Sonntag, 19. April 2015

Leben 2020 - Teil 1


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Alle Szenarien basieren auf Technik, die bereits existiert.

Die Welt im Jahr 2020ein Überblick


Aus den alten Staatenverbünden EU und ASEAN ist über einen Zeitraum von einigen Jahren hinweg die Eurasische Union (EURASU) geworden. Nicht nur die früheren GUS-Staaten sind Mitglieder, sondern auch ganz Südosteuropa und Asien, das heisst, die klassischeSeidenstrasseist in moderner Form wieder belebt und deutlich erweitert worden.
Die afrikanischen Länder haben zunächst lokale Freihandelszonen geschaffen und diese dann nach und nach mit der EURASU assoziiert. Noch sind die Bindungen nicht so eng wie in Europa, aber wenigstens wurde, gefördert durch chinesische Investitionen, der Teufelskreis der Bürgerkriege und Tyranneien durchbrochen und die AIDS-Epidemie besiegt, was dem Kontinent wieder Hoffnung gab, spätestens mit Fertigstellung der Trans-African-Highways war der Aufschwung nur noch eine Frage der Zeit.
Die nord- und südamerikanischen Freihandelszonen sind ebenfalls zu einer einzigen verschmolzen. In den USA haben die WASPs, die noch unter der Bush-Dynastie unbesiegbar schienen, ihre dominierende Rolle an die Latinos abgegeben und die zu Anfang des 21. Jahrhunderts aufgebrochenen Ressentiments zwischen Washington und demalten Europasind längst verpufft, nachdem die verantwortlichen Politiker auf dem Müllhaufen der Geschichte endeten.
Überhaupt wird heutzutage Macht kaum noch von Regierungen, sondern eher von Konzernen ausgeübt, aber die Menschen hängen an den alten Strukturen, also hat man sie einstweilen noch bestehen lassen.

Mit diesen Fortschritten einher ging eine rasante Entwicklung der Technik. Das bisherige Ergebnis: Siebeneinhalb Milliarden Menschen, sei es nun auf der guten alten Erde, in Raumhabitaten oder Mond- und Marskolonien, leben in beispiellosem materiellem Wohlstand, Gesundheit und Attraktivität, ermöglicht durch spottbillige und deshalb allgegenwärtige Implantate, Roboter und KIs.
Billig? Ja, richtig gelesen. Die Konstruktionsprinzipien solcher Maschinen sind längst als Open Source veröffentlicht worden, ähnlich wie meine Generation schon in der Schule alles über die Funktion von Automotoren lernen konnte, weil es lächerlich wäre, ein so allgemein verbreitetes Wissen noch als Geheimnis irgend einer Firma behandeln zu wollen. Das bedeutet, dass es keine Patentrechte und keine Marktmonopole mehr gibt, die den Preis künstlich hoch halten könnten und neuerdings haben die Roboter sogar so viel gelernt, dass sie sich selbst reparieren und reproduzieren können. Damit sind die Produktionskosten auf Null gefallen, weil die Maschinen jetzt ausserhalb der klassischen Wertschöpfungskette stehen.
In Anbetracht dessen hat man die Frage gestellt, ob es für Menschen denn noch Herausforderungen gäbe und die Antworten gingen bisher in die Richtung, dass noch einige übrig wären.  

Andererseitswie war das noch gleich mit den Maschinen, die alles für uns tun können? Wie würde es sich wohl anfühlen, ganz und gar in maschinell versorgte Faulheit und Dekadenz abzugleiten.  
Wahrscheinlich würde es mir vor allem als Verschwendung meiner Potenziale erscheinen. Bei einer statistischen Lebenserwartung von mittlerweile 200 Jahren, die Abschaffung des biologischen Alterns noch gar nicht gerechnet und das alles bei bester Gesundheit, wünsche ich mir irgend etwas zu tun, wenn nicht die Prophezeiung derboring twenties, derlangweiligen Zwanziger Jahrewahr werden soll.
Das fällt uns allerdings auch relativ leicht: der durchschnittliche IQ eines aufgerüsteten Gehirns liegt bei 140, das bedeutet, Aufgaben, die einmal als hochkomplex bis unlösbar gegolten haben, werden heute schnell und effizient erledigt. Wissenschaft ist von der Domäne einer geistigen Elite zur alltäglichen Beschäftigung geworden, auf dem Mars etwa treten sich die Forscher schon gegenseitig auf die Füsse und das Wettrennen um die übrigen Planeten ist in vollem Gange.
Nicht zuletzt suchen wir immer noch nach einem Weg, Raumfahrt mit Überlichtgeschwindigkeit zu betreiben, weil wir ohne diese auf das heimatliche Sol-System beschränkt sind und es uns nicht gefällt, derart eingeengt zu sein.

Es gibt also immer noch ganze Berge offener Fragen, der Unterschied zu früher ist jedoch, dass wir langweilige Routineaufgaben an die Maschinen verlagert haben und uns den wirklich interessanten Dingen widmen können.

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