Dienstag, 9. Januar 2018

Zwischenbilanz zur Machtstellung Rotchinas

Die technische Überlegenheit Chinas gegenüber dem Westen ist in 2017 mehrfach thematisiert worden, aber das scheint bei der breiten Masse nicht anzukommen. China kauft weiterhin alles, was nicht schnell genug wegrennt und das sehen die Leute schon eher, aber sie begreifen die Folgen nicht: Dass China in seinem rasanten Vorwärtsstürmen permanent Wissen ansammelt, permanent Erfahrungen macht, gute wie schlechte und alle diese Erfahrungen in zusätzliches Wissen verwandelt, Wissen und seine Anwendung.

Man kann auch sagen, China hat die Evolution auf ihre maximale Geschwindigkeit gebracht. Das beste Symbol dafür ist die Liste der Top-500-Supercomputer, die für immer unangefochten von China angeführt wird und deren neuester Spitzenreiter, der Tianhe-3, im Frühjahr 2018 in Betrieb geht. Er bewegt sich in einer Dimension, die buchstäblich keine Konkurrenz mehr kennt, schon gar nicht im Westen, wo man keine grössere Sorge kennt als sich über irgendwelche Tweets von Donald Trump aufzuregen.

Ein anderes Beispiel der chinesischen Macht: Wie wir alle sehen können und doch kaum einer sehen will, verlaufen Wirtschaftsgipfel wie die der G 20 in China ohne jede Störung durch sogenannte Globalisierungsgegner. Warum? Weil diese Gegner genau wissen, dass man sie in China nicht so verhätscheln würde wie in Europa, sondern sie in den Knast stecken oder gar nicht erst ins Land lassen.

Quasi nebenbei wurde kürzlich festgestellt, dass diese Machtstellung auch schon gereicht hat, um die EU zu unterwerfen (http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/linde-hydraulics-gibt-china-den-befehl-zum-geldausgeben-gibt-es-kein-zurueck/20806668-all.html): Ein Fingerschnippen aus Beijing und eine EU-Resolution zum Thema Menschenrechte wanderte in den Papierkorb. Das ist imperiale Macht wie aus dem Lehrbuch und „nur“ die Dimensionen sind heute grösser als jemals zuvor, wenn man einer politischen Struktur auf der anderen Seite der Erde nach Lust und Laune Befehle erteilen kann.
Ein Vergleich zu früheren Zeiten: Als im 16. Jahrhundert der damalige König von Spanien einen seiner Leute nach Amerika schickte, um in den damaligen Kolonien irgendeinen Auftrag auszuführen, dann konnte dieser Beauftragte nur per Segelschiff reisen, was mehrere Wochen dauerte und noch froh sein, wenn eine Seekrankheit das Schlimmste war, was er erlebte, die tatsächliche Umsetzung der Befehle vor Ort dauerte Monate oder gar Jahre und man wusste nicht, wie zuverlässig sie war. Heute dagegen wird ein Befehl aus Beijing binnen Sekunden nach Europa übermittelt und auf eine schnelle und exakte Ausführung kann man sich verlassen.
Auch das wurde übrigens schon vor Jahren vorausgesagt, nämlich von Harro von Senger in dem Buch „Molüe – Supraplanung“ mit den Worten „Lockere EU versus recht kompakte VR China“ und heute kann sich dieser Mann auf die Schulter klopfen, denn er hat in vollem Umfang recht behalten.

Dies also die Situation, der wir zu Anfang des Jahres 2018 gegenüber stehen. Was wird nun daraus werden?

China will die Welt.
Es will natürlich auch den Rest des Universums, aber belassen wir es vorerst bei jenem Zwischenschritt, den man allgemein als „Weltherrschaft“ bezeichnet, also politische Kontrolle über jeden Quadratmeter der Erdoberfläche und der Vollständigkeit halber auch über jeden Quadratmeter Meeresboden.
Übertreibung? Nein, offiziell verkündetes Ziel der chinesischen Regierung. Zuletzt konnte man in der deutschen „Wired“, Ausgabe 04/17, lesen, dass China im Juli 2017 noch einmal ausdrücklich gesagt hat, wie die Ziele beim Thema Künstliche Intelligenz aussehen, nämlich bis 2020 mit den USA gleichziehen, sie bis 2025 überholen und 2030 weltweit die Kontrolle haben. Und wem das nicht mächtig genug erscheint, der möge bitte bedenken, dass in unserer digitalisierten Welt KI die absolute Macht bedeutet, erst recht in Kombination damit, dass gleichzeitig das Aufkaufen westlicher Firmen, westlicher Infrastruktur, westlicher Immobilien hemmungslos weitergeht.

Die Frage, ob irgend eine andere Macht China aufhalten könnte, ist überflüssig, denn eine solche Macht gibt es nicht. Europa ist ein Kontinent der Versager, die sich nur noch einer Illusion von Macht hingeben, indem sie irgendwelche Extremisten wählen, ohne zu verstehen, dass auch diese den Befehlen aus Beijing gehorchen und die „Führungsmacht“ USA hat den schlimmstmöglichen Idioten an die Spitze gesetzt, der weder führen kann noch ein politisches Programm hat, sondern nur Hasspredigten in Kurzform von sich gibt. Wer soll das ernst nehmen?

Angesichts von so viel Dummheit könnte China als „Retter in der Not“ erscheinen. Ist es das auch?
Nein. Es ist ein Imperium und handelt imperial, also absolut skrupellos. Anders ausgedrückt, es rettet uns, wenn überhaupt, nicht aus Mitgefühl, sondern nur, weil es uns noch brauchen kann.

Gleichzeitig kann ich ein Gefühl der Bewunderung für China nicht leugnen. Es ist etwa so, wie früher die von Rom unterworfenen Völker die Überlegenheit des Imperiums anerkannten oder die Sachsen die Überlegenheit des fränkischen Reiches.
Es sieht aus, als wäre ein Kampf gegen Rotchina nur Zeitverschwendung, Unterwerfung unter dieses Reich dagegen ein Gebot der Vernunft.

Also „ni men hao“ - schönen guten Tag, die neuen Kaiser? Ich weiss es nicht und das ist kein Scherz. Ich weiss wirklich nicht, ob das der beste Weg ist oder ob es der einzige ist.
Warum diese Zweifel? Nun, die Geschichte lehrt uns, dass die Dinge nie so glatt laufen, wie man sie sich vorstellt, denn es gibt immer irgend etwas, das man übersieht. Würde China z.B. von einem Meteoriten getroffen, dann wäre es mit seiner Expansion erst einmal vorbei, ohne dass der Westen sich das als Verdienst anrechnen dürfte.
Oder: Die alten Römer glaubten an ein „imperium sine fine“, ein Reich ohne Ende, aber dann wurden sie von einem Geburtenrückgang getroffen, der ihre Reihen ausdünnte und ihrer Expansion auch ohne Naturkatastrophen ein Ende setzte.

Das Beste also, was wir Westler uns erhoffen können, ist ein Status als Juniorpartner der unbesiegbaren Chinesen und wir müssen dabei stets im Hinterkopf behalten, dass von einem „Ende der Geschichte“ nicht die Rede sein kann, sondern immer wieder Veränderungen drohen.

Was heisst das für die Praxis?
Finde heraus, wofür sie DICH brauchen. Finde heraus, welche Bedürfnisse die Chinesen antreiben und was du noch lernen musst, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.



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