noch
wichtig sind.
2.
Ressourcen und Ökologie
Was
sind schon 1000, 2000 oder 4000 Meter tiefe Bergwerke, wenn allein
die Erdkruste 35 000 Meter dick ist? Wir haben bestenfalls eine
schwache Ahnung von den Schätzen, die dort liegen und von den Massen
an geothermaler Energie, die wir in 100 000 Jahren nicht verbrauchen
können.
Ausserdem:
Die Weltbevölkerung schrumpft. Die sogenannte
„Bevölkerungsexplosion“, die man uns von den 1960ern bis in die
2000er als Schreckensszenario eingehämmert hat, ist schon längst zu
Ende und die Apokalyptiker klammerten sich an die Hoffnung, dass es
ja immer noch ein Wachstum gäbe, das eines Tages irgend einen
kritischen Punkt überschreiten und die herbeigesehnte Katastrophe
auslösen würde.
Ist
nicht drin, Leute. Seit 2018 schrumpft sogar die Bevölkerung Chinas;
in Europa, Japan, Russland und Iran tut sie das schon lange, selbst
in Afrika wachsen mittlerweile kaum noch Menschen nach.
Dementsprechend heisst das neueste Buch zum Thema auch „Empty
Planet“, also „leerer Planet“ und Planungen für noch
gigantischere Megastädte mit noch mehr Wohneinheiten sind weltweit
im Altpapier gelandet.
Mit
weniger Menschen auf der Erde sinkt auch der Ressourcenverbrauch. Wir
konnten uns hierzulande den Ausstieg aus der Steinkohle locker
leisten, in der Nach-Merkel-Ära werden wir das Ende der Braunkohle
erleben, der Atomausstieg ist ohnehin beschlossene Sache und an
landwirtschaftlicher Fläche brauchen wir nicht einen einzigen
Quadratmeter zusätzlich, sondern im Gegenteil, die Zahl der
landwirtschaftlichen Betriebe ist so sehr gefallen, dass die
verbliebenen kaum noch wahrnehmbar sind. Die Herstellung von
Lebensmitteln in so grossen Mengen, dass die ganze Menschheit satt
werden kann, ist trotzdem erreicht und wenn heute noch irgendwo
Menschen hungern, dann nur, weil Politiker das so wollen.
Mittlerweile
kann sogar Kohlendioxid alias CO2, das ihr euch als Ursprung alles
Bösen verkaufen lasst, in ein Proteinpulver verwandelt werden, das
als Nahrungsmittel dient. Das fertige Produkt heist „Solein“ und
wird, wie der Name andeutet, mittels Solarenergie am Fliessband
hergestellt, also komplett ohne Landwirtschaft. Diese Leistung ist
der Höhepunkt der modernen Lebensmittelindustrie, die von urban
farming bis Fleisch aus dem Labor reicht. Die Welt kann sich
ernähren, ohne je wieder Bauernhöfe zu brauchen und schon
in zehn Jahren von heute an – ja, ich meine wirklich im Jahr 2029 –
wird es keine Bauern mehr geben.
Das
bedeutet, dass alle Landflächen, die heute noch agrarisch genutzt
werden und ebenso die Flächen aller Industrien, die mit
Landwirtschaft zusammenhängen, in Zukunft der Natur zurückgegeben
werden und dass wir uns trotzdem jeden Tag überfressen können.
Millionen Quadratkilometer weltweit werden sich wieder in „unberührte
Natur“ verwandeln.
Stromversorgung:
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch in
Deutschland liegt mittlerweile bei 50 % und das ist noch lange nicht
das Ende. Wir haben die Kräfte der Natur über Jahrzehnte falsch
eingeschätzt, weil eine korrupte Politik das so wollte und in
Wirklichkeit haben diese Kräfte ein Ausmass, das wir uns kaum
vorstellen können. Um eine altbekannte Tatsache zu wiederholen, die
Sonne spuckt jeden Tag 7000 Mal mehr Energie aus, als die Menschheit
verbraucht. Wieder mit einem Zehn-Jahres-Zeitraum gesagt, im Jahr
2029 werden wir unseren globalen Energiebedarf aus Solartechnik
gewinnen und Ölraffinerien wie Atomkraftwerke werden nur noch eine
Erinnerung sein.
Expandieren
wir ins übrige Universum, so nimmt es erst recht kein Ende, in
unserem Sonnensystem beispielsweise bieten uns der Jupiter und einige
seiner Monde mehr Brennstoff, als wir in hunderttausend Jahren
verbrauchen können. Darauf hat uns zuletzt Cixin Liu in „Der
Dunkle Wald“ aufmerksam gemacht und zwar nur in einem Nebensatz
(!), weil er das schon für selbstverständlich hält. Das ist auch
ein Hinweis, warum Asien dem Westen so überlegen ist: was wir noch
als Problem ansehen, ist dort längst zu Ende gedacht und erledigt.
Ach
ja, auf dem Jupitermond Europa gibt es ausserdem doppelt so viel
Wasser wie auf der Erde und ebenso hat man Wasser auf diversen
Exoplaneten entdeckt, also solchen, die sich ausserhalb unseres
Sonnensystems befinden.
Freilich:
Dass wir ausserhalb unseres Planeten einen wahrhaft galaktischen
Überfluss haben, bedeutet ja noch nicht, dass diese Ressourcen hier
bei uns wären und daran können sich die Unglückspropheten
hochziehen. Aber die Fakten sind auch hier ein wenig anders.
Weltweit
weniger Menschen als bisher bedeutet nämlich nicht „nur“ weniger
Ressourcenverbrauch, sondern auch weltweit weniger Bedarf an
Wohnraum, weltweit weniger Bedarf an Industrie und alte
Schreckensworte wie „Flächenversiegelung“ oder „Wohnungsnot“
haben nur noch historische Bedeutung. Stand von jetzt, Herbst 2019,
ist es, dass die Dörfer schon tot sind und die Städte nicht mehr
wachsen, weil sie mangels neuer Menschen nicht mehr wachsen können.
Der
sogenannte „Mietenwahnsinn“ in deutschen Grossstädten, den man
in den letzten Jahren zum Untergang des Abendlandes stilisiert hat,
ist deswegen bereits vorbei. Ohne immer mehr Menschen können die
Mieten nicht mehr steigen und das bedeutet, wir werden in den
nächsten Jahren Klagen aus der Immobilienbranche zu hören bekommen,
wenn etliche ihrer Mitglieder bankrott gehen.
Die
Politiker der westlichen Welt sind darauf nicht vorbereitet,
diejenigen Asiens schon eher. Ungeachtet dessen ist es für jede
politische Struktur eine Herausforderung, mit der Schrumpfung
umzugehen, wo man bisher nur Wachstum kannte.
Die
Statistiker werden noch eine Weile brauchen, ehe sie das bestätigen
und bis es in den Schlagzeilen der „Bild“ ankommt, dauert es noch
länger, das bedeutet, bis ihr es mal kapiert, ist die Schrumpfung
längst wirksam geworden.
3.
Gesundheit
Dass
man Krebs und Aids heilen kann, ist schon fast wieder ein alter Hut,
seit Jahren in allen Facetten durchdiskutiert und durch die Heilung
von immer mehr Krebs- und Aidspatienten bewiesen; im Sommer 2019
erreichte dieses Faktum sogar die Boulevardpresse, als bekannt wurde,
dass Asma al-Assad eine Brustkrebserkrankung überstanden hat. Ein
weiteres Faktum ist, dass immer mehr Querschnittsgelähmte aus dem
Rollstuhl aufstehen können und sich wieder auf ihren eigenen Füssen
fortbewegen, bis auch diese Krankheit nur noch eine Erinnerung sein
wird.
Ausserdem
hat der allgemeine Fortschritt unsere Lebenserwartung schon
beachtlich erhöht, heute sind 85 Jahre der Durchschnitt und selbst
die Pessimisten gehen von einer weiteren Steigerung auf über 90
Jahre aus. Schon im Jahr 2025 haben wir mehr Hundertjährige auf der
Erde als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und die
biotechnisch hergestellte ewige Jugend ist nur noch eine Lappalie.
Das
bedeutet für die weitere Zukunft, wir werden nach unserem
Geburtsdatum tausend Jahre alt sein und gleichzeitig
hochleistungsfähige Körper haben, kombiniert mit Altersweisheit.
Diese
körperlichen und geistigen Verbesserungen wiederum geben uns die
nötigen Fähigkeiten, mit der Veränderung der Wirtschaft und dem
Verschwinden der alten Arbeitsformen fertig zu werden.
Allerdings
dürften das viele von euch trotz aller entsprechenden Berichte nicht
kapiert haben und damit sind wir beim entscheidenden Punkt. Möglich
ist vieles, aber ihr habt keine Ahnung davon, weil ihr keine haben
wollt. Wo kämen wir denn auch hin, wenn ihr euch den Tatsachen
stellen würdet?
4.
Fazit
Dies
alles ist nur ein grober Überblick und kann auch gar nicht mehr
sein, denn die Welt ist komplex und selbst diese allgemeine
Betrachtung hier wird die meisten Menschen überfordern. Es bleibt
nun jedem von euch selbst überlassen, in die Einzelheiten zu gehen
und wenn ich damit nur das Eine erreiche, dass ihr aufhört, in
apokalyptischen Szenarien zu denken, dann ist das schon viel.