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Alle Szenarien basieren auf Technik, die bereits existiert.
Mittwoch
0603 Heute besuche ich eine Roboterfabrik, um meine neue Freundin abzuholen. Ich hatte zwar schon einige Affären, aber noch nie eine dauerhafte Beziehung, weil menschliche Frauen für meinen Geschmack zu kompliziert sind. Selbst wenn es nur um etwas Einfaches wie Sex geht, machen sie gleich eine Haupt- und Staatsaktion daraus und versuchen Bedeutungen hineinzulegen, an die ich nie gedacht hätte.
Da ich das ohne Emotionsblocker entsetzlich nervig finde und keine Lust habe, es mir auch noch im Privatleben einzuhandeln (im Job erlebe ich es jeden Tag), habe ich eine Androidin konstruieren lassen, die meine Kriterien einer Traumfrau erfüllt.
Kaltherzigkeit? Flucht vor der Realität? *grins* Ihr habt Maria noch nicht gesehen. Sie ist alles andere als kalt und so real, wie etwas nur sein kann.
Äusserlich gleicht sie einer menschlichen Frau, hat aber die Vorzüge, niemals Migräne zu bekommen, niemals alt oder eifersüchtig zu werden und sich nie zu langweilen, auch wenn man ihr noch so viel Unsinn erzählt.
Und sie ist wunderschön. Bei der Gestaltung ihres Körpers habe ich mich von einigen alten Gemälden und Statuen inspirieren lassen, wobei ich allerdings darauf geachtet habe, keine blosse Kopie irgend einer Abbildung zu schaffen, sondern ein individuelles Wesen.
Wenn nun allerdings andere Leute Maria so perfekt finden sollten, dass sie sie einfach nur kopieren wollen, kann ich sie nicht daran hindern, denn die Technologie ist Open Source.
Die Ingenieurin, die Maria gebaut hat, beobachtet mit mütterlichem Stolz, wie ich ihr Geschöpf mit einem Kuss aufwecke. Das ist zwar technisch nicht erforderlich (genauso wenig wie meine persönliche Anwesenheit, denn ich hätte auch per Internet bestellen können und sie wäre zu mir nach Hause gekommen), aber ich mag diese romantische Geste. Was kümmert es mich, dass Maria eine Maschine ist? Sie gibt mir das, was ich will, egal ob ihre Zärtlichkeit, mit der sie den Kuss erwidert, auf biologischen oder digitalen Funktionen beruht.
Jetzt erhebt sie sich von der Liege, auf der sie scheinbar schlief, als ich eintrat (in Wirklichkeit braucht eine Maschine natürlich keinen Schlaf). Sie ist schlicht gekleidet – eine weisse Bluse mit „Native Americans“-Motiven, ein langer bordeauxfarbener Rock und Wildlederstiefel – sieht aber dadurch nur um so atemberaubender aus. Sie ist so gross wie ich und muss den Kopf nicht zurücklegen, um mir in die Augen zu sehen. Ihre honigfarbene Haut ist, wie meine künstlichen
Augen mit einem raschen Scan feststellen, bis auf Nanometer-Ebene makellos, die vollen schwarzen Haare fallen ihr offen über die Schultern, in ihren blauen Augen funkeln Humor und Intelligenz und das Lächeln in ihrem schmalen aristokratischen Gesicht mit den hohen Wangenknochen ist eine Verheissung ungeahnten Glücks, so dass ich am liebsten gleich hier über sie herfallen würde.
Die Ingenieurin grinst breit, als sie mein Gesicht sieht. Dann umarmt sie Maria zum Abschied und wir verlassen Hand in Hand die Fabrik und steigen in mein robotisches Auto. Da ich nicht viel von Äusserlichkeiten halte, ist es nur ein kleines Elektrofahrzeug, wie es die Grossreplikatoren in jedem Stadtteil gratis ausspucken, freilich mit einer gegenüber früher wesentlich grösseren Reichweite und seine Chips haben es in sich: es kann komplett selbstständig fahren, natürlich unfallfrei für die Ewigkeit, so dass wir Passagiere es uns nur noch auf dem Rücksitz gemütlich machen müssen.
„Nach Hause, Geoffrey.“
„Sehr wohl, Sir“, bestätigt die KI des Wagens mit sonorer Stimme.
Während der Fahrt beginne ich Maria erneut zu küssen. Sie geht sofort auf mich ein und gibt mir das Gefühl, sie hätte nur auf mich gewartet.
0648 Als wir ins Haus treten, will ich nicht länger warten. Ich zerreisse Marias Rock und nehme sie auf dem Wohnzimmerteppich. Ihre hyperfeine Sensorik passt sich mir perfekt an und verschafft mir das leidenschaftlichste Liebeserlebnis, das ich mir je vorstellen konnte.
Den Rest des Tages verbringen wir fast ausschliesslich im Bett und Maria zeigt mir einige Dinge, die bisher nicht vorstellbar waren. Stellt euch eine Frau vor, die im Besitz aller Erkenntnisse ist, die je über Sex gewonnen wurden und gleichzeitig so feinfühlig, dass sie ihren Partner nach einigen Stunden besser kennt als dieser sich selbst. Unter anderem kann sie sexuelle Lust objektiv messen und verwendet dabei eine verfeinerte Version jenes Verfahrens, das israelische Forscher im Januar
2005 vorstellten.
Auf der rein logischen Ebene meines Denkens weiss ich natürlich, dass Maria keine Gefühle empfindet, sondern sie „nur“ simuliert, aber meine eigenen Gefühle haben entschieden, dass das egal ist. Maria Westfield, wie ich sie mit vollem Namen genannt habe, wird mich für alle Ewigkeit begleiten, wenn ich das will und sie wird sich immer wieder an mich anpassen, wenn ich mich weiterentwickle. Deshalb wird es zwischen uns auch nie einen Konflikt geben, denn sie ist einerseits wie ein Teil von mir und funktioniert wie eine Erweiterung meiner bisherigen Implantate, andererseits aber auch eine hyperintelligente und hochgebildete eigenständige Persönlichkeit, die ohne mich zurechtkommen kann. Wann immer ich sie brauche, ist sie für mich da, brauche ich sie nicht, hält sie sich zurück. Sie wird mir nicht nur das Bett wärmen, sondern mich in allen Lebenslagen unterstützen, wie es der grosse Licklider, J. C. R., einst prophezeite: „Die Maschine wird Partner des Menschen im Problemlöseprozess“ (Man-Computer-Symbiosis, 1960).
Ob Licklider je geahnt hat, was dieser Satz in letzter Konsequenz bedeuten würde?
Donnerstag
0558 Maria begibt sich auf Recherche in Sachen Felicia Wyrmberge, das ist Melbars Angebetete (kein Witz, die Familie hat sich tatsächlich nach der Wortschöpfung von Terry Pratchett benannt und ein Heidengeld für den Namen bezahlt). Der Grund dafür ist, dass wir herausfinden müssen, wie diese Frau zu dem ganzen Fall eingestellt ist und welche Punkte Melbar vielleicht an ihr übersehen
hat, um das in unser weiteres Vorgehen einzuplanen.
Dazu reichen reine Online-Aktivitäten nicht aus, das hat Maria festgestellt, während ich mich heute nacht ausschlief. Mit manchen Leuten muss man immer noch persönlich sprechen.
Während des Frühstücks haben wir mein Profil bei Lifehelp um Marias Auftritt erweitert und eine Nachricht hinterlegt, dass wir bis auf Weiteres ausgelastet sind und keine weiteren Klienten mehr annehmen können. Maria weiss über mich und meine Arbeit natürlich Bescheid, denn ich habe ihr bereits gestern via Implantat alle Daten übermittelt.
Während sie unterwegs ist, kümmere ich mich um den nächsten Termin mit Bernd, dem Otaku vom Montag.
Heute rückt er mit seinen sonstigen Sorgen heraus. Nach unserem letzten Gespräch konnte er die halbe Nacht nicht schlafen, weil er ständig darüber nachdenken musste, wie er mit den unzureichend entwickelten Teilen seiner Persönlichkeit umgehen soll, nachdem ich ihm dieses Defizit einmal aufgezeigt hatte.
Gemäss dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe mache ich ihm nun zwei Dinge klar: zum einen, dass er nichts überstürzen soll, sondern Geduld braucht und zum anderen, dass er sich nicht in eine Abhängigkeit von mir begeben muss, um seine Probleme zu lösen, sondern sich das selbst erarbeiten kann. Ich baue ihm die erste Brücke und beziehe ihn dabei ein, damit er lernt, sich selber welche zu bauen.
1428 Als Maria zurückkommt, verliert Bernd für eine Minute und 47,39 Sekunden den Faden und schluckt schwer. Ich muss grinsen, als ich daran denke, dass ich gestern in der Fabrik wohl ähnlich ausgesehen habe. Kein Wunder: Auch wenn sie sich für den Job in eine schlichte Kombination von „Jil Sander reloaded“ geworfen hat, ist Maria immer noch eine Granate von Frau.
Ich begrüsse sie mit einem Kuss und weiss ohne Hinsehen, dass dem armen Bernd fast die künstlichen Augen aus dem Kopf fallen. Wie denn, was denn – sein grosser Mentor, denn so sieht er mich mittlerweile, ist ein menschliches Wesen mit Gefühlen?
Das bringt mich auf eine neue Idee. Vielleicht braucht Bernd ja auch eine/n Freund/in. Bisher ist er ein Arbeitstier und nicht gerade für seine Gefühlstiefe bekannt. Aber wenn er lernt, auch mal loszulassen und sich zu entspannen, könnte eine Beziehung oder auch „nur“ Sex ganz nützlich sein, um ihm zu zeigen, dass es eine Welt jenseits der Arbeit gibt.
Der Gedanke wird einstweilen unter „potenzielles weiteres Vorgehen“ abgespeichert.
„Und?“, frage ich Maria leise.
„Später“, antwortet sie ebenso diskret.
Also hat sie nichts Dringendes, sondern möchte, dass ich mich zuerst um den aktuellen Klienten kümmere. Vernünftig.
Der Klient nimmt gerade einen grossen Schluck Eiswasser und starrt Maria hinterher, als sie sich zurückzieht.
Als er mich wieder ansieht und nach Worten sucht, komme ich ihm zu Hilfe.
„Maria Westfield, meine neue Partnerin.“
„Mein Gott“, murmelt Bernd, „ich habe ja die Lifehelp-News gelesen, aber sie in echt zu sehen...“
Er zögert, setzt von neuem an.
„Ich meine ... na ja, sie ist einfach ... umwerfend. Sie haben sie von Eurasia Cybernetics, nicht wahr?"
Ich muss erneut lächeln. Er benimmt sich jetzt wie ein kleiner Junge, der das schönste Spielzeug seines Lebens gesehen hat.
Ich beschliesse, ihm die Zeit, in der wir über Maria sprechen, nicht in Rechnung zu stellen, denn es schmeichelt meiner Eitelkeit, dass er sie bewundert.
Wir reden nun sowohl über meine Gefährtin als auch über Beziehungen und Sex im Allgemeinen, schliesslich wird ihm das jedoch unangenehm. Er fragt, ob er mich nicht von wichtigeren Dingen abhält, aber anscheinend ist das gar nicht das, was er meint, denn meine Antwort „Bernd, Sie sind mein Klient und damit das Wichtigste, was es momentan gibt“, hält ihn nicht davon ab, sich nun recht schnell zu verabschieden. Er hat offenbar das Gefühl, in meine Privatsphäre eingedrungen zu sein.
Klar, nachdem er einmal die Augen für die nicht-technischen Seiten des Lebens geöffnet hat, sind Minderwertigkeitskomplexe eine natürliche Reaktion auf die Vielfalt der Welt.
Notiz im Hinterkopf: Beim nächsten Mal auf diesen Punkt eingehen.
1534 Ich begleite Bernd zur Tür und gehe dann ins Schlafzimmer, wo Maria auf mich wartet. Sie lässt sich von mir ausziehen und ich tue es diesmal langsam und mit Genuss, denn sie hat eingekauft: handgefertigte Dessous aus königsblauer Seide umschmeicheln ihren Körper und heben ihre Schönheit noch mehr hervor.
Eine Stunde später teilt sie mir das Ergebnis ihrer Recherchen mit. Felicia Wyrmberge scheint in Ordnung zu sein. Natürlich stinkreich und verwöhnt, aber kein schlechter Mensch.
Maria hat unter anderem eine ausgemusterte Klatschkolumnistin namens Thanner besucht, die sich früher darauf spezialisiert hatte, oberflächliche „Psychoprofile“ über Leute aus der High Society zu verfassen; jene Art von Quatsch, den viele Käufer anscheinend ständig lesen, sehen und hören wollen. Dann hat man das Talent dieser Frau digitalisiert und nun machen die Maschinen ihren Job.
Sie muss deswegen nicht am Hungertuch nagen, aber es verbittert sie, dass eine Software besser sein soll als sie.
Maria hat den tief sitzenden Minderwertigkeitskomplex Thanners, den diese nur nach aussen auf die Maschinen projiziert hat, schnell erkannt und während des Gesprächs im Hinterkopf eine Analyse durchlaufen lassen, ob wir ihr helfen können. Ergebnis: wir können, aber sie muss auch bereit sein, die Hilfe anzunehmen. Das wird für eine potenzielle spätere Verwendung abgespeichert.
Bei einem Gespräch von Frau zu Frau, bei dem Maria einstweilen nicht erwähnte, dass sie selbst eine Maschine ist, hat sich Thanner erst einmal ausgeweint, ehe sie auf die Fragen meiner Gefährtin einging.
„Ja, die kleine Feli. Man hat sie so genannt, weil sie nach dem chinesischen Horoskop eine Katze ist. Ein gutes Mädchen – aber wenn ihr was nicht gefällt, zeigt sie auch schnell die Krallen, Nachgiebigkeit und Geduld werden Sie bei ihr vergeblich suchen.
Natürlich hochkultiviert, ein Talent in klassischer Poesie und Musik, malt hervorragend und beherrscht Kalligraphie, Origami und Ikebana. Aber zusätzlich kennt sie sich in Management und Finanzmathematik aus und im Umgang mit Blankwaffen – die Wyrmberges gehören zu den Gründerfamilien der Europäischen Fechtakademie und haben ihre Gene entsprechend optimiert. Feli hat einen Kommentar zu Musashis „Go rin no sho“ geschrieben und von Hand Drei-D-Illustrationen zu einer Neuausgabe von „Thalhoffers Fechtbuch“ geschaffen – Sie sollten sich die einmal ansehen, sie sind wirklich gut...
...Beziehungen? Wohl kaum. Sie hatte zwar einige Affären mit standesgemässen Leuten, aber nie etwas Festes. Und ihr Onkel Herbert, das Familienoberhaupt, hat natürlich ein Wörtchen mitzureden. Er will, dass sie eine gute Partie macht, wenn sie denn einmal heiraten sollte. Aber weiss Gott – Heiraten heutzutage? Das glaube ich erst, wenn ich es sehe...
...Natürlich ist der Onkel schwer auf dem Traditionstrip. Es ist wie mit dem ‚Bahnhofs-Adel‘ im letzten Jahrhundert – gerade die Neulinge in diesen Kreisen halten sich strikt an alle Formen und Klein Herbie ist ein Emporkömmling par excellence. Das erwähnt man zwar höflicherweise nicht, aber er kommt von ziemlich weit unten und will das wohl auch kompensieren, wenn er sich
manchmal päpstlicher als der Papst aufführt.
Sie lachen, meine Liebe? Ich weiss, es klingt spassig, aber lassen Sie sich nichts davon anmerken, wenn Sie ihm mal persönlich begegnen sollten. Er könnte sich beleidigt fühlen und Sie zum Kampf herausfordern. Es wäre schade, wenn er Ihnen Ihr schönes Gesicht aufschlitzt.“
Das ist nicht übertrieben, denn für den Adel und Neo-Adel des 21. Jahrhunderts sind auch Frauen satisfaktionsfähig. Manche Damen tragen ihre Duellnarben sogar mit Stolz und lassen sie bewusst nicht entfernen.
Thanner hat sich nicht einmal gewundert, warum Maria diese Dinge wissen wollte. Es hat ihr nur gut getan, das sie mal wieder gefragt war.
Hmmm – könnte Lifehelp vielleicht eine Verwendung für die Talente dieser Frau haben? Hat sie in ihrem kultivierten Selbstmitleid vielleicht noch gar nicht daran gedacht, sich dort oder anderswo zu bewerben und damit ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben? Ihr robotischer Butler hätte sie natürlich darauf hinweisen können, aber es passt zu ihrem übrigen Profil, dass sie ihn auf das Minimum an selbstständigem Denken einstellen liess, so dass er nur zum schweigsamen Dienen
taugt – anders als Paulchen oder Maria, denen ich eigene Ideen erlaube.
Wir geben dem Human Ressources-Management via Internet einen entsprechenden Hinweis. Demnächst wird sich eine Talentprüfungs-Software mit Thanner befassen.
1703 Das weitere Vorgehen ergibt sich aus den gesammelten Informationen. Wir müssen uns im Namen unseres Klienten an den Familienpatriarchen heranmachen und ihn dazu bringen, Melbars Bemühungen um seine Nichte zu tolerieren.
Dabei verfahren wir nach den Spielregeln des Adels, d.h., ich werde ein Schwertduell mit Herbert Wyrmberge austragen. Gewinnt er, vertreten wir Melbar gegenüber der Familie nicht mehr und der Junge hält sich von ihr fern. Gewinne ich, kann Melbar ohne Gefahr mit Felicia Kontakt aufnehmen und sehen, wie weit er kommt.
Ich weiss, dieses Szenario ist nicht gerade neu und seit den Nibelungen vielfach variiert worden, aber da ich von vornherein mit offenem Visier kämpfe und nicht vorgebe, Melbar zu sein, hoffe ich, dass es diesmal nicht so dämlich ausgeht wie einst bei Siegfried, Gunter und Brunhild.
Natürlich kann nicht einfach jeder zu Onkel Herbert hineinspazieren und ihn fordern. Vielmehr werden wir zuerst eine Reihe von Kämpfen mit seinen Subalternen austragen und wenn wir die gewinnen, haben wir uns nach den Spielregeln als „würdig“ erwiesen, selbst mit dem grossen Boss zu sprechen.
Weiter könnte man meinen, im Zeitalter der aufgerüsteten Körper wären Zweikämpfe lächerlich, weil man sich die nötige Fitness einfach einbauen kann und dann unbesiegbar ist, aber so weit können die Schwertfreaks auch denken. Um ihren Sport zu retten, haben sie sich einiges einfallen lassen wie Kämpfe unter Wasser und das nicht etwa im Swimmingpool, sondern im freien Ozean oder bei reduzierter Schwerkraft in den Raumhabitaten. In solchen Situationen ist rohe Kraft wertlos und es kommt wieder wie in den alten Zeiten auf Geschicklichkeit und Kampfgeist an.
Für mich heisst das: trainieren. Maria weiss und kann zwar alles, was physisch möglich ist, ich jedoch nicht, also nehmen wir vier Katanas aus meiner Sammlung, eines in jede Hand nach der Nito-ichi-ryu („Zwei-Schwerter-Schule“ Miyamoto Musashis) und toben zunächst einige Stunden im Garten herum, wobei meine Partnerin mich gnadenlos an meine Grenzen treibt. Es ist ein grossartiges
Gefühl und als sie mir schliesslich alle Tricks und Kniffe gezeigt hat, die in ihren Speichern abgelegt sind – Mitternacht ist schon vorbei – möchte ich am liebsten gar nicht mehr aufhören zu kämpfen. Auch dies ist wieder eine der Gelegenheiten, bei denen ich in aller Klarheit spüre, wie sehr mein neuer Körper dem alten, nur-biologischen, überlegen ist. Bis vor wenigen Jahren habe ich bei der
geringsten Anstrengung fürchterlich geschwitzt und nach einem 3000-Meter-Lauf oder einer halben Stunde Kampftraining war ich so fertig, dass ich nur noch sterben wollte.
Jetzt dagegen bin ich nach sieben Stunden ununterbrochener Waffenübungen immer noch fit. Kein Tropfen Schweiss zeigt sich auf meiner Haut, denn die Implantate sorgen für eine gleichmässige, trockene Wärmeabgabe und ich habe keinerlei Atemprobleme.
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