Samstag, 25. Oktober 2014

Alltägliche Schätze - Teil 2

Alltägliche Schätze – Teil 2

- Wasser: Ein buchstäblich lebensnotwendiger Stoff, bei dem aber eine Knappheit nicht zu befürchten
ist. Das deutsche Umweltbundesamt führt sehr genaue Statistiken über seine Verfügbarkeit wie über
den „Verbrauch“, der in Wahrheit gar kein Verbrauch ist, weil das Wasser, das wir benutzen, nicht
verschwindet, sondern wieder in den natürlichen Kreislauf zurückkehrt und von Mutter Natur
unermüdlich gereinigt wird. Wir verwenden pro Jahr weniger als ein Drittel des zur Verfügung
stehenden Wassers und das in einem so dicht besiedelten und hochindustrialisierten Land wie
Deutschland!
Weltweit sieht die Sache ähnlich aus, allein 75 % des globalen Süsswassers sind in polarem Eis
gebunden, was schon Captain Cook im Jahre 1772 entdeckte und diese Ressource haben Cook und
seine Mannschaft, ebenso die paar tausend Leute, die sich in den seither vergangenen 242 Jahren noch
in jene Gegenden wagten, kaum angekratzt. Verdursten werden wir also nicht und wenn westliche
Medien immer wieder Bilder von Wasserknappheit in Afrika oder Asien zeigen, liegt das nicht daran,
dass es kein Wasser gäbe, sondern an der schlechten Infrastruktur, die wiederum auf einen Mangel an
Wissen und Können zurückgeht. Auch dem kann abgeholfen werden und wird vor Ort abgeholfen.
Ach ja: Draussen im Universum gibt es Milliarden Mal mehr Wasser als auf der Erde, was nebenbei der
menschlichen Eitelkeit einen Tritt versetzt, denn wir haben uns immer eingebildet, unsere Welt wäre
die einzige mit Wasser weit und breit und deshalb müssten ausserirdische Invasoren automatisch auf
die Erde kommen, aber heute wissen wir, dass man die Erde ignorieren kann.
- Landwirtschaftliche Nutzflächen: Im Jahr 1900 ernährte ein deutscher Bauer mit seiner Arbeit vier
Menschen, 1950 waren es zehn und heute sind wir bei 143, auf der restlichen Welt sind die Verhältnisse
ähnlich.
Gleichzeitig gibt es immer noch Land, das nicht bewirtschaftet wird. Aus dem Römischen Reich
wissen wir, dass seit dem 1. Jahrhundert n.Chr. zwei Drittel des griechischen Ackerlandes nicht genutzt
wurden, weil es an Arbeitskräften fehlte und dass einige Herrscher sogar Einwanderer dorthin
schickten, die aber auch nicht viel bewirkten, in Sardinien lagen weite Strecken brach, weil
Räuberbanden das Land unsicher machten und im 4. Jahrhundert im übrigen Imperium zehn Prozent
gutes Land, wohlgemerkt: trotz Steuererleichterungen für die Bauern und trotz verbesserter Werkzeuge;
in den Jahren 1835 bis 1839 beobachtete und berichtete Moltke der Ältere, dass im damaligen
Osmanischen Reich etliche fruchtbare Gebiete kaum genutzt wurden, teils wegen schlechter
Verwaltung und daraus resultierender Unsicherheit, teils mangels Sachkenntnis, alle diese Faktoren
wirken in verschiedener Stärke rund um den Globus noch heute und endlich hat das angeblich so
moderne „Urban Gardening“ oder „Urban Farming“ – in Wirklichkeit ebenfalls eine Erfindung der
alten Römer – bisher noch kein ganzes Prozent der dazu geeigneten Flächen ausgenutzt.

- Das alles ist nicht einmal neu. Schon seit mindestens sechzig Jahren sind über diese Themen Bücher
geschrieben worden und später Fernsehsendungen gedreht, die mittlerweile auch im Internet stehen,
von den noch umfangreicheren Daten in der Wikipedia gar nicht zu reden. Es ist also schwer zu
glauben, dass die Hysteriker, die dauernd von Knappheit reden, überhaupt noch Zuhörer finden, aber
sie können sich eben auf die deutsche Dummheit verlassen.

- Schaut man auf die Vergangenheit, so muss die heutige Welt sich geradezu schämen, mindestens aber
den Einfallsreichtum der damaligen Menschen bewundern. In dem Buch „Das Zeitalter des
Absolutismus“ von Maurice Ashley lesen wir über das 17. Jahrhundert: „Der französische Bauer war
nicht nur Gärtner, Feldarbeiter, Blumenzüchter, Weinbauer oder Tierzüchter, sondern auch noch Weber,
Spinner, Schmied oder Hufschmied in einer Person und nicht selten auch noch Gastwirt, Wilderer und
Schmuggler. [...] In der Republik Holland unterstützten die Behörden den Aufbau von Hilfs- und
Zulieferindustrien auch außerhalb des Landes. Man denke nur an Utrecht. Französische Flüchtlinge
bauten eine Seidenindustrie und eine Branntwein-Destillerie auf...“ Und so geht es noch seitenlang, in
Europa wie in Amerika gab es Arbeit genug für jeden, der sie nur machen wollte und Kapital für die
abenteuerlichsten Unternehmungen.
Das beflügelte auch die heute so viel beschworene Flexibilität. Noch einmal Ashley: „Gab es in
englischen Grafschaften wie Hertfordshire oder im hügeligen Sussex und Kent die verschiedensten
zusätzlichen Arbeitsmöglichkeiten, so fehlte eine solche Möglichkeit beispielsweise in Herefordshire.
Deshalb waren die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte hier überaus arm und kamen leicht in
Versuchung, aus der Landwirtschaft abzuwandern“ und die „Wirtschaftswoche online“ blickte im Jahr
2001 in einem Artikel über Auswanderung aus Deutschland sogar in eine noch frühere Epoche zurück:
„Schon in der Renaissance folgte Humankapital der Nachfrage quer durch Europa“. Um nur die
berühmtesten Namen zu nennen, Leonardo da Vinci und Christoph Columbus waren Migranten.
Nahezu gleich lautende Berichte haben wir über die Antike, etwa in den Worten des Historikers
Ludwig Friedländer über das kaiserliche Rom: „Gelegenheit zum Erwerb war in Rom auch dem
Ärmsten, wenn er keine Beschäftigung scheute, auf allen Seiten geboten“ und dann folgen 52 Seiten, in
denen in knapper (!) Form aufgezählt wird, wie das damalige Arbeitsleben aussah; andere Jobs wie
Offiziersdienst, internationaler Transport, Priestertümer, Tierfänger, Architektur oder das Organisieren
von Massenveranstaltungen tauchen dabei noch nicht einmal auf, weil sie die Fachkräfte der damaligen
Zeit erforderten und gesondert behandelt werden. Das wird von der modernen Forschung ergänzt, siehe
Alexander Demandts „Geschichte der Spätantike“ von 2008 und diese Forschung selbst ist ja wieder
eine Arbeit von gewaltigen Ausmassen.
Jedesmal arbeiteten die Leute mit dem, was sie hatten, nutzten die Möglichkeiten ihrer Umgebung und
vollbrachten Meisterstücke, die noch Jahrtausende später andere Menschen inspirieren.
Macht das erst einmal besser, ihr modernen Jammerlappen!

- Durch die vielfältigen Veränderungen, die die Welt in den letzten 250 Jahren durchlebt hat und die
sich immer mehr beschleunigen, sind etliche neue Berufe entstanden, die man sich zur Zeit Napoleons
– auch einer der grossen Veränderer – noch nicht einmal vorstellen konnte. Nuklearmediziner,
Aquafarmer, Robotiker und Softwareingenieure sind Beispiele aus den letzten 50 Jahren, aktuell steigt
die Kaufkraft der Chinesen so radikal an, dass in Europa die Gastronomie und der Einzelhandel sich
daran anpassen, indem man Touristiker und „Shopping-Berater“ ausbildet, die sich auf chinesische
Besucher spezialisieren, der Zusammenschluss der ASEAN-Staaten zu einem gemeinsamen Markt ist
das nächste grosse Ding, endlich haben Hunderttausende von Computerspielern und Videofilmern in
aller Welt ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Gleichzeitig gibt es in traditionellen Branchen wie Land- und Forstwirtschaft oder im Gartenbau immer
noch genug Arbeit und dem Handwerk tut der Nachwuchsmangel so weh, dass Leute, die früher als
unbrauchbar galten, nun eine Chance bekommen.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Alltägliche Schätze und was man daraus machen kann


Alltägliche Schätze und was man daraus machen kann

Die Welt sei voller Reichtümer, sagen manche Erfolgreiche, oder auchdas Geld liegt auf der Strasse. Weniger wörtlich: Die Welt ist so voll mit guten Gelegenheiten, dass man sie gar nicht alle wahrnehmen kann. Verpassst man eine, kommt gleich die nächste daher.

Einige Beispiele:
- Die Stadtverwaltung von Krefeld, wo ich eine Weile gelebt habe, pflanzte vor Jahren an einem Fussweg stadtauswärts in Richtung Willich Haselnussbäume, deren Früchte im Herbst herabfallen und auf der Erde verderben. Man kann sie gratis aufsammeln und sie schmecken nicht schlechter als welche aus dem Supermarkt, aber nicht einmalHartz-IVer, denen es doch angeblich so schlecht geht, finden es nötig, hier zuzugreifen.

- 2011 sah ich im Hof des Hauses, in dem ich damals wohnte, ein metallenes Ding an der Wand liegen, das ich für ein Stück wertlosen Schrott hielt. Einer meiner Nachbarn jedoch, ein ausgebildeter Handwerker, erklärte mir, dass man diesenSchrottzerlegen konnte und die Einzelteile einen Materialwert von gut 20 Euro besassen, eine halbe Stunde Arbeit ist das wohl wert. Aha, dachte ich mir, deshalb also importieren asiatische und afrikanische Länder Schrott aus dem Westen, denn das hatte ich einige Jahre zuvor gelesen und nicht verstanden. Ich selbst konnte mir dieses Geld nicht verdienen, weil ich von der entsprechenden Arbeit nichts verstehe.

- Kurz vor meinem Wegzug aus Krefeld hatte der Zug von Essen her eine Verspätung, die mich ärgerte, aber als ich endlich am Ziel ankam, lief mir just in diesem Moment ein Nachbar über den Weg, von dem ich ein paar Sachen ausgeliehen hatte, die ich bisher nicht hatte zurückgeben können, weil wir uns wegen ungünstiger Arbeitszeiten so selten sahen. Nun verdankten wir es der Verspätung, dass dies bereinigt werden konnte.

- Als ich dann in Essen wohnte, hielt mich einmal ein später Anruf länger als geplant im Büro fest, der Feierabend war längst vorbei, die Sache selbst eine Lappalie, entsprechend genervt ging ich endlich aus dem Hausund eben dadurch bekam ich an diesem Abend die Möglichkeit, einen Küchentisch billig zu erwerben.

- Ein anderes Mal stolperte ich bei so einer Gelegenheit über einen Kollegen, der im selben Stadtteil wohnte wie ich und mir zu meiner neuen Umgebung einige Einkaufstipps gab. Ohne die Dummheit der Kundin hätte ich ihn tagelang nicht mehr gesehen.

- Ich war auch schon als Zeitarbeiter tätig und diese Firmen leiden seit einigen Jahren stark unter Nachwuchsmangel. Daher loben sie Prämien aus für jeden, der neue Mitarbeiter anwirbt und zwar mehrere hundert Euro pro Kopf. Kein einziges Mal konnte ich dieses Geld in Anpruch nehmen, weil ich zu faul war, um nach solchen Leuten zu suchen und trotzdem musste ich nicht verhungern, denn mein Vollzeitjob brachte mir genug Geld ein.

- Im Sommer 2012 fiel mir am Arbeitsplatz mehrfach auf, dass Leute Softdrinks in Pfandflaschen mitbrachten, diese leerten und die Flaschen stehen liessen. Ich war damals durch die Hitze so erschöpft, dass ich nicht mehr die Motivation hatte, diese Dinger in die Hand zu nehmen und sie zwei Stockwerke höher zum Automaten zu bringen. Das Pfandgeld blieb liegen für jemand anderen.

- Viele Jahre lang habe ich mich für meine mangelhafte Bildung geschämt und alles gelesen, was ich nur kriegen konnte, um wenigstens einige Lücken zu schliessen. Irgendwann jedoch merkte ich, dass man sich dabei nicht abzuhetzen braucht, weil es zu jedem beliebigen Thema Informationen in riesigen Mengen gibt und man alle Bildungslücken der Welt damit füllen kann. Die gesamte klassische Literatur, Musik und Malerei stehen inzwischen gratis im Internet!

- In früheren Jahrhunderten tauchte immer wieder der BegriffHolznotauf, der eine vielfach befürchtete Knappheit an diesem Rohstoff bezeichnet, also das Äquivalent zum modernenpeak oil.
In Wirklichkeit jedoch trat eine solche Not niemals ein und heute würde man sich damit lächerlich machen, denn selbst mit über sieben Milliarden Menschen können wir die Holzvorräte der Welt nicht verbrauchen, weil es eben einnachwachsender Rohstoffist. In Deutschland lassen die kommunalen Verwaltungen regelmässig Bäume beschneiden, dicke Äste oder gleich ganze Stämme werden abgesägt und liegen dann noch wochenlang auf der Erde, unbewacht und von niemandem gebraucht, bis sie endlich als Abfall entsorgt werden. Das selbe Bild gibt es an Bahnstrecken und Privatgrundstücken, immer istGehölzschnittetwas Lästiges, das man nur gegen Bezahlung loswerden kannund das wiederum schafft für andere Leute eine Gelegenheit, sich diese Bezahlung zu verdienen.
Der Grund für diesen Überfluss ist einfach: In Deutschland gibt es auf nur 29,5 % des Staatsgebiets sage und schreibe acht Milliarden Bäume, also mehr, als Menschen auf der Erde leben, in Schweden sind sogar 56 % des Staatsgebiets von Wald bedeckt, in Norwegen und Finnland etwa 40 % und der Bevölkerungsschwund in Europa lässt immer mehr leere Flächen zurück, die bei Bedarf aufgeforstet werden, wenn sich nicht gleich von Natur aus Bäume dort ansiedeln. Die Chinesen kaufen ganze Schiffsladungen sibirisches Holz, ohne die Bestände erschöpfen zu können, haben selbst mehr Wald, als sie brauchen und die afrikanischen, südamerikanischen und kanadischen Wälder bilden Gehölze im Superlativ. Eine alte Metapher ist hier buchstäblich wahr geworden: Die Knappheitspropheten sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht – und das führt zu dem Wunsch, solche Leute mal eine Woche tief im Wald auszusetzen, damit sie ein Stück Realität kennen lernen.
Abgesehen von Bau- und Brennholz, Birkenpech, Baumharz, Zunder, Holzkohle und Zellstoff liefern uns die Wälder seit Jahrtausenden Pilze, Beeren, Kräuter, Wurzeln, Wildfrüchte und Wildgemüse, beherbergen ein reichhaltiges Tierleben, aus dem wir Federn, Pelze, Leder, Geweihe und Fleisch gewinnen, ein wundervolles Erholungsgebiet ist der Wald ausserdem, gar nicht zu reden von den tausendfältigen Inspirationen für Maler und Geschichtenerzähler und der Kulisse für Fotos und Filme.

- Irgendein kluger Kopf hat mal gesagt,Die Steinzeit ist nicht aus einem Mangel an Steinen zu Ende gegangen und das Erdölzeitalter wird nicht aus einem Mangel an Öl endenund das ist ebenso originell, wie es wahr ist. Steine, der universale Werkstoff einer früheren Epoche, wurden später durch vielerlei andere Materialien ersetzt und das geht so weit, dass Schiefer heute kaum noch gebraucht wird, ebenso wie Porphyr, Marmor, Achat etc. und sogar der historisch so bedeutsame Feuerstein nur noch in einigen Spezialfällen. Sollte die Nachfrage doch wieder einmal wachsen, stehen Milliarden Tonnen von dem Zeug zur Verfügung.
Andere Gesteine und Minerale werden weiterhin viel gebraucht, daher heute wie vor tausend Jahren in grossen Mengen gefördert, ohne dass ein Ende der Vorräte absehbar ist und gar von einem Mangel an Lehm, Kalk oder Sand zu reden, wäre allzu lächerlich. Im November 2013 wurde hier in Deutschland ein neues Bergwerk eröffnet, das Fluss- und Schwerspat fördert, die als Rohstoffe in der chemischen Industrie genutzt werden. Hatten Sie, bevor Sie nun diesen Satz lasen, auch nur die geringste Ahnung, dass es diese Materialien gibt?

- Zum Erdöl: Seit über sechzig Jahren wird immer von Neuem behauptet,peak oil, also das Maximum der weltweiten Ölförderung, stünde kurz bevor, sei jetzt in diesem Moment oder sei überschritten, daher wiederum der Zusammenbruch der Zivilisation unvermeidlichund seit über sechzig Jahren werden immer wieder neue Ölfelder entdeckt, wird deren Ausbeute durch verbesserte Fördertechniken ebenso erhöht wie am anderen Ende der Verbrauch des Einzelnen durch immer bessere Technik verringert, ohne dabei auf Komfort zu verzichten und endlich Dutzende von Ideen entwickelt, was das Öl ersetzen könnte. Es kommen dabei so viele Möglichkeiten zusammen, dass man sie gar nicht alle gleichzeitig anwenden kann und jeder sich die Lösung aussuchen mag, die ihm am Besten gefällt.
Da das Thema so sehr emotional besetzt ist, helfen vielleicht einige Zahlen, um die Gemüter abzukühlen: Schon vor 12'000 Jahren kannten und verwendeten die Leute im Nahen Osten dieses Zeug, moderne Ölfelder dieser Region liefern seit 80 Jahren, China hat seit tausend Jahren seine Ölindustrie, in der Gegend von Wietze, Niedersachsen, sammelten die Bauern seit Jahrhunderten Teerklumpen auf, die als Wagenschmiere, Dichtungsmittel, ja sogar als Medizin verwendet wurdendieTeerkuhlensind 1652 erstmals urkundlich erwähnt und gegeben hat es sie schon lange vorherehe die Industrie aufmerksam wurde, 1899 den Abbau von Erdöl im Grossen begann; das Ende der Förderung im Jahr 1963 bedeutet, dass man mehr als dreihundert Jahre brauchte, um dieses eine Reservoir zu erschöpfen und heute ist Wietze eine Touristenattraktion, die auch ohne Öl immer noch Geld einbringt; auf der Antilleninsel Trinidad existiert ein sogenannter Asphaltsee, d.h., ein Vulkankrater, dessen Bestand an Asphalt seit 1595, über mehr als 400 Jahre hinweg (!) ausgebeutet wird, ohne sich zu erschöpfen und der ausserdem seit 1910, also auch seit über hundert Jahren, Erdöl und Erdgas liefert.
Es sieht nicht aus, als ob wir Heutigenpeak oilnoch erleben würden.

- Energie allgemein: Sie ist noch weit reichlicher vorhanden als Erdöl, allein die Kohle- und Erdgasvorräte der Welt würden von heute an noch 500 Jahre ausreichen (Torf wurde schon mindestens 3'000 v.Chr. abgebaut, Steinkohle haben die alten Römer gefördert, Erdgas ist zuletzt so billig geworden, dass sich die Erschliessung neuer Felder nicht mehr lohnt); bei der Geothermie, also Erdwärme, haben wir bisher nur einen winzigen Bruchteil der Kräfte angezapft, die unter unseren Füssen liegen, Energie für 30 Millionen Jahre ist da ein Klacks (das geothermale Kraftwerk Larderello in Italien liefert seit dem Jahr 1905 zuverlässig Strom und Tausende jüngerer Anlagen rund um den Globus tun es genauso); Uran gibt es weltweit mehr, als wir benutzen können; Windkraft kann erst recht nicht erschöpft werden, so lange die Erde sich dreht; auf dem Meeresboden wartet Methan in solchen Mengen, dass es alle bekannten Kohlenwasserstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle) der Welt um das Doppelte übertrifft und die Sonne spuckt pro Tag 7'000 mal mehr Energie aus, als die ganze Menschheit verbraucht.
Einige Beispiele, was dies in der Praxis bedeutet:
a) In Neuseeland gibt es eine Firma, die giftige Chemikalien mit einem verblüffend einfachen Mittel unschädlich macht: man lässt sie von Sonnenlicht zersetzen. Wenn sich nun Menschen in Europa an einem schönen Tag in die Sonne legen, nehmen sie dadurch dieser Firma auf der anderen Seite der Erde etwas weg? Natürlich nicht, dennsol lucet omnibus, die Sonne scheint für alle, wie schon die alten Römer wussten.
b) Asiatische Länder haben in den letzten Jahren soviel in Windkraft investiert, dass ihre Kapazitäten die europäischen übertreffen. Nehmen sie damit den Europäern etwas weg? Nicht einmal Nazis wagen Derartiges zu behaupten, weil es allzu lächerlich klänge.
c) Die High-Tech, die wir heutzutage in Form von Notebooks, Smartphones, Tablets, Wearables und Implantaten ständig bei uns tragen, hungert nach Energie und Reserveakkus sind keine ideale Lösung, daher arbeiten wir immer mehr mit faltbaren Solarpads, die nur wenig Platz wegnehmen und mit jeder Generation effizienter werden; auch mit kleinen Windrädern wird experimentiert, die immerhin das eine oder andere Miliampere hergeben, was sich insbesondere in Notfällen als hilfreich erweist und noch kaum erschlossen ist das Gebiet des „Energy Harvesting“, bei dem die ständig vorhandenen elektromagnetischen Wellen rund um uns herum ausgenutzt werden oder die Energie, die bei unseren natürlichen Bewegungen umgesetzt wird.
d) Bisher war noch keine Rede von den riesigen Vorräten an Helium-3 auf dem Mond, die von den Asiaten seit Dezember 2013 näher erkundet werden oder weiter draussen gelegenen Energiequellen wie auf dem Saturnmond Titan, die alles schlagen, was es hier auf der Erde gibt.

- Metalle: Der einzige Werkstoff, dessen Verbrauch noch nennenswert wächst, weil sie für die moderne High-Tech-Zivilisation lebenswichtig sind. In letzter Zeit viel genannt wurdenSeltene Erden, wobei jeder halbwegs ausgewogene Kommentar darauf hinweist, dass der Name irreführend ist, weil dieses Zeug eben nicht selten ist. Dass China im Jahr 2011 die Ausfuhr begrenzte, mag verschiedene Gründe haben, der entscheidende Punkt ist jedoch, dass dies nicht etwa zum Weltuntergang führte, sondern nur dazu, dass im Westen alte Minen, die schon geschlossen waren, wieder in Betrieb gingen. Weiterhin wurde im Juli 2012 zwischen Japan und Vietnam ein Vertrag geschlossen, mit dem beide Länder bei der Förderung dieser Metalle kooperieren, im Erzgebirgeja, hier in Europawurden weitere Vorkommen erschlossen, in Grönland ebenso, im Januar 2013 wurden sogar auf Jamaika Seltene Erden entdeckt, an an einem Ort also, wo Sie es nie vermutet hätten und was die Japaner im März 2013 am Boden des Pazifiks fanden, schlug alle Rekorde: In 5'800 Meter Tiefe liegen auf einem eng begrenzten Gebiet so riesige Vorkommen, dass der Bedarf Japans für zweihundert Jahre gedeckt ist und noch etwas für den Export übrig bleibt.

- Andere Metalle wie etwa Kupfer, Zink usw. sind in aller Welt so häufig vorhanden, dass sie niemals knapp werden können, allein die grösste Kupfermine der Welt, Chuquicamata in Chile, liefert 680'000 Tonnen pro Jahr und die in Brandenburg liegenden Vorräte an Kupferschiefer wurden erst in jüngster Zeit wiederentdeckt. Unsere polnischen Nachbarn sind klüger, sie fördern den Teil, der auf ihrer Seite der Grenze liegt, schon seit Jahrzehnten und auch hier ist der Rest des Universums voll davon.

- Bei Metallen als Wertanlage denkt man zumeist an Gold und da ist es für unsere Mentalität bezeichnend, dass deutsche Medien zwar wiederholt berichten, die Förderung in Russland und Südafrika erschöpfe sich allmählich, aber eine andere Art Informationen verschweigen: Geologische Erkundungen bis zum Jahr 2012 ergaben, dass in der Erde mindestens noch einmal so viel Gold liegt, wie in den letzten paar tausend Jahren herausgeholt wurdedas sind immerhin satte 170'000 Tonnenund besonders im Pazifikraum, von Australien bis China, übertreffen die Funde alle Erwartungen.
Ein bisher mangels Effizienz noch nicht ausgenutztes Reservoir sind die Weltmeere, deren Wasser 20 Millionen Tonnen Gold enthält. Mit der billigen Energie der Zukunft wird es eine Kleinigkeit sein, diesen Vorrat anzuzapfen.
Nebenbei bemerkt, ist der Wert des Goldes ebenso Schwankungen unterworfen wie alle anderen Dinge auch, als Julius Cäsar die Gallier besiegt hatte, brachte er aus der Beute so viel Gold auf den Markt, dass der Goldpreis schlagartig um 25 Prozent sank; im Jahr 2013 fielen die Preise für Gold und Silber so stark, dass man nicht einmal mehr in bestehende Minen investieren wollte, geschweige denn neue erschliessen und das Goldwaschen an deutschen Flüssen lohnte sich schon vorher nicht. Gleichzeitig hat China im Jahr 2013 sage und schreibe 437,3 Tonnen Gold aus dem Boden geholt und ist damit zum grössten Goldproduzenten der Welt geworden.
Lassen Sie sich diese Zahl einmal langsam auf der Zunge zergehen: 437'300 Kilogramm neues Gold.
In nur einem Jahr.
In nur einem Land.

- Ähnliches gilt für Edelsteine. Immer wieder springen die Medien auf bestimmte Einzelfunde an wie pawlowsche Hunde und ihre Konsumenten springen mit.
Leute! Lernt Geschichte, dann seht ihr, dass es mehr von den Dingern gibt, als wir brauchen! Gar nicht zu reden von den Milliarden Tonnen an Edelsteinen, die im Rest des Universums herumschwirren!

- Da wir einmal beim Bergbau sind, sei noch hinzugefügt, dass er nicht nur seinem eigenen Zweck dient, sondern noch andere Effekte hat. Mindestens seit dem 19. Jahrhundert werden in aufgegebenen Stollen Pilze gezüchtet, Abraum, der kein Metall mehr enthält, dient als Baumaterial, ebenso nutzen Geologen und Biologen die einzigartigen Verhältnisse unter Tage für ihre Forschungen, Experimente mit Erdwärme sind hier möglich, der Tourismus wie die Schriftstellerei, Drehbuchautoren und Journalisten, Maler und Fotografen profitieren von dem Thema im Allgemeinen wie von einzelnen Facettenund warum auch nicht? Die Schächte und Gruben sind ja ohnehin da, es ist ein Gebot der Klugheit, sie so vielfältig wie möglich zu nutzen.

Um zu begreifen, warum die Hysterie übertrieben war, werfe man bitte einen Blick in die Geologie. Die Erdkruste, auf der wir uns bewegen, bildet nur die äusserste Schicht unseres Planeten, ist durchschnittlich 35 Kilometer dick und so voll mit Rohstoffen, dass wir sie niemals verbrauchen können. Die tiefsten Bohrungen der Wissenschaft zu Lande sind 9 bis 12 Kilometer hinunter gegangen und ihre Auswertung noch heute nicht abgeschlossen, das tiefste Bergwerk schafft nur knappe vier Kilometer, unter dem Meerespiegel liegen vom Flachwasser vor der Küste bis zur Tiefsee mehr Schätze, als man sich vorstellen kann, gar nicht davon zu reden, dass sich aus dem Meerwasser selbst nützliche Stoffe gewinnen lassen.
Das bedeutet ausserdem für unsere Infrastruktur, dass wir mit Kanälen, Glasfaserkabeln und Wohngebäuden auch satte tausend Meter tief in die Erde gehen können, ohne mehr als einen winzigen Kratzer in der äusseren Hülle das Planeten zu hinterlassen.

- Endlich gehört auch das Wort Recycling hierher. Längst vom strengen Geruch politischer Ideologie befreit, ist es zu einer Profitmaschine geworden, im Zusammenhang mit Rohstoffen vor allem mit dem BegriffUrban Miningverbunden, was die Auswertung von Bauschutt gleich nach dem Abriss bedeutet, ebenso wie das Anbohren alter Mülldeponien. Inzwischen kann sogar Beton (!) recycelt werden und es funktioniert. Mehrere Universitäten forschen auf diesem Gebiet und das hat noch einen Effekt, den man in den Dokumentationen darüber gar nicht erwähnt, nämlich die Studenten, die sich daran beteiligen, gehen über den Hörsaal hinaus und sammeln praktische Erfahrungen, die ihnen ihr Leben lang nützlich sein werden.