Montag, 20. Mai 2019

Versuch eines Gedichts im daoistischen Stil


Inspiriert durch kombinierte Lektüre von „Dao De Jing“ und „Die Reise in den Westen“, dem Wikipedia-Artikel über Zhuangzi und „Jenseits der Zeit“ von Cixin Liu.


Allseitig sind wir von Schätzen umgeben
und bejammern doch unsere Armut.
Armut im Geist ists, die wir beklagen sollten,
denn hätten wir nur Verstand, so wäre kein Grund mehr zum Jammer.

Hysterisch behaupten wir dieses und jenes Übel,
doch fragt man nach Beweisen, so sind keine da.
Wie wesenlos sind solche Klagen.
Sie rauben uns die Ruhe für nichts.

Wir kämpfen um einen Fussbreit Boden
und ignorieren ganze Welten, die leer sind.
Was soll das Getöse um Staatsgebiete,
wenn mehr Land existiert, als wir je kontrollieren können?

Wie viele Kalorien du auch verschlingst,
schon die Erde bringt immer neue hervor.
Kannst du die Brennstoffe auf dem Jupiter oder Titan je verbrauchen,
das Wasser des Jupitermondes Europa oder die Sandvorräte des Mars?

Auch ein galaktisches Imperium wäre erfüllt von politischem Streit
und am Ende zerfiele es, wozu also die Mühe?
Unerschöpfliche Möglichkeiten sind in unseren Köpfen,
im Trubel der grössten Stadt wie im Gebüsch der einsamsten Wildnis.

Ursache unseres Elends sind nur wir selbst,
an uns selber ist es, uns zu befreien.
Finde das Gleichgewicht zwischen Innen und Aussen,
so kommst du inmitten des Sturmes zur Ruhe.

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