Vorbemerkung:
Dieser Text wird vielen Leuten nicht gefallen, denn ich will kein
moralisches Urteil fällen, sondern Fakten finden. Also reisst mich
nur in Stücke, ihr Politisch Korrekten.
Schon
seit mehr als zweihundert Jahren prophezeien Europas Intellektuelle
ununterbrochen den Niedergang der USA und dass folglich der
Zusammenbruch jenes Staates unmittelbar bevorstünde. Die Definition
von „unmittelbar“ variiert dabei zwischen „nächste Woche“
und „spätestens in einigen Jahren“, was es den Konsumenten
dieser Aussagen ermöglicht, sich auf ein Ereignis zu freuen, das
sie noch mitzuerleben hoffen.
Gleichzeitig
fällt man damit seit über zweihundert Jahren stetig auf die Nase,
denn jeder der so postulierten Zeiträume ist mittlerweile
verstrichen und die Amis sind immer noch da. Daraus ergibt sich die
Frage „Sollten Europas Intellektuelle nicht allmählich etwas
lernen?“, aber das ist hoffnungslos, denn diese ansonsten so klugen
Köpfe haben offenbar einen blinden Fleck, der jeden Lernprozess in
Bezug auf die USA abblockt. Vergessen wir sie also, mit unseren
Geistesgrössen ist nichts anzufangen, sondern normale Sterbliche
müssen sich der Frage stellen „Was übersehen wir?“
Dass
die USA als politisches System Schwächen haben wie auch ihre
Bewohner als Individuen, ist eine Binsenweisheit. Trotzdem
funktioniert dieses verrückte Experiment von einer Handvoll
rebellischer Kolonisten im 18. Jahrhundert bis zum grössten
Imperium, das die Welt je sah im 21. Jahrhundert, während in der
selben Zeitspanne etliche andere politische Gebilde überall auf der
Welt erschienen und wieder verschwunden sind. Mit dem Wissen über
diesen Punkt verändert sich die Frage zu „Was machen die
Amerikaner trotz aller Schwächen richtig, was diese anderen Leute
falsch gemacht haben?“
Hier
wird meist die individuelle Freiheit angeführt, die in der Tat
beispiellos ist, dazu der amerikanische Optimismus, die „can
do“-Mentalität, der bis heute lebendige Pioniergeist und was
dergleichen Argumente mehr sind.
Rein
psychologische Faktoren reichen aber nicht aus, sie brauchen auch
eine passende Umgebung, in der sie wirksam werden können und in
dieser Hinsicht ist Nordamerika nicht weniger ausserordentlich. Ob
durch gegenseitiges Abschlachten oder durch friedlichen Landkauf, auf
dem nordamerikanischen Kontinent wurden Räume und Bodenschätze
erschlossen, die es in der Welt kein zweites Mal gibt und deren
Potenzial noch heute nicht abschätzbar ist. Das wiederum verstärkte
bestimmte Einstellungen zu diesem Thema, so dass Worte wie
„Materialknappheit“ oder „Nachschubmangel“ ebenso wie das
Wort „unmöglich“ von vielen US-Bürgern als persönliche
Beleidigung empfunden werden, die sie dann mit aller Entschlossenheit
bekämpfen. Das wiederum tun sie mit Einfallsreichtum und
Flexibilität, gleichen Mängel in der Schul- und Berufsausbildung –
die wir ihnen so gerne vorhalten – mit verblüffender
Experimentierfreude und Lernfähigkeit aus und was für die „deutsche
Gründlichkeit“ am Schlimmsten ist, sie kommen auch noch damit
durch und erreichen etwas. Das bedeutet, dass die USA jede ihrer
Schwächen durch mindestens eine Stärke, meist durch eine
Kombination aus mehreren, kompensieren und neben der Befriedigung
rein persönlicher Bedürfnisse gelingt es ihnen damit auch, ihre
globale Dominanz aufrecht zu erhalten und zu verstärken.
Für
die Zukunft heisst dass, es wird auch für 2015 oder 2020 oder ein
beliebiges anderes Jahr nichts mit dem Niedergang der USA, sondern
sie scheinen – wenn es so etwas überhaupt gibt – die Idealformel
für das Überleben eines Gemeinwesens gefunden zu haben.
Habe
ich es damit erfasst? Ist dieses Zusammenwirken von Psychologie und günstigen Umweltbedingungen eine plausible Erklärung der
US-amerikanischen Stärke?
Falls
jemand eine bessere Idee hat, dann raus damit. Ich selbst werde mich
bemühen, die hier entwickelten Gedanken in meinem nächsten Artikel
an einem historischen Beispiel zu verdeutlichen.
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