Alltägliche Schätze –
Teil 3
-
Während die sprichwörtlichen „deutschen Bedenkenträger“ jede
Innovation als „Spinnerei“ ansehen, die „sowieso nicht
funktioniert“, kann man in der wirklichen Welt eine funktionierende
Sache nach der anderen erleben. Einige Beispiele für erfolgreiche
Produkteinführungen seit den 1990ern:
1.
Eistee. Woher die Vorsilbe „Eis-“ kommt, ist umstritten, der
Erfolg solcher Produkte ist es nicht.
2.
Energydrinks. Eine Idee aus Südostasien, die von Dietrich
Mateschitz, dem Gründer des Red Bull-Konzerns, nach Europa
importiert wurde.
3.
fritz-kola. Sie wurde erst 2002 kreiert, betrat einen scheinbar
völlig gesättigten Markt und verkauft sich doch.
4.
LEDs. Diese „Licht emittierenden Dioden“ haben Elektrotechnik und
Informationstechnik umgewälzt und mittlerweile verkaufen deutsche
Discounter Lesebrillen und Schminkspiegel mit integrierten LEDs, eine
Idee wie aus der Science Fiction, die in der Wirklichkeit Geld
einbringt.
5.
Smartphones. Sie sind noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss,
sondern werden gerade durch Smartwatches ersetzt, demnächst durch
Implantate und sowohl die Geräte selbst als auch ihre Folgeeffekte
sind ein Mega-Milliarden-Geschäft.
-
Dann
sind
da
jene
Zufallsinspirationen,
die
jeden
Tag
auftauchen
und
von
den
meisten
sofort
wieder
vergessen
werden,
während
die
wenigen
Klugen
sie
aufgreifen
und
etwas
daraus
machen.
Die
Zigarrenmarke
„Montechristo“,
der Musikhit „YMCA“,
die
„Men
in
Black“-Kinofilme
und
die
„Epic
Meal
Time“-Internetvideos,
um
nur
einige
Beispiele
zu
nennen,
entstanden
alle
aus
flüchtig
hingeworfenen
Ideen,
die
auf
fruchtbaren
Boden
fielen
und
seither
nicht
nur
Massen
an
Geld
einbringen,
sondern
auch
noch
Berühmtheit.
-
Ein
anderer
Aspekt
des
selben
Themas
sind
monumentale
Bauwerke,
die
vielleicht
nur
der
Laune
eines
Einzelnen
entsprangen
und
dann
allgemein
nützlich
wurden.
Schon
beim
Bau
der
ersten
ägyptischen
Pyramide
unter
Djoser
werden
genug
Leute
gemeckert
haben,
das
sei
doch
nur
Verschwendung
von
Steuergeldern,
in Wirklichkeit aber erwiesen sich
die
Pyramiden
als
Touristenmagneten,
die
seit
4'000
Jahren
Geld
ins
Land
bringen
und
Geschichtenerzähler,
Maler
und
Fotografen
inspirieren,
die
damit
wiederum
Geld
verdienen.
Das
Gleiche
gilt
für
die
Gärten
von
Versailles,
Schloss
Schönbrunn,
Neuschwanstein
oder
den
Eiffelturm:
jene
Charaktertypen,
die
zur
Zeit
ihrer
Entstehung
am
meisten
zu
motzen
hatten,
pflegen
heute
einen
Stolz
auf
diese
Bauwerke,
als
hätten
sie
sie
eigenhändig
errichtet
und
wenn
ihnen
daraus
Einnahmen
zufliessen,
zögert
kein
Moralprediger,
sie
zu
nehmen.
Ein
Musterbeispiel,
was
man
sogar
aus
architektonischen
Fehlschlägen
noch
machen
kann,
sind
sowjetische
Industrieruinen,
in
denen
1979
Andrej
Tarkowskis
„Stalker“
gedreht
wurde,
die
seitdem
noch
Inspirationen für
weitere
Filmemacher,
Fotografen,
Schriftsteller
und
Spieledesigner
abgaben sowie aktuell
die
chinesischen
„Geisterstädte“,
die
von
grössenwahnsinnigen
Beamten
in
die
Steppe
gebaut
wurden,
bis
die
Regierung
in
Beijing
das
ausdrücklich
verbot.
In
sage
und
schreibe
64
Millionen
Wohneinheiten
(Stand
2013)
lebt
kein
Mensch,
aber
sie
sind
gerade
deswegen
beeindruckende
Fotomotive
und
Filmkulissen,
bieten
Journalisten
Stoff
zum
Schreiben
und
wer
weiss,
was
man
in
fünf
oder
zehn
Jahren
daraus
machen
wird.
Übrigens
geben
sich
auch
auf
Europas
Burgruinen
Künstler
und
Touristen
die
Klinke
in
die
Hand,
es
finden
jahrein, jahraus Besichtigungen,
Fotoshootings,
Musikfestivals
und
sonstige Events statt,
die
so
manchen
Euro
in
die
Gegend
bringen.
-
Eine
„Gelegenheit“,
auf
die
dieses
Wort
schon
gar
nicht
mehr
richtig
passt,
ist
das
Internet.
Es
ist
eben
nicht
„gelegentlich“
verfügbar,
sondern
immer
und
überall,
spätestens
mit
spottbilligen
Smartphones,
Tablets
und
Wearables
sowie
mit
dem
allmählich entstehenden Open-Source-Netz.
Ich
bin
geradezu
süchtig
nach
Bildung
und
hole
sie
mir
dort
Woche
für
Woche,
weil
es
unmöglich
wäre,
so
viele
Museen,
Bibliotheken
und
Sehenswürdigkeiten
in
der
analogen
Welt
zu
besuchen,
so
viele
verschiedene
Schulungen
und
Vorträge
oder
mangels
eigener
Arabischkenntnisse
so
viele
Informationen
aus
jener
Region
zu
sammeln,
wie
sie
von
Al
Jazeera
English
geliefert
werden.
Man
kann
im
Netz
praktische
Hilfe
für
den
Alltag
bekommen,
etwa
für
die
Reparatur
eines
Fahrrads,
die
Installation
von
Software
oder
den
Umgang
mit
Essstäbchen,
sich
sowohl
im
Allgemeinen
über
verschiedene
Themen
informieren
mit
Dokumentationen
und
Lexika,
die
für
ein
breites
Publikum
gestaltet
sind
wie
auch
so
viele
Daten
zu
ein
und
derselben
Sache
sammeln,
dass
es
ein
komplettes
Studium
ersetzt,
einschliesslich
Vorlesungen
echter
Professoren.
Das
Programmieren,
diese
Magie
der
modernen
Welt,
lernt
man
auf
der
Codecademy
und
wenn
Sie
wissen
wollen,
wie
man
auch
ohne
heutige
Technik
eine
arme,
ja
wahrhaft
elende
Landschaft
zum
Blühen
bringt,
dann
lesen
Sie
z.B.
das
online
verfügbare
Buch
„Der
Landarzt“
von
Balzac
(Link:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-landarzt-4841/1),
weitere Klassiker sind etwa die „Vorträge über Ingenieur-Wissenschaften“ von 1870, gratis bei Google Books (Link: http://books.google.de/books?id=ayVCAAAAcAAJ&pg=PR1&dq=polytechnischen+schule+zu+aachen&hl=de&sa=X&ei=bshgVJinIcHfPfGhgMgE&ved=0CDMQ6AEwAA#v=onepage&q=polytechnischen%20schule%20zu%20aachen&f=false)
oder „Fundgrube - 1000 praktische Tips“ (Link: http://gutenberg.spiegel.de/buch/fundgrube-1000-praktische-tips-4493/1). Jedesmal kann man sehen, wie man auch auf anderen Technologiestufen als der unseren zurechtkommt
und in die gleiche Kerbe schlagen Handwerkstechniken (Links: Schmieden: https://www.youtube.com/watch?v=TvTtMmvE3t8;
Mauern: https://www.youtube.com/watch?v=4iQLxqM8zwM)
oder was auch immer.
weitere Klassiker sind etwa die „Vorträge über Ingenieur-Wissenschaften“ von 1870, gratis bei Google Books (Link: http://books.google.de/books?id=ayVCAAAAcAAJ&pg=PR1&dq=polytechnischen+schule+zu+aachen&hl=de&sa=X&ei=bshgVJinIcHfPfGhgMgE&ved=0CDMQ6AEwAA#v=onepage&q=polytechnischen%20schule%20zu%20aachen&f=false)
oder „Fundgrube - 1000 praktische Tips“ (Link: http://gutenberg.spiegel.de/buch/fundgrube-1000-praktische-tips-4493/1). Jedesmal kann man sehen, wie man auch auf anderen Technologiestufen als der unseren zurechtkommt
und in die gleiche Kerbe schlagen Handwerkstechniken (Links: Schmieden: https://www.youtube.com/watch?v=TvTtMmvE3t8;
Mauern: https://www.youtube.com/watch?v=4iQLxqM8zwM)
oder was auch immer.
Alle
diese
Informationen
sind
gratis,
man
braucht
sie
nur
zu
benutzen
und
wenn
man
den
Videos
ein
„Daumen
hoch“
gibt,
sind
die
Macher
glücklich.
Die
historischen
Dimensionen
lassen die
Bedeutung
einer
solchen
Wissensmaschine
noch
grösser
erscheinen.
In
der
frühen
Neuzeit
waren
Landkarten,
die
einen
noch
nicht
allgemein
erschlossenen
Teil
der
Erde
zeigten,
eine
derart
wichtige
Informationsquelle,
dass
sie
von
den
Regierungen
als
Staatsgeheimnis
behandelt
und
von
anderen
Regierungen
nach
Kräften
ausspioniert
wurden,
im
18.
Jahrhundert
war
die
Dampfmaschine
für
alle
Geheimdienste
das
grosse
Ding
überhaupt,
im
20.
versuchte
der
kommunistische
Block,
dem
Westen
auf
den
Fersen
zu
bleiben
und
setzte
dabei
auf
Spionage
und
Technologieschmuggel
in
gigantischem
Ausmass.
Besonders
dramatisch
formulierte
Goethe
diesen
Sachverhalt,
denn sein
Doktor
Faust
schliesst
einen
Pakt
mit
dem
Teufel,
„dass
ich
erkenne,
was
die
Welt
/ im
Innersten
zusammenhält“.
Heute
dagegen
hat
jedes
Kind
Online-Zugriff auf präzise Landkarten,
die
durch
früher
undenkbare
Satellitenfotos
ergänzt
sind,
Dampfmaschinen
können
spielerisch
einfach
und
dennoch
exakt
gebaut
werden,
über
Kernspaltung wie über Kernfusion kann
man
per
Mausklick
alles
wissen,
was
es
zu
wissen
gibt,
Baupläne
für
alle
Arten
von
Flugzeugen,
Raketen,
Supercomputern
und
Raumanzügen
gibt
es
gratis
und
wer
nicht
selbst
bauen
will,
kauft
ebenfalls
per
Mausklick
die
Fertigprodukte,
ein
nagelneuer
Raumanzug
etwa
kostet
nur
zwölf
Millionen
Dollar,
während Deutschland,
in Dollar umgerechnet, pro
Jahr
über 260 Millionen für
Theater-
und
Filmsubventionen
(!) ausgibt.
Es
erscheint
folglich als
Absurdität,
technische
oder
wissenschaftliche
Informationen
durch
Spionage
erhalten
zu
wollen,
denn
der Kaufpreis für die Dinge, die es noch nicht gratis gibt, ist
geringer als der Aufwand für Rekrutierung, Ausbildung und Einsatz
eines Spionageteams und mir
persönlich
ist
es
unbegreiflich,
dass
die
entsprechenden
Webseiten
nicht
permanent
überlastet
sind,
wo
Bildung
doch
so
ungeheuer
wichtig
ist.
Lernt,
Leute,
lernt,
denn
man
kann
niemals
genug
Wissen
haben!
Auch
wer
Gutes
tun
will,
kann
das
im
Netz
nach
Herzenslust.
Von
der
Korrektur
von
Rechtschreibung
und
Grammatik
in
der
Wikipedia
über
das
Aufbereiten
neuer
Informationen
im
Allgemeinen
und
Antworten
auf
Einzelfragen,
von
Geldspenden
über
das
Unterzeichnen
von
Online-Petitionen
bis
zur
Bereitstellung
von
Webspace
für
diesen
oder
jenen
Zweck.
Und
wer
irgendwohin
gehen,
fahren
oder
fliegen
will,
um
dort
etwas
zu
leisten,
der
findet
im
Internet
die
beste
Route
und
ein
Flugticket
ebenso
wie
eine
Umzugsfirma.
Last
but
not
least
kann
man
mit
dem
Netz
an
sich
Geld
verdienen,
sei
es
als
Programmierer
oder
Netzwerktechniker,
mit
einem
Blog
oder
Vlog,
als
Verkäufer
bei
Ebay,
professioneller
Gamer,
Crowdfunder,
Sicherheitsexperte,
mit
Katzenvideos
auf
Youtube
oder
als
Mitarbeiter
bei
„Mechanical
Turk“,
„Fanslave“,
„Streetspotr“,
„Cash4feedback“
und
„AppJobber“,
was
alles
unendlich
viel
Arbeit
liefert.
Dass
einen
andere
Leute
zum
„Experten“
küren,
wenn
man
nur
ein
bisschen
herumsurft
und
man
so
auch
noch
sein
Sozialprestige
erhöht,
sei
nur
der
Vollständigkeit
halber
erwähnt.
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