Sonntag, 27. September 2015

Wie Putin zehn Milliarden verlor


Die Entwicklung des FGFA („Fifth Generation Fighter Aircraft“, in Russland „PAK-FA“ aka „Suchoi T-50“ nach dem Prototypen) als Joint Venture zwischen Russland und Indien ist gescheitert, die Maschine sollte in diesem Jahr serienreif sein und nun ist nichts da, was die Inder, die Putin für dieses Projekt eine Menge Geld gegeben haben, so verärgerte, dass sie ihre Bestellung mal eben um ein Drittel gekürzt haben. 

Einzelheiten: Indien, das zuvor schon Tausende und Abertausende russischer Waffensysteme gekauft sowie Milliardenaufträge zu deren Modernisierung vergeben hatte, beteiligte sich auch an der Entwicklung des russischen Stealth-Jets „Suchoi T-50“ und unterzeichnete 2010 einen Vertrag, laut dem es 295 Millionen Dollar investierte, aber fünf Jahre später gab es lediglich fünf Prototypen, die Russland nirgendwohin liefern konnte, anstatt wie geplant in 2015 mit der Serienfertigung zu beginnen, darüber hinaus bekam Indien nicht den erwarteten Zugang zu den Entwicklungs- und Konstruktionsunterlagen.

Um im Konzert der Grossmächte weiter mitspielen zu können, braucht Indien zwar dringend ein FGFA oder „Fifth Generation Fighter Aircraft“, hat US-Offerten dieser Art jedoch ausgeschlagen, um sich nicht völlig von den USA abhängig zu machen und vom alten Rivalen Rotchina, das als einziges Land ausser den USA serienreife Flugzeuge dieser Art besass, will man erst recht nichts kaufen. 
Vor diesem Hintergrund bleibt der indischen Regierung nur die Hoffnung, dass die Russen doch noch liefern und im September 2015 berichteten diverse englischsprachige Medien, dass Indien seine Bestellung von 214 Maschinen auf 144 reduziert hätte sowie bei der russischen Regierung darauf drängte, indische Piloten wenigstens die Prototypen fliegen zu lassen; das Ganze sollte auch bei dem für Dezember 2015 geplanten Russlandbesuch des indischen Premierministers Modi ein Thema sein.
Damit ist der ursprüngliche Zeitplan also vollständig gescheitert und es ist schwer zu sagen, ob das für Indien selbst oder für Russland schädlicher ist, denn während Indien „nur“ im Rüstungswettlauf ins Hintertreffen geriet, steht Russland vor der ganzen Welt als Versager da. 
 
Versuchen wir, Putins Verlust durch diese Pleite in etwa zu beziffern: die amerikanische F-22 kostet 189 Millionen Dollar pro Stück und selbst wenn wir annehmen, dass Russland es wie üblich billiger macht, kann man den Preis nicht allzu weit senken. Bei 180 Millionen Dollar pro Stück (ein mehr symbolisches Unterbieten des US-Preises) hätten die ursprünglich bestellten 214 Flugzeuge 38,52 Milliarden Dollar gekostet und bei 150 Millionen pro Stück (ein Dumpingpreis) immer noch 32,1 Milliarden; die Reduktion der Bestellung um 70 Maschinen bedeutet also einen Verlust von 12,6 bzw. 10,5 Milliarden Dollar, noch bevor ein fertiges Produkt zur Verfügung steht.
 
Bezeichnenderweise durfte ich diese Informationen auf diversen englischsprachigen Websites zusammentragen, die ich via Google News fand, nachdem ich „FGFA“ dort als Suchbegriff eingab, im deutschen Sprachraum herrscht völliges Schweigen. Zur Veranschaulichung seien hier die Quellen festgehalten: „Business Standard“ vom 28.08., „The Diplomat“, 01.09., „Economic Times“, 11.09. und „International Business Times, India Edition“, 12.09.; danach hörte ich auf zu suchen. 

Diese Sache noch weiter zu denken, nämlich wie sich die strategische Position Indiens dadurch verändert und wie Neu-Delhi auf diese Herausforderung reagiert, sind ein Kapitel für sich. Hat jemand eine Idee? 
 

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