Äh - Russland ???
Ja,
genau dies ist vor gut zwei Wochen geschehen. Natürlich nennt man es
anders, aber die Summe der Wirtschaftsverträge, die Putin bei seiner
Kriechtour in Peking unterzeichnet hat, bedeutet genau das: den
vollständigen Ausverkauf Russlands an China.
Etwas
Derartiges hat es buchstäblich noch nie in der Geschichte gegeben.
Ganze oder teilweise „Feindliche Übernahmen“ von Ländern durch
andere Länder mittels einer Kombination aus militärischem,
wirtschaftlichem und diplomatischem Druck gehören zum Normalfall,
den man erst seit 1945 für unfein erklärte, aber ein anderes Land
zu übernehmen ohne einen einzigen Schuss, nur mit Geld, das ist
etwas Neues. Die chinesische Regierung hat einzelne Elemente dieser
Strategie schon vorher in Afrika und im Nahen Osten angewendet –
vielleicht auch anderswo, das Thema ist so komplex, dass ich sicher
Einiges übersehe – und nun ein strategisches Meisterwerk vollbracht,
dessen volle Bedeutung wir noch gar nicht erkannt haben und das auf
eine Zukunft vorausweist, in der so etwas noch öfter geschehen wird.
In
der Sache selbst war es eine Anwendung der klassischen chinesischen
Strategeme und zwar, soweit ich als primitiver Westmensch das
verstehe, eine Ketten-Strategie, also Strategem Nummer 35 „Verknüpfen
von zwei oder mehr Strategemen“ und die beiden verknüpften sind
Nummer 9 „Das Feuer am gegenüberliegenden Ufer beobachten“
(warten, bis Putin sich hinreichend selbst geschwächt hatte) und
Nummer 12 „Mit leichter Hand das Schaf wegführen“ (zugreifen,
als es soweit war).
Darüber
hinaus ist das Ganze langfristig angelegt, auch wenn Putin schon
Geschichte ist, wird China weiterhin die Kontrolle über Russland
haben und behalten bis in alle Ewigkeit. Das bedeutet, dass der
innerrussische Machtkampf, der nach dem Sturz und/oder Tod Putins
ausbricht, an Bedeutung verloren hat, denn die Kontrahenten müssen
essen und ohne den Willen Chinas wird fortan in Russland kein Feld
bebaut und kein Schwein geschlachtet.
Freilich
wird es noch ewas dauern, die Beute zu sichten und neu zu
organisieren, weg vom Moskau-zentrierten System hin zum
grösstmöglichen Nutzen für China, aber das Reich der Mitte hat
Zeit. Sogar ein Verrückter wie Mao Zedong hatte das begriffen und
die geistig gesunde chinesische Führung unserer Zeit weiss es um so
besser. Während wir nicht fähig sind, über einzelne Kalenderwochen
oder höchstens Quartalszahlen hinauszudenken und uns deswegen
einbilden, in Russland hätte sich nichts geändert, kann China
tausend Jahre warten, bis sich wieder eine Gelegenheit ergibt und
auch jederzeit handeln, wenn die Sache schneller geht.
Sie
wird schneller gehen.
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