Sonntag, 1. Februar 2015

Warum sind die USA so stark?


Vorbemerkung: Dieser Text wird vielen Leuten nicht gefallen, denn ich will kein moralisches Urteil fällen, sondern Fakten finden. Also reisst mich nur in Stücke, ihr Politisch Korrekten.


Schon seit mehr als zweihundert Jahren prophezeien Europas Intellektuelle ununterbrochen den Niedergang der USA und dass folglich der Zusammenbruch jenes Staates unmittelbar bevorstünde. Die Definition von „unmittelbar“ variiert dabei zwischen „nächste Woche“ und „spätestens in einigen Jahren“, was es den Konsumenten dieser Aussagen ermöglicht, sich auf ein Ereignis zu freuen, das sie noch mitzuerleben hoffen.
Gleichzeitig fällt man damit seit über zweihundert Jahren stetig auf die Nase, denn jeder der so postulierten Zeiträume ist mittlerweile verstrichen und die Amis sind immer noch da. Daraus ergibt sich die Frage „Sollten Europas Intellektuelle nicht allmählich etwas lernen?“, aber das ist hoffnungslos, denn diese ansonsten so klugen Köpfe haben offenbar einen blinden Fleck, der jeden Lernprozess in Bezug auf die USA abblockt. Vergessen wir sie also, mit unseren Geistesgrössen ist nichts anzufangen, sondern normale Sterbliche müssen sich der Frage stellen „Was übersehen wir?“

Dass die USA als politisches System Schwächen haben wie auch ihre Bewohner als Individuen, ist eine Binsenweisheit. Trotzdem funktioniert dieses verrückte Experiment von einer Handvoll rebellischer Kolonisten im 18. Jahrhundert bis zum grössten Imperium, das die Welt je sah im 21. Jahrhundert, während in der selben Zeitspanne etliche andere politische Gebilde überall auf der Welt erschienen und wieder verschwunden sind. Mit dem Wissen über diesen Punkt verändert sich die Frage zu „Was machen die Amerikaner trotz aller Schwächen richtig, was diese anderen Leute falsch gemacht haben?“

Hier wird meist die individuelle Freiheit angeführt, die in der Tat beispiellos ist, dazu der amerikanische Optimismus, die „can do“-Mentalität, der bis heute lebendige Pioniergeist und was dergleichen Argumente mehr sind.
Rein psychologische Faktoren reichen aber nicht aus, sie brauchen auch eine passende Umgebung, in der sie wirksam werden können und in dieser Hinsicht ist Nordamerika nicht weniger ausserordentlich. Ob durch gegenseitiges Abschlachten oder durch friedlichen Landkauf, auf dem nordamerikanischen Kontinent wurden Räume und Bodenschätze erschlossen, die es in der Welt kein zweites Mal gibt und deren Potenzial noch heute nicht abschätzbar ist. Das wiederum verstärkte bestimmte Einstellungen zu diesem Thema, so dass Worte wie „Materialknappheit“ oder „Nachschubmangel“ ebenso wie das Wort „unmöglich“ von vielen US-Bürgern als persönliche Beleidigung empfunden werden, die sie dann mit aller Entschlossenheit bekämpfen. Das wiederum tun sie mit Einfallsreichtum und Flexibilität, gleichen Mängel in der Schul- und Berufsausbildung – die wir ihnen so gerne vorhalten – mit verblüffender Experimentierfreude und Lernfähigkeit aus und was für die „deutsche Gründlichkeit“ am Schlimmsten ist, sie kommen auch noch damit durch und erreichen etwas. Das bedeutet, dass die USA jede ihrer Schwächen durch mindestens eine Stärke, meist durch eine Kombination aus mehreren, kompensieren und neben der Befriedigung rein persönlicher Bedürfnisse gelingt es ihnen damit auch, ihre globale Dominanz aufrecht zu erhalten und zu verstärken.
Für die Zukunft heisst dass, es wird auch für 2015 oder 2020 oder ein beliebiges anderes Jahr nichts mit dem Niedergang der USA, sondern sie scheinen – wenn es so etwas überhaupt gibt – die Idealformel für das Überleben eines Gemeinwesens gefunden zu haben.

Habe ich es damit erfasst? Ist dieses Zusammenwirken von Psychologie und günstigen Umweltbedingungen eine plausible Erklärung der US-amerikanischen Stärke?
Falls jemand eine bessere Idee hat, dann raus damit. Ich selbst werde mich bemühen, die hier entwickelten Gedanken in meinem nächsten Artikel an einem historischen Beispiel zu verdeutlichen.

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