Die
technische Überlegenheit Chinas gegenüber dem Westen ist in 2017
mehrfach thematisiert worden, aber das scheint bei der breiten Masse
nicht anzukommen. China kauft weiterhin alles, was nicht schnell
genug wegrennt und das sehen die Leute schon eher, aber sie begreifen
die Folgen nicht: Dass China in seinem rasanten Vorwärtsstürmen
permanent Wissen ansammelt, permanent Erfahrungen macht, gute wie
schlechte und alle diese Erfahrungen in zusätzliches Wissen
verwandelt, Wissen und seine Anwendung.
Man
kann auch sagen, China hat die Evolution auf ihre maximale
Geschwindigkeit gebracht. Das beste Symbol dafür ist die Liste der
Top-500-Supercomputer, die für immer unangefochten von China
angeführt wird und deren neuester Spitzenreiter, der Tianhe-3, im
Frühjahr 2018 in Betrieb geht. Er bewegt sich in einer Dimension,
die buchstäblich keine Konkurrenz mehr kennt, schon gar nicht im
Westen, wo man keine grössere Sorge kennt als sich über
irgendwelche Tweets von Donald Trump aufzuregen.
Ein
anderes Beispiel der chinesischen Macht: Wie wir alle sehen können
und doch kaum einer sehen will, verlaufen Wirtschaftsgipfel wie die
der G 20 in China ohne jede Störung durch sogenannte
Globalisierungsgegner. Warum? Weil diese Gegner genau wissen, dass
man sie in China nicht so verhätscheln würde wie in Europa, sondern
sie in den Knast stecken oder gar nicht erst ins Land lassen.
Quasi
nebenbei wurde kürzlich festgestellt, dass diese Machtstellung auch
schon gereicht hat, um die EU zu unterwerfen
(http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/linde-hydraulics-gibt-china-den-befehl-zum-geldausgeben-gibt-es-kein-zurueck/20806668-all.html):
Ein Fingerschnippen aus Beijing und eine EU-Resolution zum Thema
Menschenrechte wanderte in den Papierkorb. Das ist imperiale Macht wie aus dem
Lehrbuch und „nur“ die Dimensionen sind heute grösser als jemals
zuvor, wenn man einer politischen Struktur auf der anderen Seite der
Erde nach Lust und Laune Befehle erteilen kann.
Ein
Vergleich zu früheren Zeiten: Als im 16. Jahrhundert der damalige
König von Spanien einen seiner Leute nach Amerika schickte, um in
den damaligen Kolonien irgendeinen Auftrag auszuführen, dann konnte
dieser Beauftragte nur per Segelschiff reisen, was mehrere Wochen
dauerte und noch froh sein, wenn eine Seekrankheit das Schlimmste
war, was er erlebte, die tatsächliche Umsetzung der Befehle vor Ort
dauerte Monate oder gar Jahre und man wusste nicht, wie zuverlässig
sie war. Heute dagegen wird ein Befehl aus Beijing binnen Sekunden
nach Europa übermittelt und auf eine schnelle und exakte Ausführung
kann man sich verlassen.
Auch
das wurde übrigens schon vor Jahren vorausgesagt, nämlich von Harro
von Senger in dem Buch „Molüe – Supraplanung“ mit den Worten
„Lockere EU versus recht kompakte VR China“ und heute kann sich
dieser Mann auf die Schulter klopfen, denn er hat in vollem Umfang
recht behalten.
Dies
also die Situation, der wir zu Anfang des Jahres 2018 gegenüber
stehen. Was wird nun daraus werden?
China
will die Welt.
Es
will natürlich auch den Rest des Universums, aber belassen wir es
vorerst bei jenem Zwischenschritt, den man allgemein als
„Weltherrschaft“ bezeichnet, also politische Kontrolle über
jeden Quadratmeter der Erdoberfläche und der Vollständigkeit halber
auch über jeden Quadratmeter Meeresboden.
Übertreibung?
Nein, offiziell verkündetes Ziel der chinesischen Regierung. Zuletzt
konnte man in der deutschen „Wired“, Ausgabe 04/17, lesen, dass
China im Juli 2017 noch einmal ausdrücklich gesagt hat, wie die
Ziele beim Thema Künstliche Intelligenz aussehen, nämlich bis 2020
mit den USA gleichziehen, sie bis 2025 überholen und 2030 weltweit
die Kontrolle haben. Und wem das nicht mächtig genug erscheint, der
möge bitte bedenken, dass in unserer digitalisierten Welt KI die
absolute Macht bedeutet, erst recht in Kombination damit, dass
gleichzeitig das Aufkaufen westlicher Firmen, westlicher
Infrastruktur, westlicher Immobilien hemmungslos weitergeht.
Die
Frage, ob irgend eine andere Macht China aufhalten könnte, ist
überflüssig, denn eine solche Macht gibt es nicht. Europa ist ein
Kontinent der Versager, die sich nur noch einer Illusion von Macht
hingeben, indem sie irgendwelche Extremisten wählen, ohne zu
verstehen, dass auch diese den Befehlen aus Beijing gehorchen und die
„Führungsmacht“ USA hat den schlimmstmöglichen Idioten an die
Spitze gesetzt, der weder führen kann noch ein politisches Programm
hat, sondern nur Hasspredigten in Kurzform von sich gibt. Wer soll
das ernst nehmen?
Angesichts
von so viel Dummheit könnte China als „Retter in der Not“
erscheinen. Ist es das auch?
Nein.
Es ist ein Imperium und handelt imperial, also absolut skrupellos.
Anders ausgedrückt, es rettet uns, wenn überhaupt, nicht aus
Mitgefühl, sondern nur, weil es uns noch brauchen kann.
Gleichzeitig
kann ich ein Gefühl der Bewunderung für China nicht leugnen. Es ist
etwa so, wie früher die von Rom unterworfenen Völker die
Überlegenheit des Imperiums anerkannten oder die Sachsen die
Überlegenheit des fränkischen Reiches.
Es
sieht aus, als wäre ein Kampf gegen Rotchina nur Zeitverschwendung,
Unterwerfung unter dieses Reich dagegen ein Gebot der Vernunft.
Also
„ni men hao“ - schönen guten Tag, die neuen Kaiser? Ich weiss es nicht und das ist
kein Scherz. Ich weiss wirklich nicht, ob das der beste Weg ist oder
ob es der einzige ist.
Warum
diese Zweifel? Nun, die Geschichte lehrt uns, dass die Dinge nie so
glatt laufen, wie man sie sich vorstellt, denn es gibt immer irgend
etwas, das man übersieht. Würde China z.B. von einem Meteoriten
getroffen, dann wäre es mit seiner Expansion erst einmal vorbei,
ohne dass der Westen sich das als Verdienst anrechnen dürfte.
Oder:
Die alten Römer glaubten an ein „imperium sine fine“, ein Reich
ohne Ende, aber dann wurden sie von einem Geburtenrückgang
getroffen, der ihre Reihen ausdünnte und ihrer Expansion auch ohne
Naturkatastrophen ein Ende setzte.
Das
Beste also, was wir Westler uns erhoffen können, ist ein Status als
Juniorpartner der unbesiegbaren Chinesen und wir müssen dabei stets
im Hinterkopf behalten, dass von einem „Ende der Geschichte“
nicht die Rede sein kann, sondern immer wieder Veränderungen drohen.
Was
heisst das für die Praxis?
Finde
heraus, wofür sie DICH brauchen. Finde heraus, welche Bedürfnisse
die Chinesen antreiben und was du noch lernen musst, um diese
Bedürfnisse zu erfüllen.