Sonntag, 30. März 2014

Es gibt keine Science Fiction mehr


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Aufstieg und Fall der Science Fiction – ein Spaziergang durch das Erbe der Jahrhunderte

Die alte Erkenntnis, dass nichts von nichts kommt, gilt auch für die SF. Märchen und Fabeln hat es zu allen Zeiten der menschlichen Kultur gegeben und die Forschung streitet bis heute über Ursprünge und Klassifizierung. Auf diese Debatte lasse ich mich bewusst nicht ein, sonst sässen wir in tausend Jahren noch hier, sondern es sei nur grob umrissen, wie wir in diesem Text „Science Fiction“ von anderen Arten von Geschichten unterscheiden. Eine solche Unterscheidung ist notwendig, sonst wäre jedes weitere Wort verschwendet.

Zunächst liegt es in der menschlichen Natur, eine Zukunft, die kurz bevor steht, ungefähr die nächsten fünf bis zehn Jahre, nicht mehr als „Zukunft“ zu betrachten, sondern nur als eine leicht veränderte Gegenwart. SF erfordert also eine Epoche, die mindestens einige Jahrzehnte voraus liegt, plus Wissenschaft plus Technik. Sie muss zeigen, wie in dieser Zukunft durch Fortschritte in Wissenschaft und Technik die Dinge anders werden, wie Probleme anders gelöst werden, wie sich die Lebensweise verändert usw., sei dies nun zum Guten oder zum Schlechten.
Daraus ergibt sich auch die Negativabgrenzung, was SF nicht ist: Es darf keine Magie zum Einsatz kommen, es darf nicht nur die Gegenwart mit einigen Gadgets aufgepeppt werden, sondern man muss sich der Tatsache stellen, dass eine neue Technik auch die restliche Welt verändert. Demnach ist also Jules Verne keine SF, ausgenommen sein Spätwerk „Paris im 20. Jahrhundert“ und „Star Wars“ ist auch keine.
Der Cyberpunk dagegen ist SF, weil er radikal mit der Welt der Gegenwart bricht und davon ausgeht, dass um das Jahr 2050 die USA nicht mehr existieren, „Menschen“ im heutigen Sinne bestenfalls die Ausnahme sein werden usw.; Ähnliches gilt für Frank Herberts „Dune“-Universum.

Um nun zu illustrieren, wie sich die SF aus älteren Formen des Geschichtenerzählens entwickelte, besuchen wir eine fiktionale Gegend, die aber keine „wissenschaftliche Fiktion“ ist. Der Text kursiert seit Jahrhunderten in verschiedenen Fassungen:

Das Schlaraffenland

Hört zu, ich will euch von einem guten Lande sagen, dahin würde mancher auswandern, wüsste er, wo es liegt und hätte eine gute Schiffgelegenheit. Diese schöne Gegend heisst Schlaraffenland.
Da sind die Häuser gedeckt mit Eierfladen, und Türen und Wände sind von Lebkuchen und die Balken von Schweinebraten. Was man bei uns für einen Dukaten kauft, kostet dort nur einen Pfennig. Um jedes Haus steht ein Zaun, der ist von Bratwürsten geflochten und von bayerischen Würsteln.
Alle Brunnen sind voll süßer Weine, die rinnen einem nur so ins Maul. Wer also gerne solche Weine trinkt, der eile sich, dass er in das Schlaraffenland hineinkomme. Auf den Birken und Weiden, da wachsen die Semmeln und Brötchen frischbacken und unter den Bäumen fliessen Milchbäche; in diese fallen Semmeln und Brötchen hinein und weichen sich selbst ein für die, so sie gern einbrocken. Das ist etwas für Weiber und Kinder, für Knechte und Mägde! Holla Gretel, holla Stoffel! Wollt ihr nicht auswandern? Macht euch herbei zum Semmelbach und vergesst nicht, einen grossen Milchlöffel mitzubringen.
Die Fische schwimmen in dem Schlaraffenlande obendrauf auf dem Wasser, sind auch schon gebacken oder gesotten und schwimmen nahe am Gestade. Wenn aber einer gar zu faul ist und ein echter Schlaraff, der darf nur rufen: Bst – bst!, so kommen die Fische heraus aufs Land spaziert und hüpfen dem guten Schlaraffen in die Hand, daß er sich nicht zu bücken braucht.
Das könnt ihr glauben, dass die Vögel dort gebraten in der Luft herumfliegen, Gänse und Truthähne, Tauben und Kapaunen, Lerchen und Krammetsvögel, und wem es zu viel Mühe macht, die Hand danach auszustrecken, dem fliegen sie schnurstracks ins Maul hinein. Die Spanferkel geraten dort alle Jahr überaus trefflich; sie laufen gebraten umher und jedes trägt ein Messer im Rücken, damit, wer da will, sich ein frisches saftiges Stück abschneiden kann.
Die Käse wachsen in dem Schlaraffenlande wie die Steine, groß und klein; die Steine selbst sind lauter Taubenkröpfe mit Gefülltem oder auch kleine Fleischpastetchen. Im Winter, wenn es regnet, so regnet es lauter Honig in süßen Tropfen. Da kann einer lecken und schlecken, daß es eine Lust ist. Und wenn es schneit, so schneit es klaren Zucker und wenn es hagelt, so hagelt es Würfelzucker untermischt mit Feigen, Rosinen und Mandeln.
Im Schlaraffenland legen die Rosse keine Roßäpfel, sondern Eier, grosse Körbe voll und ganze Haufen, so daß man tausend um einen Pfennig kauft. Und das Geld kann man von den Bäumen schütteln wie Kastanien. Jeder mag sich das Beste herunterschütteln und das minder Werte liegen lassen.

In dem Lande gibt es auch grosse Wälder, da wachsen im Buschwerk und auf den Bäumen die schönsten Kleider, Röcke, Mäntel, Hauben, Hosen und Wämser von allen Farben, schwarz, grün, gelb, blau oder rot. Wer ein neues Gewand braucht, der geht in den Wald, und wirft es mit einem Stein herunter oder schießt mit dem Bolzen hinauf. In der Heide wachsen schöne Damenkleider von Samt, Atlas, Taft und Seide. Das Gras besteht aus Bändern von allen Farben. Die Wacholderstöcke tragen Broschen und goldene Krawattennadeln, und ihre Beeren sind nicht schwarz, sondern echte Perlen. An den Tannen hängen Damenuhren, und auf den Stauden wachsen Stiefel und Schuhe, auch Herren- und Damenhüte und allerlei Kopfputz, mit Paradiesvögeln, Kolibris, Brillantkäfern, Perlen und Goldborten verziert.
Wer eine Frau hat, die ihm nicht mehr jung genug und hübsch, der kann sie dort gegen eine junge und schöne vertauschen und bekommt noch ein Draufgeld dafür. Die alten und garstigen – denn ein Sprichwort sagt, wenn man alt wird, wird man garstig – kommen in ein Jungbad, damit das Land begnadet ist. Das ist von großen Kräften; darin baden die alten Weiber drei Tage oder höchstens vier, da werden schmucke Dirnlein daraus von siebzehn oder achtzehn Jahren.

Auch viel und mancherlei Kurzweil gibt es in dem Schlaraffenlande. Wer hierzulande gar kein Glück hat, der hat es dort im Spiel und Luftschießen wie im Gesellenstechen. Mancher schießt hier all sein Lebtag nebenaus und weit vom Ziel, dort aber trifft er, und wenn er der allerweiteste davon wäre, doch das Beste. Auch für die Schlafsäcke und Schlafpelze, die hier von ihrer Faulheit arm werden, dass sie Bankrott machen und betteln gehen müssen, ist jenes Land vortrefflich. Jede Stunde Schlafens bringt dort einen Gulden ein und Gähnen jedesmal einen Doppeltaler. Wer im Spiel verliert, dem fällt sein Geld wieder in die Tasche. Die Trinker haben den besten Wein umsonst, und von jedem Trunk und Schluck drei Batzen Lohn, sowohl Frauen als auch Männer. Wer die Leute am besten necken und aufziehen kann, bekommt jeweils einen Gulden. Keiner darf etwas umsonst tun, und wer die größte Lüge macht, der hat allemal eine Krone dafür. Hierzulande lügt so mancher drauf und drein, und hat nichts für diese Mühe; dort aber hält man Lügen für die beste Kunst. Daher lügen sich wohl in das Land allerlei Prokura-, Dok- und andere -toren, Roßtäuscher und Handwerksleute, die ihren Kunden stets aufreden und nimmer Wort halten.

Wer dort ein gelehrter Mann sein will, muss auf einen Grobian studiert haben. Auch muss er dabei faul und gefräßig sein, das sind die drei schönsten Künste. Solche Studenten gibts auch bei uns zulande, haben aber keinen Dank davon und keine Ehren. Ich weiß einen, der könnt dort alle Tage Professor werden.
Wer gern arbeitet, Gutes tut und Böses läßt, dem ist jedermann dort abhold, und er wird des Schlaraffenlandes verwiesen. Aber wer tölpisch ist, gar nichts kann und dabei doch voll dummen Dünkels, der ist dort als ein Edelmann angesehen. Wer nichts kann als schlafen, essen, trinken, tanzen und spielen, der wird zum Grafen ernannt. Dem aber, welchen das allgemeine Stimmrecht als den Faulsten und zu allem Guten Untauglichsten erkannt, der wird König über das ganze Land und hat ein großes Einkommen.

Nun wißt ihr des Schlaraffenlandes Art und Eigenschaft. Wer sich also auftun und dorthin eine Reise machen will, aber den Weg nicht weiß, der frage einen Blinden. Auch ein Stummer ist gut dazu, denn der sagt ihm gewiß keinen falschen Weg. Aber der Weg dahin ist weit für die Jungen und für die Alten, denen es im Winter zu heiss ist und zu kalt im Sommer. Noch dazu ist um das ganze Land herum eine berghohe Mauer von Reisbrei. Wer hier hinein oder heraus will, muss sich da erst quer hindurchfressen.


Nun eine lyrische Version von Hans Sachs, dem „Meistersinger“:

Das Schlaraffenland

Eine Gegend heißt Schlaraffenland,
den faulen Leuten wohlbekannt;
die liegt drei Meilen hinter Weihnachten.

Ein Mensch, der dahinein will trachten,
muß sich des großen Dings vermessen
und durch einen Berg von Hirsebrei essen;
der ist wohl dreier Meilen dick;
alsdann ist er im Augenblick
im selbigen Schlaraffenland.
Da hat er Speis und Trank zur Hand;
da sind die Häuser gedeckt mit Fladen,
mit Lebkuchen Tür und Fensterladen.

Um jedes Haus geht rings ein Zaun,
geflochten aus Bratwürsten braun;
vom besten Weine sind die Bronnen,
kommen einem selbst ins Maul geronnen.
An den Tannen hängen süße Krapfen
wie hierzulande die Tannenzapfen;
auf Weidenbäumen Semmeln stehn,
unten Bäche von Milch hergehn;
in diese fallen sie hinab,
daß jedermann zu essen hab.

Auch schwimmen Fische in den Lachen,
gesotten, gebraten, gesalzen, gebacken;
die gehen bei dem Gestad so nahe,
daß man sie mit den Händen fahe.
Auch fliegen um, das mögt ihr glauben,
gebratene Hühner, Gäns' und Tauben;
wer sie nicht fängt und ist so faul,
dem fliegen sie selbst in das Maul.

Die Schweine, fett und wohlgeraten,
laufen im Lande umher gebraten.
Jedes hat ein Messer im Rück';
damit schneid't man sich ab ein Stück
und steckt das Messer wieder hinein.
Käse liegen umher wie die Stein.
Ganz bequem haben's die Bauern;
sie wachsen auf Bäumen, an den Mauern;
sind sie zeitig, so fallen sie ab,
jeder in ein Paar Stiefel herab.

Auch ist ein Jungbrunn in dem Land;
mit dem ist es also bewandt:
wer da häßlich ist oder alt,
der badet sich jung und wohlgestalt't.
Bei den Leuten sind allein gelitten
mühelose, bequeme Sitten.
So zum Ziel schießen die Gäst',
wer am meisten fehlt, gewinnt das Best;
im Laufe gewinnt der Letzte allein;
das Schlafrocktragen ist allgemein.

Auch ist im Lande gut Geld gewinnen:
wer Tag und Nacht schläft darinnen,
dem gibt man für die Stund' einen Gulden;
wer wacker und fleißig ist, macht Schulden.
Dem, welcher da sein Geld verspielt,
man alles zwiefach gleich vergilt,
und wer seine Schuld nicht gern bezahlt,
auch wenn sie wär eines Jahres alt,
dem muß der andere doppelt geben.
Der, welcher liebt ein lustig Leben,
kriegt für den Trunk einen Batzen Lohn;
für eine große Lüge gibt man eine Kron'.

Verstand darf man nicht lassen sehn,
aller Vernunft muß man müßig gehn;
wer Sinn und Witz gebrauchen wollt,
dem wär kein Mensch im Lande hold.
Wer Zucht und Ehrbarkeit hätt lieb,
denselben man des Lands vertrieb,
und wer arbeitet mit der Hand,
dem verböt man das Schlaraffenland.

Wer unnütz ist, sich nichts läßt lehren,
der kommt im Land zu großen Ehren.
Wer wüst, wild und unsinnig ist,
grob, unverständig zu aller Frist,
aus dem macht man im Land einen Fürsten.
Wer gerne ficht mit Leberwürsten,
aus dem ein Ritter wird gemacht;
wer auf gar nichts weiter acht'
als auf Essen, Trinken und Schlafen,
aus dem macht man im Land einen Grafen
und wer der Faulste wird erkannt,
derselbige ist König im ganzen Land.

Wer also lebt wie obgenannt,
der ist gut im Schlaraffenland,
in einem andern aber nicht.
Drum ist ein Spiegel dies Gedicht,
darin du sehest dein Angesicht.

Das Gedicht moralisiert, wie auch der Prosatext die Idee verspottet, denn beide wollen dem Publikum die Unmöglichkeit einer solchen Welt aufzeigen und es zur Bescheidenheit ermahnen. In Wirklichkeit jedoch haben sie das Gegenteil erreicht, weil die Menschen sich in die Idee dieses endlosen Luxus verliebten, ähnlich wie es in Rumänien unter Ceaucescu geschah. Der Diktator brachte „Dallas“ ins Fernsehen, um seinem Volk eine abschreckende Vorstellung vom Kapitalismus zu geben, stattdessen aber wurden die Menschen gierig nach dieser dekadenten westlichen Welt, die man ihnen vorenthielt. Es scheint, dass weder der alte Sachs noch Ceaucescu Psychologen gewesen sind, denn Menschen mögen es nicht, einen Mangel zu empfinden und suchen ihm abzuhelfen, ohne Rücksicht auf Gesetz und Moral.
Von daher nimmt es nicht wunder, dass spätestens in den Kinderbuch-Versionen wie etwa „Mecki im Schlaraffenland“ aus den 1950ern jegliche belehrende Absicht fehlt und nur noch ein Stück harmlose Unterhaltung übrig bleibt. Die Literaturforschung hat ausserdem darauf hingewiesen, dass die älteren Geschichten über das Schlaraffenland an einem Punkt unlogisch sind, denn wozu braucht man noch Geld, wenn es alle materiellen Güter umsonst gibt? Die Moderne hat folgerichtig auch das Geld weggelassen.

Es ist für das Denken der Menschheit bezeichnend, dass alle derartigen Träume, vom Schlaraffenland bis Star Trek, dem selben Muster folgen: ein grenzenloser materieller Überfluss eliminiert alle Wirtschaftsformen der Vergangenheit, denn wo keine Mängel existieren, kann keine Wirtschaft entstehen, die Zukunft ist kein „Super-“, „Turbo-“ oder sonstiger Kapitalismus, sondern auch dieser erweist sich nur als Übergangsform und wird ersetzt durch Funktionsabläufe, in die der Mensch gar nicht mehr eingreift und nicht eingreifen darf, weil seine Schwächen und Fehler alles kaputt machen würden.
Einen derartigen Zustand hat man mit Recht „märchenhaft“ genannt und die dazu nötige technische Perfektion ist buchstäblich „un-menschlich“, ist „mechanistisch“, „maschinenhaft“ oder, wie wir es seit Karol Capeks einmalig genialer Wortschöpfung von 1922 nennen, robotisch.

Das bedeutet natürlich auch, dass die Menschen die Kontrolle verlieren und davor fürchten sie sich oder zumindest wird es als beängstigend ausgemalt. In Wirklichkeit läuft es immer darauf hinaus, dass wir uns mit der Veränderung arrangieren. Die einen bekämpfen sie, die anderen verteidigen sie und während sich beide Seiten noch gegenseitig zerfleischen, liegt der Fortschritt längst ausserhalb der Debatte und beeinflusst die Menschen auf eine nicht vorhersagbare Weise, bis er schliesslich zu einem Teil des „normalen“ Lebens wird.
Einige Beispiele:
- Es ist heute Konsens, dass 1987 Computer einen Börsencrash verursacht und Millionenwerte vernichtet hätten, aber selbst wenn das wahr wäre, haben wir danach etwa die Computer abgeschafft?
- Die bemannte Raumfahrt erlebte seit den 1960ern Unglücke und Todesfälle, die in allen grausamen Details bekannt gemacht wurden. Hat das zum Ende der Raumfahrt geführt?
- Hat der Untergang der „Titanic“ im Jahr 1912 die Verwendung von Schiffen gestoppt?
- Hat das päpstliche Verbot der Armbrust im 14. Jahrhundert die Verwendung dieser Waffe beendet?
- Hat man im Jahr 1720 nach dem Desaster des Mississippi-Schwindels in Frankreich und des gleichzeitigen South-Sea-Blubble in England das Papiergeld wieder abgeschafft?
- Und Aids, diese Pest der Moderne, hat sie es vermocht, ungeschützten Sex zu eliminieren?
In jedem dieser Punkte haben wir entweder die Kontrolle verloren oder wir hatten sie niemals und trotzdem geht das Leben weiter. Menschen können sich nicht immer nur fürchten, irgendwann vergessen sie ihre Angst auch wieder und spätere Generationen belächeln sie sogar.


Diese beiden Elemente, das menschliche Bedürfnis, Geschichten zu erzählen und die Neigung, Neues allmählich zu integrieren, führten dazu, dass auch Geschichten über Wissenschaft und Technik entstanden. Jean Pauls „Der Maschinenmann“ aus dem Jahre 1796, als Satire auf den Fortschrittsglauben seiner Epoche gedacht, skizziert vieles als absurde Übertreibung, was im 20. und 21. Jahrhundert realisiert wurde und ist die früheste literarisch fassbare Vision eines „mechanischen Schlaraffenlands“, in dem die Maschinen übernehmen, was man zuvor von der Magie erwartete oder gar nicht zu erklären suchte, sondern sich „einfach so“ wünschte – und im Gegensatz zu Magie oder Religion, die sich nur selbst in die Tasche lügen, funktionierte die Technik auch in der wirklichen Welt.

Es muss für die Denker jener Epoche eine erschütternde Erfahrung gewesen sein, dass althergebrachte Grenzen, die man für unverrückbar gehalten hatte, plötzlich nicht mehr existierten und das Neue zu verspotten, ist eine häufige Reaktion, aus der Welt schaffen kann man es damit freilich nicht. Während der Schriftsteller noch seinen bissigen Witz von der Leine liess, gab es draussen in der Wirklichkeit Versuche, mit diesem neumodischen Ding namens Dampfmaschine ein Fahrzeug anzutreiben! „Unmöglich“, rief die gelehrte Welt, denn Wagen ohne Zugtiere, ja sogar Schiffe ohne Segel, wie sollte das jemals funktionieren?
In der Welt jenseits der Studierstuben jedoch erfüllte sich das Wort Leonardo da Vincis „Es wird Wagen geben, die von keinem Tiere gezogen werden und die mit ungeheurer Gewalt daherfahren.“ Die Folgen für das Denken der nächsten Generation illustriert Hans Christian Andersen, der unter seinen Märchen auch eines mit dem Titel „In Jahrtausenden“ verfasste. „Ja, in Jahrtausenden kommen sie auf den Flügeln des Dampfes durch die Luft über das Weltmeer...“, fabuliert er um das Jahr 1835 und führt uns vor, was man damals der Dampfkraft an Möglichkeiten zutraute.

Beide Geschichten sind heute bei „gutenberg.spiegel.de“ gratis zu haben und solche Ideen bereiteten den Boden für Jules Vernes „naturwissenschaftlichen Unterhaltungsroman“ ab dem Jahr 1863, der ja nicht immer fiktionale Elemente enthält. Man lese z.B. „Die Kinder des Kapitän Grant“, der dem Boden der zeitgenössischen Technik bleibt, ebenso wie „Der Kurier des Zaren“ oder „Der Grüne Strahl“; auch seine Fiktionen sind ganz im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten, so wird etwa die Reise zum Mond mit einem damals erst kürzlich erfundenen Treibmittel namens „Schiessbaumwolle“ angetreten und die „Nautilus“ wie die „Propellerinsel“ beruhen auf einer Kombination aus geschmiedetem Stahl, Zahnrädern, Ventilen, Schrauben und frühen Elektrogeräten – alles Dinge, die man auch auf einem zeitgenössischen Bahnhof beobachten konnte.
Richtig in die Vollen geht dagegen Kurd Laßwitz, heute fast vergessen, ab dem Jahre 1877. Er ist ein ganz anderes Kaliber als Verne, denkt die Möglichkeiten technischer und wirtschaftlicher Entwicklung so weit wie damals überhaupt möglich, ist daher in seiner „Trefferquote“ einsame Spitze und leitet über zu Leuten wie H. G. Wells, Hans Dominik, Isaac Asimov und Stanislaw Lem, die die Realisierung ihrer Ideen vielfach noch erlebten.

Es ist angesichts dessen oft behauptet worden, dass die klassischen SF-Autoren jede zukünftige Entwicklung vorausgesehen hätten, doch muss man dies im richtigen Zusammenhang sehen, denn noch viel mehr Voraussagen sind nicht eingetroffen.
Wirklich geschehen ist Folgendes: Es wurde nach allen denkbaren Richtungen hin spekuliert und experimentiert und jede noch so absurd erscheinende Idee verfolgt, so dass rein statistisch ein paar Treffer dabei sein mussten. Das hat nichts mit Hellseherei zu tun, sondern mit langer, mühseliger Arbeit, mit Datensammeln und anstrengendem, bisweilen frustrierendem Denken und Diskutieren, bis man meinte, einen gangbaren Weg gefunden zu haben, immer mit dem Risiko, etwas später doch noch enttäuscht zu werden.

Die Irrtümer unterteilen sich in zwei Gruppen:
a) Einzelne Punkte, die von falschen Voraussetzungen ausgingen und daher nicht eintreffen konnten. Darunter fallen Ausserirdische, wobei man jedesmal stillschweigend „hoch entwickelte Zivilisation“ hinzufügt, Mutanten mit Superkräften, positronische und duotronische Computer.
- Ausserirdische existieren nicht, das wissen wir inzwischen, weil wir das ganze Universum durchsucht haben bis zu den ältesten und am weitesten entfernten Sternen und überall nur Leere fanden. Exoplaneten gibt es in rauhen Mengen und sogar in vielfältigeren Formen, als man erwartete, aber sie sind alle ohne Leben, ausser vielleicht in den primitivsten Formen wie Bakterien. Wohlgemerkt, die Existenz höherer Lebensformen verstösst nicht gegen die Naturgesetze, sondern es sind nur keine da, was die schon oft gemachte Beobachtung bestätigt, dass „möglich“ nicht gleich „existent“ ist.
- Superfähigkeiten, die sich aufgrund genetischer Mutationen herausbilden sollten, kann es der Sache nach nicht geben, weil biologisches Leben dazu nicht fähig ist.
- Positroniken wurden seit 1940 von Asimov postuliert, weil er nicht genug über Antimaterie wusste, um zu begreifen, dass diese Idee nicht funktioniert. Mit dem Wissen der 1980er sahen wir darin klar.
- „duotronische Computertechnik“ und „isolineare Chips“ sind nur leere Formeln, mit denen man in Star Trek Fortschritte des 23. bzw. 24. Jahrhunderts simulierte.

b) Komplexe Szenarien, bei denen die Utopie aufgrund unvorhergesehener Einflüsse extrem von der Realität abweicht. Die Autoren des 19. Jahrhunderts gehen von einer Kontinuität politischer und sozialer Systeme aus – das viktorianische England, wilhelminische Deutschland, die Belle Epoque Frankreichs – denen dann die Technik der Zukunft zur Verfügung stehen soll. Ähnlich verhalten sich Kino und Fernsehen bis in die 1950er, in deren Zukunftsvorstellungen z.B. Buck Rogers noch immer der amerikanische Musterknabe ist und eine weibliche Emanzipation nicht stattgefunden hat.
In der wirklichen Welt ist es anders gelaufen, weil neue Technologien zu neuen Informations-, Produktions- und Transportmethoden führten, die ganze Wirtschaftszweige eliminierten, neue entstehen liessen und soziale Umwälzungen ermöglichten. Alle diese Entwicklungen sind vielfach miteinander verflochten und haben dazu beigetragen, eine Welt zu erschaffen, die vor ihrer Entstehung nicht denkbar war.

Die SF passte sich wie alle Kulturerzeugnisse dem nur schrittweise an, noch der berühmte Kuss zwischen Kirk und Uhura sorgte in den 1960ern für rassistischen Aufruhr und die Technik ist mittlerweile dermassen weit fortgeschritten, dass nicht nur Verne und Laßwitz, sondern auch Wells, Dominik, Asimov und viele andere überholt, ganze Ereignisketten in den alten Romanen ad absurdum geführt wurden. Die „Quellen des Nils“, für Vernes Helden im Jahre 1863 noch ein Rätsel, waren schon im Atlas des 20. Jahrhunderts ebenso zu finden wie heute in der Wikipedia, den Mond haben wir wiederholt mit Menschen wie mit Maschinen besucht und er hat auch auf der Rückseite keine Atmosphäre (damit ist also Verne widerlegt und Dominik bestätigt), bei den Nachbarplaneten Mars und Venus mussten wir schon den Maschinen allein den Vortritt lassen, weil sie im All besser zurechtkommen (sie brachten uns u.a. die enttäuschende Erkenntnis, dass die Venus kein riesiger Tropenpark ist, sondern eine kochende Hölle und die „Marspyramiden“ eine natürlich entstandene Formation); die „Stratosphärenflugzeuge“ Professor Eggerths könnten in einer Welt voller Radar niemals ungestört schalten und walten, ja sie könnten wie auch die genialen Flugmaschinen eines Robur nicht einmal unbemerkt gebaut werden; die Gier nach Gold führte zu einer gezielten Suche im All, anstatt auf den zufälligen Absturz eines goldhaltigen Meteoriten zu warten; die „Zukunftskriege“ sind ausgefochten; Kapitän Nemo hat reale Nachfolger gefunden, die sich nicht von der Menschheit losgesagt haben, sondern ihr verbunden bleiben und ihre Erkenntnisse über die Welt unter Wasser in wunderbaren Dokumentationen zur Verfügung stellen – kurz, die Phantasie wurde von der Realität auf ganzer Länge geschlagen. Wir bewundern wohl noch die Hellsichtigkeit der alten Meister in vielen Details, aber zukunftsweisend sind sie nicht mehr.


Zur Illustration des selben Ergebnisses von einem anderen Ausgangspunkt haben wir hier noch einige Fundstücke aus dem Internet, die nicht als SF verfasst wurden, sondern, vom jeweiligen Zeitwissen ausgehend, einen ernsthaften Blick in die Zukunft versuchten [Meine Kommentare in eckigen Klammern].

Ein Artikel aus der „Pressburger Zeitung“ vom 22. März 1922

Fortschritte, die man voraussehen kann

In 78 Jahren wird man das Jahr 2000 schreiben. Da die Statistik besagt, dass von sieben Neugeborenen einer hoffen kann, bis zu 78 Jahren zu leben, so gibt es in den Städten und Dörfern der ganzen Welt junge Menschlein, die dieses Datum sehen werden, das für die Erwachsenen von heute von mystrichem Glanz umgeben ist.
Wie wird das Jahr 2000 sein?, fragt Paul Louis Hervier im "Figaro". Das Jahr 1000 war durch eine Weltpanik gekennzeichnet. Das Jahr 2000 wird nur die Apotheose des Fortschritts kennen [Irrtum, der Fortschritt hat immer seine Kritiker, denn so sind die Menschen].
In 78 Jahren werden die Wunder unserer Epoche Kinderspielzeuge scheinen [richtig]. Unsere Luftschifffahrt, unsere Unterseeboote, die noch zu Zeiten Jules Vernes Träume und Utopien waren, werden sicherlich Verbesserungen erfahren haben, die aus ihnen bequeme Verkehrsmittel für alle Welt machen, insofern nicht noch einfachere Mittel erfunden würden [richtig]. Im Jahre 2000 werden unsere wunderbaren Lokomotiven, die uns heute als mächtige Monstren erscheinen, ebenso unmodern sein wie die alte Postkutsche unserer Ahnen. Die Züge werden nunmehr elektrisch geführt werden [richtig]. Die Maschinen aller Fabriken werden durch Elektrizität betrieben werden, man wird alle Wasserfälle der Erde eingefangen haben, vielleicht auch die Kraft des Windes, zweifellos die von Ebbe und Flut [hier war der Ablauf genau umgekehrt, die Nutzung von Wasser- und Windkraft auf dem Festland ist allgemein, Gezeitenkraftwerke dagegen noch im Versuchsstadium], man wird vielleicht die Möglichkeit haben, der Luft die Elektrizität zu entnehmen, die sich in ihr befindet [falsch, diese Möglichkeit wurde wegen mangelnder Effizienz nicht umgesetzt. Statt dessen setzte man auf die 1922 noch nicht vorstellbaren Kräfte des Atoms und der Solarzelle, besonders die Letztere machte atmosphärische Kraftwerke überflüssig, weil sie die Energie der Sonne direkt aufnimmt, ohne dafür jene riesigen, in der Luft schwebenden Konstruktionen zu brauchen, wie sie Hans Dominik in seinem Roman „Himmelskraft“ so plastisch ausmalte. Dominik wurde übrigens noch in einem anderen Punkt überholt, denn er führte in diesem Buch Haltekabel mit einer „Zerreisslänge“ von 100 Kilometern als das maximal Realisierbare an, aber der neue Werkstoff „Graphen“, 2004 kreiert, bringt es auf über tausend und schlägt damit die kühnsten Träume der Materialforscher wie auch der SF-Autoren].

Ein Gelehrter sieht voraus, dass man in absehbarer Zukunft Möbel aus einem von Nickel herstammenden Metall – dem „Nickelum“ – verfertigen wird, und dieses Metall wird so leicht sein dass man einen Kasten so bequem verschieben wird können wie heute einen Stuhl, und so wenig kostspielig, dass solche Möbel jedem zugänglich sein werden, so reinlich, dass auch die Hygiene dabei in vollstem Maße, mehr als bisher, berücksichtigt werden wird [überflüssig, weil wir heute andere Materialien besitzen, die billiger sind]. In den Wohnungen wird alles elektrisch sein, die Küche, der Kochapparat, das Waschen des Geschirrs, und die menschliche Handleistung wird auf ein Minimum reduziert sein. Eine Dienstbotenkrise wird es nicht geben [paradox: heute ist alles elektrisch und das in grösserem Ausmass als geahnt, aber dennoch mangelt es weltweit nicht nur an Dienstboten, sondern allgemein an Arbeitskräften].

Ein amerikanischer Verleger sieht eine grosse Verbesserung in der Ausstattung der Bücher voraus. Nach ihm wird man Blätter aus Nickel fabrizieren, die so leicht und dünn sein werden, dass ein einziger Band 30.000 Seiten enthalten wird, die biegsamer, aber auch widerstandsfähiger sein werden als die Papierseiten [falsch, weil durch die Digitalisierung überflüssig]. Ein anderer amerikanischer Fabrikant ist überzeugt, dass ein Anzug von einer Maschine, die aufs Genaueste durch Elektrizität dirigiert wird, zugeschnitten, genäht und mit Knöpfen versehen werden wird [in heutigen Begriffen ein robotischer Schneider, das ist überholt durch die Möglichkeit, Kleidung im 3D-Drucker herzustellen, vorausgesetzt, dass es rentabel wäre].

Nach der Statistik wird, wenn die Zunahme der Bevölkerung in den grossen Städten in demselben Prozentsatz erfolgt wie bisher, im Jahre 2000 London vierzehn Millionen Einwohner haben und Paris neun Millionen [stimmt nur, wenn man die verwaltungsrechtlich nicht zur Stadt gehörenden Vorstädte mitzählt]. Die Strassen werden mit "Nickelum" gepflastert sein, da dieses Metall härter, dauerhafter sein und den Strassenlärm besser dämpfen wird als Kautschuk [falsch, es entstanden statt dessen andere Beläge]. Die Luft der grossen Städte wird besser sein, der Rauch der Fabriken existiert nicht mehr [richtig]. Man wird mittels unterirdischer rollbarer Trottoirs oder gar Wägelchen, die in pneumatischen Röhren fortbewegt werden, seine Besorgungen machen [falsch]. Die Kohle wird ihren grossen Wert verloren haben [falsch, wenn man damit ihre Bedeutung meint; richtig, wenn man nur den Preis meint]. Man wird sich hauptsächlich von synthetischen Produkten ernähren [in der Praxis kam es zu einer Verschmelzung von Synthetischem und natürlich Gewachsenem, wodurch eine Unterscheidung sinnlos wurde].
Ein englischer Gelehrter meint, dass man vom Boden nicht bloss Gemüse und Früchte, nicht bloss fette Weiden und fruchtbare Felder, sondern auch eine unerschöpfliche Quelle von Wärme und Energie haben wird. Es würde genügen, meint er, einen Schacht von einigen Kilometern zu graben, um darin die für alle Industrien notwendige Wärme zu finden. Das Wasser würde in dieser Tiefe eine solche Temperatur haben, dass man damit alle Maschinen der Welt betreiben könnte [das war aufgrund geologischer Gegebenheiten nicht ganz so einfach, ist aber in der Sache zutreffend. Auffällig wirkt jedoch, dass diese Nutzung geothermaler Energie, wie wir es heute nennen, damals noch als Zukunft behandelt wurde, obwohl das geothermale Kraftwerk von Larderello in Italien schon seit 1905 in Betrieb ist, gar nicht zu reden von der Jahrtausende alten Nutzung natürlicher heisser Quellen in aller Welt. Der Verfasser dieses Artikels scheint also einige Dinge nicht gewusst zu haben.].
Und das sind nur die Fortschritte, die wir voraussehen können! Wie viel wird sich auf Gebieten zeigen, um die man sich heute gar nicht kümmert!

Kommentar: Der letzte Absatz ist der klügste. Unzählige Details wie auch grosse Dinge sind in diesem Text nicht einmal angedeutet. Wieder zeigt sich, dass nicht die Technik oder gar die Naturgesetze den Fortschritt begrenzen, sondern nur die menschliche Blindheit.

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Eine Satire aus den 1930ern

Hermann Kasack [Pseudonym?]

Mechanischer Doppelgänger

„Ein Herr wünscht Sie zu sprechen“, meldete die Sekretärin. Ich las auf der Besuchskarte: Tobias Hull, B. A. – Keine Vorstellung. Auf meinen fragenden Blick: „Ein Herr in den besten Jahren, elegant.“
Anscheinend ein Ausländer. Immer diese Störungen. Irgendein Vertreter. Oder? Was weiß man. – „Ich lasse bitten.“
Herr Tobias Hull tritt mit vorsichtigen Schritten ein. Er setzt Fuß vor Fuß, als fürchte er, zu stark aufzutreten. Ob er leidend ist? Ich schätze sein Alter auf Mitte vierzig. Eine große Freundlichkeit strahlt aus seinem glattrasierten, nicht unsympathischen Gesicht. Sehr korrekt angezogen, beinahe zu exakt in seinen verbindlichen Bewegungen, scheint mir. Nun, man wird sehen. Mit der Hand zum Sessel weisend: „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?“
„Oh! Ich wollte mich Ihnen nur vorstellen.“
„Sehr angenehm“, sage ich.
„Oh! Sie verstehen!“ Dieses mit einem leicht jaulenden Ton vorgebrachte Oh! ist unnachahmlich. Seine müde, etwas monotone Stimme hat einen kleinen fremden Akzent. Er sieht mich mit freundlicher Erwartung an.
Über das Benehmen seines Besuches doch ein wenig erstaunt, wiederhole ich: „Sehr angenehm. Aber darf ich Sie fragen –“
Da werde ich sogleich mit seinem „Oh!“ unterbrochen: „Bitte fragen Sie mich nicht.“
Und dann beginnt er, seine Geschichte zu erzählen, die er anscheinend schon hundertmal vorgebracht hat: „Ich bin nämlich ausgestopft!“
„Aber – erlauben Sie mal!“
Das eigentümliche Wesen, das mich überlegen fixiert, beachtet den Einwurf nicht, sondern fährt unbeirrt fort: „Erschrecken Sie nicht, weil ich eine Art Automat bin, eine Maschine in Menschenform, ein Ersatz sozusagen. Mr. Tobias Hull existiert wirklich. Der Chef einer großen Fabrik zur Herstellung von mechanischen Doppelgängern. Ich bin, wie sagt man, seine Projektion, ja, Agent in Propaganda. Ich kann Ihnen natürlich meinen Mechanismus im einzelnen nicht erklären – Sie verstehen: Fabrikationsgeheimnis! Aber wenn Sie daran denken, daß die meisten Menschen heutzutage ganz schablonenmäßig leben, handeln und denken, dann werden Sie sofort begreifen, worauf sich unsere Theorie gründet! Herz und Verstand werden bei uns ausgeschaltet. Sie sind es ja, die im Leben so oft die störenden Komplikationen hervorrufen. Bei uns ersetzt die Routine alles. Sehr einleuchtend, nicht wahr?“
Ich nickte verstört.
„Oh! Mein Inneres ist ein System elektrischer Ströme, automatischer Hebel, großartig! Eine Antennenkonstruktion, die auf die feinsten Schwingungen reagiert. Sie läßt mich alle Funktionen eines menschlichen Wesens verrichten, ja, in gewisser Weise noch darüber hinaus. Sie sehen selbst, wie gut ich funktioniere.“
Zweifelnd, mißtrauisch betrachte ich das seltsame Geschöpf. „Unmöglich!“ sage ich. „Ein Taschenspielertrick. Sehr apart. Indessen –“
„Oh! Ich kann mich in sieben Sprachen verständigen. Wenn ich zum Beispiel den obersten Knopf meiner Weste drehe, so spreche ich fließend englisch, und wenn ich den nächsten Knopf berühre, so spreche ich fließend französisch, und wenn ich – “
„Das ist wirklich erstaunlich!“
„Oh! In gewisser Weise; vor allem aber angenehm. Wünschen Sie ein Gespräch über das Wetter, über Film, über Sport? Über Politik oder abstrakte Malerei? Fast alle Themen und Vokabeln des modernen Menschen sind in mir vorrätig. Auch eine Spule von Gemeinplätzen läßt sich abrollen. [Genau diese Fähigkeit haben heutige Maschinen, die permanent drahtlos vernetzt sind!] Alles sinnreich, komfortabel und praktisch. Wie angenehm wird es für Sie sein, wenn Sie sich erst einen mechanischen Doppelgänger von sich halten – oder besser, wenn Sie gleich zwei Exemplare von sich zur Verfügung haben.
Sie könnten gleichzeitig verschiedene Dienstreisen unternehmen, an mehreren Tagungen teilnehmen, überall gesehen werden und selber obendrein ruhig zu Hause sitzen. Sie haben einen Stellvertreter Ihres Ich, der Ihre Geschäfte wahrscheinlich besser erledigt als Sie selbst. Sie werden das Doppelte verdienen und können Ihre eigene Person vor vielen Überflüssigkeiten des Lebens bewahren. Ihr Wesen ist vervielfältigt. Sie können sogar sterben, ohne daß die Welt etwas davon merkt. Denn wir Automaten beziehen unsere Existenz aus jeder Begegnung mit wirklichen Menschen.“
„Aber dann werden ja die Menschen allmählich ganz überflüssig.“
„Nein. Aus eben diesem Grunde nicht. Zwei Menschenautomaten können mit sich selber nur wenig anfangen. Haben Sie also einen Auftrag für mich?“
Mit jähem Ruck sprang das Wesen auf und sauste im Zimmer hin und her.
„Oh! Wir können auch die Geschwindigkeit regulieren. Berühmte Rennfahrer und Wettläufer halten sich schon Doppelgänger-Automaten, die ihre Rekorde ständig steigern.“
„Phantastisch! Man weiß bald nicht mehr, ob man einen Menschen oder einen Automaten vor sich hat.“
„Oh!“, zischte es an mein Ohr, „das letzte Geheimnis der Natur werden wir nie ergründen. – Darf ich also ein Duplikat von Ihnen herstellen lassen? Sie sind nicht besonders kompliziert zusammengesetzt, das ist günstig. Das hineingesteckte Kapital wird sich bestimmt rentieren. Morgen wird ein Herr kommen und Maß nehmen.“
„Die Probe Ihrer Existenz war in der Tat verblüffend, jedoch –“ Mir fehlten die Worte und ich tat so, als ob ich überlegte.
„Jedoch, sagen Sie nur noch: Der Herr, der morgen kommen soll, ist das nun ein Automat oder ein richtiger Mensch?“
„Ich nehme an, noch ein richtiger Mensch. Aber es bliebe sich gleich. Guten Tag.“
Mr. Tobias Hull war fort. Von Einbildung kann keine Rede sein, die Sekretärin ist mein Zeuge. Aber es muß diesem Gentlemangeschöpf unmittelbar nach seinem Besuch bei mir etwas zugestoßen sein, denn weder am nächsten noch an einem späteren Tage kam jemand, um für meinen Doppelgänger Maß zu nehmen. Doch hoffe ich, wenigstens durch diese Zeilen die Aufmerksamkeit der Tobias-Hull-Gesellschaft wieder auf meine Person zu lenken.
Denn eines weiß ich seit jener Unterhaltung gewiß: ich bin inzwischen vielen Menschen begegnet, im Theater und im Kino, bei Versammlungen und auf Gesellschaften, im Klub und beim Stammtisch, die bestimmt nicht sie selber waren, sondern bereits ihre mechanischen Doppelgänger.

Kommentar: Satire? Zum Zeitpunkt, als es verfasst wurde, mit Sicherheit, aber heute, nur etwa 80 Jahre später, ginge der selbe Text als nüchterne Prognose durch, abgesehen von dem hoffnungslos blödsinnigen „das letzte Geheimnis der Natur werden wir nie ergründen“, denn wie auch immer man dieses „Geheimnis“ definieren mag, wir haben es ergründet.
Von der Technik erzeugte Doppelgänger nennen wir heute Avatare und die aktuellen „Telepräsenzroboter“ sind der erste Schritt, ihnen auch physische Realität zu geben. Nur über den Grad an gewünschter Autonomie streiten wir noch und über die daraus entstehende Frage, wer für die Handlungen eines Roboters verantwortlich gemacht werden kann. Der Hersteller? Der Käufer (juristisch „Eigentümer“)? Der tatsächliche Nutzer (juristisch „Besitzer“)?
Diese Definitionen stammen aus einer Welt ohne Roboter, sind sie heute noch ausreichend? Kann man z.B. von „Besitz“ sprechen, der als „tatsächliche Herrschaft über eine Sache“ definiert wird, wenn die Maschine eigene Entscheidungen trifft? Wenn der Mensch, ganz gleich, was er will, gar nicht eingreifen kann?

Nebenbei zeigt sich in dieser Veränderung der Debatte, wie sich die Einstellung gegenüber Robotern geändert hat. Der Text artikulierte noch Ängste, die mit der Vorstellung autonom agierender Maschinen verknüpft waren und diese Ängste wurden bis in die Gegenwart immer wieder von neuem ausgegraben, heute jedoch ist es unser Wunsch, diese Vorstellung zu realisieren und bis es soweit ist, verschlingen wir gierig jede Fiktion über das Thema und kaufen jede Maschine, die auch nur eine Annäherung darstellt.
Dabei braucht man nicht unbedingt einen „Doppelgänger“. So sehr diese Idee des Langen und Breiten ausgewalzt wurde, meistens in der Form, dass ein finsterer Schurke seine Opfer kopiert, um fürchterlich finstere Schurkenzwecke zu erreichen, in der Praxis erscheint es viel zu kompliziert. Der Aufwand, den man dabei betreiben müsste, ist so gross, die Steuerung des Ganzen so diffizil, dass man das nötige Geld sinnvoller für Bestechungen verwenden könnte.
Ausserdem lässt sich generell fragen, wozu man den Aufwand betreiben sollte, denn wenn man erst einmal über eine solche Macht verfügt, dann kann man ohnehin von den Maschinen alles bekommen, was sich nur vorstellen lässt. Wozu noch Verbrecher sein?
Auch jemand, der keiner ist, braucht nicht zwangsweise eine mechanische Kopie von sich selbst. Wir wollen, dass unsere Roboter anders sind, nämlich besser als wir, damit sich die Sache auch lohnt. Sie werden stärker, schneller, attraktiver sein, mehr können und mehr leisten als wir und endlich ist, wie schon etliche Leute ausgeführt haben und wie es die moderne Prothetik beweist, eine strikte Trennung zwischen Mensch und Maschine Unsinn. Beide verschmelzen und damit löst sich der Konflikt auf klassische Weise: These – Antithese – Synthese.

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Ein Artikel aus der „HörZu“, 1950

Was unsere Kinder von Wissenschaft und Technik zu erwarten haben

In atemberaubenden Tempo entwickeln sich Wissenschaft und Technik. Wohin wird dieser Kurs führen? Was wird in 50 Jahren sein? Im Jahre 2000? Eine Antwort auf diese Frage kann nur bedingt richtig sein. Wir müssen von den Erkenntnissen unserer Tage ausgehen. Aber wir wissen nicht, ob das gegenwärtige Tempo anhält [es hat sich noch gesteigert]. Was hier geschildert wird, gehört jedenfalls nicht ins Reich der Phantasie. Wir nehmen an, daß Wissenschaft und Technik in ihrer heutigen Form sich folgerichtig weiterentwickeln. Hier die Ansichten des bekannten englischen Schriftstellers Walter Shepberg zu diesem Thema [Lüge, da es einen derartigen Mann nie gegeben hat; der Text wurde in Wahrheit von einem Deutschen geschrieben und sollte mit dieser falschen Herkunftsangabe attraktiver gemacht werden].

Werfen wir zunächst einen Blick in den Alltag des Menschen vom Jahre 2000. Immer noch steht die Hausfrau in der Küche. Aber der Gasherd und der elektrische Kocher sind verschwunden. Sie verstauben irgendwo im Museum. Die Hausfrau kocht mit Hochfrequenz-Strömen, die direkt durch das Essen geleitet werden. Sie benötigt zum Kochen nur noch den sechzigsten Teil der Zeit, die eine Hausfrau von 1950 vor ihrem Herd verbringt. Übrigens gibt es auch in unseren Tagen schon Hochfrequenz-Kocher, die ein Beefsteak in sechs Sekunden butterweich werden lassen und einen Braten in zwei Minuten tischfertig machen. [Das entspricht der Mikrowelle, die allerdings ältere Technik noch nicht verdrängt, sondern nur ergänzt hat. Dass es auch Hausmänner gibt oder der technische Fortschritt überaus komfortable Single-Haushalte ermöglicht, konnte man sich erst recht nicht vorstellen; kein Wunder in einer Zeit, in der es noch nicht einmal den Begriff „Single“ gegeben hat, sondern allein lebende Leute noch wie im Mittelalter als „Hagestolz“ und „alte Jungfer“ galten.] Auch der Ärger mit den Uhren hat im Jahre 2000 aufgehört. Denn jeder Mensch besitzt eine Uhr, die sich automatisch nach Radiosignalen regelt [mit Uhren wurde das technisch realisiert, war aber nicht allgemein nötig, moderne internetfähige Geräte können es auch].

Hefe statt Fleisch
Wahrscheinlich werden sich die Menschen in 50 Jahren Sorgen machen müssen, woher sie das Fleisch nehmen sollen. Denn die Bevölkerung der Erde hat sich dann so stark vermehrt, daß die Landwirtschaft nicht die nötigen Mengen Fleisch erzeugen kann. Doch die Wissenschaft hat einen Ausweg gefunden. Neue hochwertige Nahrungsmittel werden industriell hergestellt. Das Ausgangsprodukt ist – Hefe. Sie hat die Eigenschaft, in sehr kurzer Zeit Eiweiß aufzubauen. Sie tut es 144'000 mal so schnell wie der tierische Organismus [War überflüssig, weil die Nahrungsmittelindustrie generell effizienter wurde und das Wachstum der Weltbevölkerung im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts zu Ende ging. Hefen, denn es gibt mehrere Arten, haben anderweitig Verwendung gefunden].
Für die Abwechslung auf dem Speisezettel sorgen neue Früchte und Gemüse. Sie werden nicht mehr umständlich konserviert und zurechtgemacht, sondern werden mitten in den Wohnvierteln in besonderen Treibhäusern unter ständiger Aufsicht von Versuchslaboratorien gezogen [falsch]. Chemiker und Botaniker wachen darüber, daß nur die beste Ware auf den Tisch kommt.
Mit den Rohstoffen der Industrie geht es ähnlich. Niemand denkt mehr daran, seinen Bedarf an Holz, Gummi oder anderen Stoffen aus natürlichen Quellen zu decken. Denn im Jahre 2000 wird es bessere künstliche Produkte geben. Schon heute zeigt die Kunststoff-Industrie überraschende Erfindungen auf diesem Gebiet. Außerdem wird es mit Hilfe der Atomphysik möglich sein, jeden beliebigen Stoff herzustellen. Wahrscheinlich auch Substanzen, die uns heute noch unbekannt sind [technisch korrekt, nur ging es nicht ganz so schnell mit der kompletten Synthetisierung, denn sie war auch im Jahr 2015 noch aufwändig und teuer, so dass natürliche Quellen weiterhin ihre Berechtigung hatten].

Neue Hoffnung für Kranke
Auf dem Gebiet der Medizin sind erhebliche Verbesserungen zu erwarten. Wahrscheinlich wird man im Jahre 2000 den Krebs erfolgreich bekämpfen. Heute schon kennt die Krebs-Forschung einen Stoff, das sogenannte "Guanazalo". Spritzt man ihn in die Blutbahn krebsinfizierter Mäuse, so hören die kranken Zellen zu wachsen auf. Gesunde Körperzellen werden nicht angegriffen. Heute ist das "Guanazalo" beim Menschen noch nicht wirksam. Aber andere, bessere Mittel werden es in 50 Jahren ersetzt haben [hier ist „der Krebs“ eine zu starke Vereinfachung. Es gab Arten, welche bis zum Jahr 2000 heilbar gemacht wurden und andere, die noch bis 2015 allem Bemühen widerstanden]. Die Ärzte werden die rheumatische Gicht in wenigen Tagen heilen können [falsch, auch noch im Jahr 2015 waren langwierige Therapien erforderlich]. Die Tuberkulose wird dann eine fast unbekannte Krankheit sein [richtig]. Menschen, die das hundertste Lebensjahr überschreiten, sind nicht mehr selten [richtig].

Auch im Straßenverkehr hat sich das Bild völlig verändert. Kraftwagen werden zwar nicht durch Atomkraft angetrieben, wohl aber durch Elektrizität [wurde erst nach dem Jahr 2000 schrittweise aufgebaut]. Und diese Elektrizität wird von den großen Atom-Kraftwerken sehr billig geliefert [nicht nur von diesen]. Scheinwerfer und Windschutzscheiben der Fahrzeuge sind aus polarisiertem Glas gefertigt und schließen jede Blendung aus [technisch realisiert, aber noch kein Standard]. Einige Länder verzichten auf die Straßenbeleuchtung. Denn sie strahlen an wolkenlosen Tagen gebündelte Rundfunkwellen senkrecht nach oben und lassen so in vielen Kilometern Höhe eine künstliche Sonne aufleuchten [falsch, weil es den Flugverkehr behindern würde].
Die Kinobesucher kommen besser auf ihre Kosten als die Menschen von heute. Denn inzwischen ist der lang erwartete farbige plastische Film endlich Wirklichkeit geworden [„plastisch“ bedeutet 3D und das wurde in der Tat realisiert, die wahre Herausforderung ist aus heutiger Sicht die „force feedback“-Technik, mittels derer man die Handlung auch am eigenen Leibe spürt. Seltsam genug jedoch, dass hier kein Wort vom Fernsehen steht, obwohl es sich in Schwarzweiss bereits ausbreitete und in Farbe absehbar war].

Roboter tun die Arbeit
Die Fabriken beschäftigen nur noch wenige Arbeiter. Roboter und Automaten ersetzen die menschliche Arbeitskraft [das dauerte länger als bis zum Jahr 2000 und vollzog sich nicht pauschal, sondern je nach Branchen unterschiedlich]. Die Menschen aber verwenden einen großen Teil ihrer freien Zeit darauf, an Fortbildungskursen teilzunehmen [richtig].
Vor allem aber werden die schon lange geplanten Gartenstädte Wirklichkeit [falsch]. Denn ein längerer Arbeitsweg ist kein Problem mehr, weil die Arbeitszeit verkürzt ist [falsch, denn wir haben trotz aller Roboter noch Arbeit ohne Ende]. In den Gartenstädten ist jedes Haus mit fließend warmem Wasser und Fernheizung ausgestattet [meine Güte, wie armselig muss das Jahr 1950 gewesen sein, wenn diese für uns selbstverständlichen Dinge noch als erstrebenswerte Zukunft galten! Etwas Ähnliches zeigt sich in Dürrenmatts Stück „Der Besuch der alten Dame“ von 1955, wo der Kauf von Vollmilch, Weissbrot, Butter, Schokolade oder einem Radio als Zeichen von Wohlstand gelten, Dinge also, die man heute zu Spottpreisen bekommt].
Den Gelehrten ist es inzwischen gelungen, Einsteins neue Theorie von der Beziehung zwischen Schwerkraft und Magnetismus entweder zu beweisen oder aber zu widerlegen. Vielleicht sind sich dann die Astronomen auch über Größe und Form des Weltalls einig. Sicher aber werden sie eine Erklärung für das Aufleuchten der "Supernovae", der neuen Sonnen im Weltall, gefunden haben [in diesem Absatz ist alles zutreffend].

Der Mond ist nicht mehr einsam
Die berühmte Raketenlandung auf dem Mond ist auch im Jahre 2000 noch nicht geglückt [Doch, schon 1969, nur 19 Jahre nach der Veröffentlichung dieses Textes. Im realen Jahr 2000 ging es bereits um den Mars]. Aber hochentwickelte Atomkraft-Raketen werden bereits vom Mond, vom Mars und von der Venus genaue Aufnahmen mitbringen [und noch aus viel grösserer Entfernung]. Sie senden wertvolle Informationen durch Radiosignale zur Erde. Wahrscheinlich werden einige der abgeschossenen Raketen von ihrer Bahn abweichen und als Monde um die Erde kreisen. Sehr zur Freude der Liebhaber-Astronomen, denen diese Monde zur Prüfung ihrer Teleskope und Chronometer nur willkommen sind [warum kam man nicht auf die Idee, dass künstliche Satelliten eigens für einen bestimmten Zweck gebaut würden? Konnte man sich ihren Nutzeffekt nicht vorstellen? Zum Vergleich: Arthur C. Clarke sagte in den 1950ern ein Satellitennetzwerk zur Kommunikation voraus und behielt damit Recht, von den Arbeiten eines Tsiolkowski schon fünfzig Jahre zuvor gar nicht zu reden. Auch hier hat also der Verfasser des Artikels Dinge, die bereits veröffentlicht waren, entweder nicht gekannt oder sogar gezielt ignoriert.].
Alle diese Erfindungen liegen im Bereich der technischen Möglichkeiten. Aber sie werden den Menschen nur zugute kommen, wenn die Arbeitskraft der Gelehrten und der Reichtum unserer Erde friedlichen Zwecken dienstbar gemacht werden. Gewiß werden es unsere Nachfahren im Jahre 2000 einfacher haben. Sie werden bequemer leben [noch nicht alle]. Aber sie werden nicht glücklicher sein als die Menschen von 1950. Und – sie werden genau so wenig zufrieden sein, wie wir es sind!
[Die beiden letzten Sätze gehen davon aus, dass die menschliche Natur immer gleich bleibt, das war ein Irrtum.]

Kommentar: In diesem Text hat man die bemannte Raumfahrt, erst recht ihre private Dimension, die Biotechnik und die Digitalisierung vollständig übersehen, die die Welt noch stärker veränderten, als man damals ahnen konnte. „Fortbildung“, um nur ein Beispiel zu nennen, bedeutete schon seit den 1970ern nicht mehr nur den physischen Besuch irgend einer Lehreinrichtung, sondern auch das „Telekolleg“ im Fernsehen und im 21. Jahrhundert Bildung jeglicher Art aus dem Internet.


Man betrachte nun diese Texte im Zusammenhang. Von 1922 bis 1950, also in nur 28 Jahren, werden darin verschiedene Aspekte aufgegriffen und was der eine noch nicht ahnte, galt wenig später einem anderen aus der selben Generation als unvermeidlich. Der Grund ist, dass jene Zeit auch schon eine Epoche starker bis radikaler Veränderungen war, wie ein Blick in die Geschichte allgemein beweist. Im Jahre 1950 lebten die Menschen bereits „im Schatten der Atombombe“, die 1922 noch von etlichen seriösen Denkern für unmöglich gehalten wurde, die „Elektronengehirne“ hatten ihren Siegeszug angetreten und der „Wettlauf um den Weltraum“ war in vollem Gange. Nur uns Heutigen, die wir an den Konsum riesiger Datenmengen in kürzester Zeit gewöhnt sind, mag das alles noch sehr langsam erscheinen.

Durch die in unserer Zeit so sehr beschleunigte technische Entwicklung wurde auch die SF schneller überholt als früher. Es fiel mir zuerst bei Filmen der 1950er auf, aber wenn man das Muster einmal erkannt hat, wird es auch anderswo offensichtlich: um eine in sich plausible Geschichte zu erzählen, musste man den Kosmos wesentlich phantastischer und schreckenerregender gestalten, als er in Wirklichkeit ist und die Technik permanent schwächer darstellen als den Menschen, was erst recht absurd ist. Das war eine kommerziell sehr erfolgreiche Strategie, weil sie die menschliche Eitelkeit bedient und manches der so entworfenen Universen ist überaus attraktiv, aaaber – ja, das verflixte „Aber“ sagt uns ein ums andere Mal, dass die Wirklichkeit nicht so funktioniert.

Fast möchte man das bedauern. Alle Träume von exotischen fremden Welten, von unsagbarer Schönheit, wunderbaren Aliens usw. sind zerfallen. Jeder kann heute einen SF-Roman oder -Film unter die Lupe nehmen, mit der tatsächlichen Entwicklung vergleichen, die in der Fiktion enthaltenen Fehler aufspiessen und den physikalischen Hintergrund erklären, wo die eigenen Kenntnisse nicht ausreichen, nimmt man die Fachliteratur und neuerdings das Internet zu Hilfe – fertig.
Wir können auch nicht mehr auf „neue“ Entdeckungen hoffen, denn jedesmal, wenn wir einen Planeten finden, kennen wir auch sofort seine Grösse, Schwerkraft, Oberflächentemperatur etc., brauchen also nicht erst hinzufliegen, um enttäuscht zu werden. Dieses Szenario hat sich nun schon mehrere tausend Male abgespielt und es ist kein Wunder, dass das Publikum die Lust verliert. Noch ein langweiliger Gasriese oder toter Felsbrocken? Meine Güte, steckt ihn irgendwo in eure astronomischen Kataloge und lasst mich damit in Ruhe.
Unsere Erwartungen waren hoch gespannt, um so tiefer dann der Fall in die Realität. „Grundlagen“-Forschung ist nicht sexy, reale Beschränkungen im Gegensatz zu fiktiver Allmacht können nicht begeistern. Führt man diesen Gedanken weiter, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Expansion ins All ihre Schuldigkeit getan hat, dass alle Fragen beantwortet sind und wir für den Rest unserer Existenz hier auf der Erde bleiben können.

Natürlich ist Raumfahrt auch ein gutes Geschäft, also wird man sich bemühen, die Begeisterung dafür so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten:
a) die Leute werden von der Realität so enttäuscht, dass dieses Geschäft in einigen Jahren endgültig untergeht
oder
b) sie werden selbst von dem Wenigen, was die Wirklichkeit zu bieten hat, dermassen süchtig, dass sie die Raumfahrt weiter voran treiben, was dann ironischerweise dazu führen könnte, sie doch noch auf galaktisches Niveau zu heben.


Man hat denn auch den Eindruck, dass die Fiktion seit den 1950ern überhastet versuchte, den Anschluss an eine immer schnellere Entwicklung in der Realität zu finden und dabei scheiterte. Aldous Huxley brachte das auf den Punkt, als er nach der Entdeckung der DNS sagte, er habe sein 1936 verfasstes Buch „Schöne neue Welt“ 600 Jahre in der Zukunft spielen lassen, aber nun, im Jahr 1953, könne er nicht einmal mehr dafür einstehen, dass diese Zukunft noch hundert Jahre entfernt sei; womit er denn auch recht behalten hat, wie wir heute wissen. Selbst Trash-Filme, die sich nicht um Logik kümmerten, wurden davon beeinflusst, weil dieses neue Wissen auch in den Köpfen ihrer Produzenten vorhanden war; um so mehr jede ernst gemeinte SF und ein Glanzstück dieser Bemühungen ist Stanley Kubricks Film „2001 – A Space Odyssey“, dessen Vorhersagen allesamt (!) fehlschlugen.
Star Trek versuchte ab 1987 noch einmal, uns mit klassischem SF-Handwerk eine Vorstellung vom 24. Jahrhundert nahe zu bringen, wurde aber nicht erst nach Jahrhunderten, sondern schon nach zwei Jahrzehnten hoffnungslos altmodisch, weil die „Zukunftstechnik“ entweder da war oder kurz vor der Markteinführung zu stehen schien. Als Reaktion darauf entwickelte sich ab den 1980ern die „Near-Future-SF“ und als ihr berühmtester Zweig der Cyberpunk, in dem die Welt von ungefähr 1999 bis 2060 zum Schauplatz dieser Zukunftstechnik gemacht wurde, bis auch das nicht mehr glaubwürdig war.
Dabei ist ausserdem zu sehen, dass wir nicht die Wahl haben, welche Zukunftsvision wir denn gerne realisieren wollen, sondern dass alle verwirklicht werden, sofern sie nur nach den Naturgesetzen machbar sind. Es gibt heute Roboter und Cyborgs und Energiewaffen und private Raumfahrt und Gentechnik und Tricorder und automatische Gesichtserkennung und totale Überwachung und Megakonzerne und Marsflüge und Meteoriteneinschläge und Superviren und Cyberwar und Klimawandel und private U-Boote und Nanomaschinen.
William Gibson, der Schöpfer des Wortes „Cyberpunk“ und vieler grundlegender Ideen dazu, holte seine Geschichten im frühen 21. Jahrhundert deswegen immer näher an die Gegenwart heran und in der Technologie des „Shadowrun“-Universums gab es mehrere radikale Sprünge, um das fiktive Jahr 2070 nicht altmodischer aussehen zu lassen als das wirkliche Jahr 2010, bis man nur noch sagen konnte „das wars, die Zukunft ist jetzt“ und scheinbar „fantastische“ Technik nur noch Stoff für Geschichten aus der Gegenwart hergab.

Wie das im Einzelnen abläuft, sieht man am „papierlosen Büro“, einer Idee, die sehr attraktiv klang, aber an einem Paradoxon scheiterte: Papier oder andere analoge Datenträger sind nötig, so lange Menschen den Job machen, es sei denn, die Technik würde sich so weit entwickeln, dass die Büromenschen von selbst zu ihr greifen und Papier überflüssig wird. Wenn aber die Technik das schafft, dann ist sie gleichzeitig so hoch entwickelt, dass auch Büros an sich überflüssig werden, weil die Technik alles alleine kann.
Einige bereits realisierte Beispiele:
- Die Einführung der deutschen Steueridentifikationsnummer liess die bisherige Arbeit des Herstellens, Verteilens und Verwaltens von Lohnsteuerkarten und lokalen Steuernummern verschwinden. Ein paar Tastendrücke, ein paar Mausklicks, die von überall möglich sind – mehr blieb nicht mehr übrig.
- Nach dem selben Muster, aber radikaler in der Ausführung, sind in der Verwaltung von Unternehmen viele Arbeitsschritte verschwunden, die mit der Büroorganisation von 1950 oder 1980 unverzichtbar waren und die heute niemand mehr kennt. Dadurch wurden ganze Abteilungen überflüssig.
- Der Zugang zum Arbeitsplatz wird nicht mehr über einen papierenen Werksausweis geregelt, den man einem Pförtner zeigt, sondern über Chipkarten, Transponder und/oder Implantate, die nur noch kurz vor einen in die Wand eingebauten Scanner gehalten werden. Einen Menschen diesen stupiden Job machen zu lassen, erscheint heute als unnötige Grausamkeit.
- Um so viel Wissen global zu verteilen, wie es das Internet leistet, wäre nach herkömmlichen Verfahren der Aufbau einer gigantischen Schulbürokratie mit Millionen Beamten erforderlich gewesen, deren Bürogebäude Hunderte Quadratkilometer Boden bedeckt hätten und dennoch relativ ineffizient gewesen wären. Spottbillige Netzzugänge in Asien, Afrika und Südamerika liessen das Bedürfnis nach einem Monstrum dieser Art gar nicht erst aufkommen.
- Aus dem selben Grund sind Lexika, Zeitungen und Zeitschriften verschwunden, die Büros, in denen man früher ihre Inhalte produzierte, stehen leer und die Menschen haben sich andere Jobs gesucht.

Die logische Folge war, dass die SF nach und nach ausstarb, angefangen bei klassischen Pulp-Magazinen, Comics und Heftromanen. Zu ihren Blütezeiten hatte jedes dieser Medien für „krisensicher“ gegolten, aber in der wirklichen Welt wird jeder Markt irgendwann gesättigt; das gleiche Schicksal erlitten Filme, TV-Serien und Bücher, bis die einst so blühende „Zukunftsindustrie“ der Vergangenheit angehörte wie der römische Mimus und die Atellane.

Heute, in einer Welt, in der Kampfroboter Monat für Monat und Jahr für Jahr Menschen töten und die totale Überwachung von allem und jedem zum Alltag gehört, die Eroberung des Mars vom grossen Abenteuer zum schnöden Businessplan geworden ist und Raumschlachten zum Gemeinplatz in Strategiepapieren; in der ein Photonendetektor die Heisenbersche Unschärferelation überwindet und asiatische Roboter auf dem Mond nach Rohstoffen schürfen; in der man Quantencomputer ebenso im Internet kaufen kann wie neue Hemden; in der Querschnittsgelähmte wieder aus dem Rollstuhl aufstehen, mit raffinierten Nanobots im Inneren von lebenden Zellen jede Art Krebs geheilt werden kann, Prothesen und Implantate in exzellenter Qualität aus dem 3D-Drucker kommen – in dieser Welt gibt es keine Science Fiction mehr, sondern eine Jahreszahl nach der anderen, eine Vorhersage nach der anderen werden abgehakt und wir pflegen eine teils ironische, teils wehmütige Erinnerung an jene Zeiten, in denen die Zukunft noch für Überraschungen gut war.
Skeptiker von heute klammern sich noch an den Hinweis, dass es den Überlichtgeschwindigkeitsflug, das Beamen, die Zeitreise und das Menschenklonen nicht gibt und jedesmal lautet die triste Realität, dass diese Dinge in Arbeit sind und sich nur technischen Schwierigkeiten gegenüber sehen, keinen grundsätzlichen.


Alles, was Sie über Geld wissen müssen


Nach landläufiger Meinung wäre Geld einer der komplexesten Forschungsgegenstände überhaupt und dennoch erscheint bei abstrakter Beobachtung alles ganz einfach.

Geld ist ein Medium, das Wertvorstellungen transportiert. Deshalb ist es logisch, dass für seine Herstellung zuerst Metalle verwendet wurden, die relativ selten, schon deswegen wertvoll und zusätzlich mit mystischer Bedeutung aufgeladen waren. In anderen Kulturkreisen hatten Muscheln und Ähnliches den gleichen Zweck.
Es ist ebenso logisch, dass Geld nicht von Höhlenmenschen erfunden wurde, sondern von Handelsvölkern, die ein standardisiertes Tauschmedium brauchten, dass die Verfügbarkeit eines solchen den Handel aufblühen liess wie noch nie zuvor, dass, als die Gesamtmenge aller Metalle nicht mehr ausreichte, um die Nachfrage des stetig wachsenden Handels zu bedienen, jemand das Papiergeld erfand und endlich, dass Inflation und Deflation nur der Ausdruck von Ungleichgewichten zwischen Geldmenge und Warenmenge sind: Gibt es mehr Geld, als die Leute haben wollen, ist es eine Inflation und das Geld verliert an Wert, gibt es weniger Geld, als die Leute haben wollen, ist es eine Deflation und Geld wird mehr wert.
Wenn es so weit kommt wie in Deutschland um 1920, dass den Leuten die Körbe, in denen das inflationierte Geld transportiert wurde, wichtiger waren als das Geld selbst, dann ist es buchstäblich nicht mehr das Papier wert, auf dem es gedruckt wird und die Leute greifen zu etwas anderem: Goldmünzen, Zigaretten, Kaffee oder was auch immer.
Alles andere, was man noch unter das ThemaFinanzeneinsortiert, wie etwa den Goldpreis, die bargeldlose Buchführung, Kredite, Aktien, Optionen und Genussscheine, die Spekulation, der Leitzins usw. sind Epiphänomene, die nur den Blick vernebeln. So lange Sie sich damit nicht beruflich beschäftigen müssen, lassen Sie die Finger davon.

Ein anderer Punkt ist die menschliche Neigung, dem Geld selbst einen Wert zuzuschreiben, egal ob es aus Edelmetallen, Papier oder sonstigem besteht und damit das Tauschmedium ebenfalls zu einer Ware zu machen. Von daher kommt die Neigung vieler, selbst kluger Leute, dem Geld an sich Macht zuzuschreiben und ironischerweise entfaltet sich dadurch eine tatsächliche Macht.
Das ist zutiefst unvernünftig, wie die Philosophen zu Recht festgestellt haben, da es aber gleichzeitig real ist, kann man es benutzen, wie man Wind und Wasser benutzt und weil die Macht des Geldes, im Gegensatz zum religiösen Glauben, hier auf der Erde funktioniert, anstatt auf Belohnungen im Jenseits zu vertrösten, d.h., weil sie das Belohnungszentrum im menschlichen Gehirn sehr viel besser stimuliert, hat sich das Geld gegenüber der Religion durchgesetzt.

Und das ist nun die ganze Sache. Auf weniger als einer DIN A4-Seite kann man alles erklären, woraus Politiker und Medien so viele Geheimnisse machen.

PS: Wenn Sie mehr ins Detail gehen wollen, so ist über Geld wie auch über Wirtschaft und alles damit Zusammenhängende schon längst alles gesagt worden, was es nur zu sagen gibt, fangen Sie einfach mit den jeweiligen Artikeln in der Wikipedia an und folgen Sie dann den Verlinkungen. 



Nachtrag 13.04.2014: Bisher glaubte ich, mit dem obigen Text sei alles gesagt, jedoch war zu beobachten, dass viele Leute weiterhin die längst beantwortete Frage stellen, wie man an (mehr) Geld herankommt und anderen Leuten, die über Geld sprechen/schreiben, einen Vorwurf machen, wenn dieser Punkt nicht erwähnt wird.
So sei es denn...

Sie haben zwei Möglichkeiten, nämlich
a) Ausgaben reduzieren
- trinken Sie Leitungswasser statt Mineralwasser, das ist sowohl günstiger als auch gesünder
- kaufen Sie Margarine statt Butter
- tragen Sie einfache und zweckmässige Kleidung statt solcher, die „in“ oder „stylish“ ist. Ich habe bei meiner eigenen Garderobe erlebt, dass Baumwollhemden aus dem Kaufhaus zwölf Jahre gehalten haben und erst jetzt allmählich auseinanderfallen, ebenso wie Jeanshosen etliche Jahre überdauern.
Diese Art von Sparsamkeit hat übrigens eine ehrwürdige Tradition: Als Karl der Grosse mit Harun al-Rashid Geschenke austauschte, da schickte er dem Kalifen „flandrisches Tuch, ein dauerhaftes Wollgewebe, das damals weltberühmt war“ (Johannes Lehmann), aus diesem Tuch wurden schon in der Antike die „nervischen Mäntel“ angefertigt, die Cicero lobt – und wenn so grosse Männer Wert auf einfache, aber dauerhafte Kleidung legen, dann dürfen wir das wohl auch.
- gehen Sie nicht mehr aus, sondern verbringen Sie ihre Freizeit mit Büchern oder mit der Wikipedia, das spart Geld und ist zugleich unterhaltsam
- wenn Sie eine Zeitung oder Zeitschrift abonniert haben, kündigen Sie dieses Abo, es ist ohnehin nur Zeitverschwendung
- wenn Sie einen Fernseher haben, verkaufen Sie ihn, er ist ebenfalls nur Zeitverschwendung
- die dadurch gewonnene Zeit nutzen Sie, um mit Stift, Papier und Grundrechenarten ihre finanzielle Situation zu analysieren und weitere Sparmöglichkeiten zu entdecken.

b) Einnahmen erhöhen
- wenn Sie einen Job haben, machen Sie Überstunden
- wenn Sie arbeitslos sind, suchen Sie sich wenigstens einen Minijob wie Zeitungsaustragen, denn irgendwo muss man anfangen
- wenn Sie sich in Ihrer Freizeit mit Wikipedia-Artikeln oder Lehrvideos auf Youtube befassen, bilden Sie sich automatisch weiter, was Ihre Marktchancen erhöht
- wenn Sie etwas gut können, geben Sie Unterricht, Lehreinrichtungen akzeptieren inzwischen auch Quereinsteiger
- denken Sie übers Auswandern nach: Bergwerke und Ziegeleien in Afghanistan, die Schwefelgruben von Java und der Rohstoffsektor in Australien bieten Arbeit ohne Ende, in China fehlen zwei Millionen Arbeitskräfte und in diversen afrikanischen Ländern, die sich gerade im Aufschwung befinden, wird vom Handwerker bis zum Softwareingenieur so ziemlich alles gesucht
- wenden Sie sich an eine politische Partei, die haben immer Geld und gelegentlich den einen oder anderen Posten zu vergeben
- sogar Bettler auf der Strasse machen Gewinn, diejenigen, welche darüber reden wollen, nennen 20 Euro pro Tag, das macht 600 Euro im Monat – steuerfrei. 
. erstellen Sie Youtube-Videos und verdienen an den Werbeeinahmen (besonders Filmchen über Katzen und Hunde sind der Renner
- lernen Sie Programmieren und erstellen Sie anschliessend Smartphone-Apps 
- schreiben Sie Bücher, die sie dann online veröffentlichen  

Wenn es Ihre wohl erwogene Meinung ist, dass Sie das alles nicht brauchen: Herzlichen Glückwunsch, Sie sind reich.